Als es im Mittelalter noch keine Zitronen gab: Scharbockskraut

Jetzt ist es wieder März/April, und in feuchten hellen Wäldern und Rainen (und auch in unserem Garten…) sprießt das Scharbockskraut. Das erkennt man an den bodendeckenden, niedrigen frischgrünen Blattteppichen und vor allem an den vielen gelben sternförmigen Blüten, deren Form erstaunlich variabel ist: Sie tragen acht und mehr Blütenblätter.

Scharbockskraut zeigt Blüten mit 8 und mehr Blütenblättern
(Foto: Blume)


Wer weiß heute schon noch, welche Rolle diese Pflanze einst in der Volksmedizin gespielt hat? Darüber gibt der Name der Pflanze Aufschluss:

Scharbock ist das eingedeutschte lateinische Wort scorbutus. Damit beschrieb man schon im Mittelalter eine Krankheit, die Leute vor allem im Spätwinter bzw. im Frühjahr befiel und die wir heute als Skorbut - also Vitamin C-Mangel - bezeichnen. (Zur genauen Herleitung des Namens klicke hier.)

Irgendwie haben die von Skorbut geplagten Leute im Mittelalter mitbekommen, dass die gelben Frühjahrsblümchen gegen Zahnausfall, Gewebsblutungen und körperliche Schlappheit halfen. Sie machten aus der Pflanze Salate, Süppchen und Tees - natürlich ohne zu wissen, dass die Pflanze besonders reich an Vitamin C reich ist.

Sie konnten natürlich auch nicht wissen, dass Chemiker diesen Stoff heute Ascorbinsäure nennen - der Stoff, der gegen Scharbock hilft.

Dumm nur, wenn die Leute zu lange mit dem Zubereiten ihrer Heilmittel warteten: Die Pflanze gehört zu den Hahnenfußgewächsen, und die neigen mit der Reifung zur Bildung von Protoanemonin. Das ist ein Gift, das als Allergen Hautausschläge und auch eine Reihe von bösen Verdauungsstörungen verursacht. Zum Protoanemonin klicke hier und lies die Frage/Antwort 1827.


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Letzte Überarbeitung: 25. April 2012, Dagmar Wiechoczek