Toxizität, Belastung von Medien und Grenzwerte der Dioxine

Toxizität der Dioxine
Die Toxizität ist 10.000 x so groß wie die von Zyankali (KCN) und 500 x so groß wie die von Strychnin. Zur Wirkung sind 100-1000 Moleküle/Zelle nötig, was mit dem biochemischen Mechanismus (Wechselwirkung mit Rezeptoren) übereinstimmt. (Vergleiche hierzu die Webseite Vom Sinn der Molmassen.)

Alle Mengenangaben sind TE-Werte.

Die Werte der letalen Dosis sind (für den Menschen geschätzt):

LDmin
Mensch 1 g/kg KG (Körpergewicht) (= 1 mg/t)
Meerschweinchen 0,5 g/kg
Ratte 25 g/kg
Hamster 5000 g/kg

LD50
Mensch 1000 µg/kg KG (?) (= 1 g/t)

Die Symptome einer Vergiftung mit Dioxinen sind:

Exemplarische Belastungswerte (TE) der Menschen mit Dioxinen
Tägliche Belastung 2 pg/kg KG (Körpergewicht) / Tag
- durch Atemluft 0,03 pg/kg KG/Tag
- durch Nahrung
   10 % pflanzlich
   90 % tierisch
> 1,3 pg/kg KG/Tag
davon allein 60 % aus Fleisch-, Milch- und Ei-Produkten
Exemplarische Dioxingehalte:
Kuhmilch, Butter 2 ng/kg Fett
Eier, Fleisch 2 ng/kg Fett
Heringe 5 ng/kg Fett

Am Ende der Nahrungskette stehen die Schwächsten:
Muttermilch 15-30 ng/kg Fett
Säugling nimmt auf
(mehr als 10fache ADI-Dosis; siehe unten)
147 pg/kg KG/Tag

Grenzwerte für Dioxin-TE in belasteten Medien
Rauchgas
0,1 ng/m3

Böden, Wasser
0,1 ng/kg

Lebensmittel
Keine Höchstmengen-Angaben
Angestrebt < 0,9 ng/kg Fett
(Entspricht der Umweltgrundbelastung)

NOEL für Menschen (No Effect Level)
1 ng/kg KG/Tag

ADI für Menschen (Accepted Daily Intake; tolerierbare Aufnahme) = NOEL/100-1000
1-10 pg/g KG/Tag

Erlaubte Höchstbelastung des Menschen
4 pg/kg KG/Tag
Diskussion: 10 pg/kg KG/Tag
In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass Dioxine Kumulationsgifte sind.

Dioxine sind Kumulationsgifte
Sie reichern sich im Fettgewebe der Tiere/Menschen an. Das ist die Folge der hohen Persistenz der Dioxine. Das erkennt man an den Halbwertszeiten: Im Menschen 5-10 Jahre, im Boden 160 Jahre.

Folglich findet man beim Menschen je nach Exposition 10-40 ng TE /kg Körperfett.

Wenn man Körper-Aufnahme von Dioxinen und ihren Abbau bzw. Ausscheidung miteinander in Beziehung setzt, kommt es zu Sättigungskurven, deren Verlauf vom ADI und der Halbwertszeit abhängt. Das zeigt die Graphik.
Die akzeptable tägliche Dosis (ADI-Wert) wird als 4 pg TE je Kilogramm Körpergewicht (in der Graphik als LG abgekürzt) angegeben, ist aber wahrscheinlich viel zu hoch.
Bei einem ADI von 4 pg/kg kommt es zu Kumulationen im menschlichen Fettgewebe bis zu etwa 9.000 pg/kg (= 9 ng/kg). Bei höheren ADI-Werten wie 10 pg/kg, wie sie im Gespräch sind, sind die Anreicherungswerte über die Lebenszeit des Menschen hinweg wesentlich höher: Bei einer Halbwertszeit von 5 Jahren etwa 25 ng/kg, bei 10 Jahren sogar 50 ng/kg.

Wenn es um Kumulationsgifte geht, ist die Verdünnung von Abgas oder Abwasser kein Mittel zur Reinigung der Umwelt ("Dilution is no solution for pollution").


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Letzte Überarbeitung: 22. April 2007, Dagmar Wiechoczek