Ferdinand Friedlieb Runge und die Chromatographie

Experimente:
Versuch: Runges Weinfleck
Versuch: Runge-Bild


Der deutsche Chemiker Ferdinand Friedlieb Runge (1794-1867), der Entdecker der Stearinkerze, des Anilins und des Phenols sowie des Coffeins, gilt als Entdecker der Chromatographie.

Es geht das Gerücht herum, dass Runge zum Entsetzen seiner Frau Rotwein auf ihrem Tischtuch aus teurem Damast (einer Art Edelleinen) verschüttete. Er soll als Erster die chromatographische Auftrennung von Weinfarbstoffen registriert haben (-> Versuch). Im Interesse der historischen Wahrheit muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Runge zeitlebens Junggeselle war.

Bild 1: Trennung eines Rotweinfleckes auf einem Leinentuch
(Foto: Steffi)


Runge beschäftigte sich wohl eher mehr unter ästhetischen-spielerischen als unter analytischen Gesichtspunkten mit den Prinzipien der Chromatographie. Er machte nämlich zufällig die Beobachtung, dass sich beim Auftropfen einiger Lösungen auf Saugpapier beim Ausbreiten konzentrische Ringe bildeten (-> Versuch). Wenn er das Papier zuvor mit anderen Substanzen imprägnierte, erhielt er noch prächtigere Bilder.

Bild 2 (Foto: Steffi)


Ein Beispiel für ein Kunstwerk Runges - chemisch unter die Lupe genommen
Imprägniert man wie im Versuch ein Filterpapier mit einer Kaliumhexacyanoferrat-(II)-Lösung und tropft in die Mitte des imprägnierten Papiers eine Kupfersulfat-Lösung, dann bildet sich das schwerlösliche, dunkelbraune Komplexsalz Kupferhexacyanoferrat(II).

CuSO4 + K4[Fe(CN)6] ———> Cu2[Fe(CN)6] + 2 K2SO4

Tropft man, nachdem die Kupfersulfat-Lösung einigermaßen trocken ist, Kalilauge auf das Zentrum des Filterpapiers, so wird der braune Komplex zersetzt. Es bildet sich das "Bremer Blau" (Cu(OH)2).

Cu2[Fe(CN)6] + 4 KOH ———> 2 Cu(OH)2 + K4[Fe(CN)6]

Dazu kommt es noch zu Ringbildungen aufgrund von Konzentrationsunterschieden. Dies Phänomen ist auch bei den Liesegangschen Ringen zu beobachten.

"Professorenkleckse" nannte Runge selbst seine eigentümlichen farb- und strukturreichen Bilder, die er ohne Farben und Pinsel herstellte. Er, der sich als "Künstler der anorganischen Moleküle" sah, ließ diese Bilder übrigens von Schulkindern produzieren und verkaufte sie an sein Publikum.


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Letzte Überarbeitung: 01. September 2004, Dagmar Wiechoczek