Essig im häuslichen Umfeld
Experimente:
Versuch: Nachweis von Essig in Lebensmitteln
Versuch: Quantitative Titration von Haushaltsessig
Versuch: Farben aus weißen Pulvern. Aspirin und Paracetamol im Vergleich
Versuch: Untersuchung von Essigsaurer Tonerde (Aluminiumacetat)
Versuch: Versuche zu Ammoniumacetat
Essigsäure ist überall wichtig
In der Industrie spielt Essigsäure bei der Herstellung von Kunststoffen wie zum Beispiel Acetatseide,
Duftstoffen, Farbstoffen usw. eine wichtige Rolle. Aber auch als Lösemittel ist es wichtig, zum
Beispiel bei den Organosolv-Verfahren: Essigsäure ist ein
hervorragendes Lösemittel für Lignin, das bei diesem Verfahren nicht erst in die wasserlösliche
Ligninsulfonsäure überführt werden muss. Aus Essig werden industriell auch viele andere Substanzen
hergestellt. Man spricht von Derivaten wie Halogenessigsäuren, Acetonitril, Essigsäureanhydrid und
so weiter - davon hier mehr.
Essig finden wir auch in der häuslichen Umgebung, mehr als wir denken.
Essigsäure in der Lebensmittelzubereitung
Wir finden Essigsäure in vielen Lebensmittelzubereitungen (-> Versuch).
Die Essigsäure ist - in entsprechender Verdünnung - unschädlich; sie ist sogar ein körpereigener Stoff, da sie als Zwischenprodukt beim Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel entsteht. (Dazu hier mehr!)
Beachten müssen wir aber den Unterschied zwischen Essig und Essigessenz. Letztere ist eine hochkonzentrierte Essigsäurelösung, die ätzend wirkt.
Haushaltsessig enthält etwa 5 % Essigsäure (-> Versuch).
Zunächst einmal ist Essig ein Würz- und Genussmittel ("Sauer macht lustig"). Man spricht sogar von der Gruppe der Genusssäuren, zu der (neben Milchsäure, Citronensäure oder Traubensäure) auch Essig(säure) zählt. Die haben sogar eigene E-Nummern. Essig ist zum Beispiel E 260.
Essig dient weiter als Lebensmittel-Konservierungsstoff zum Schutz durch Säuerung. Denn in 2-3%iger Essigsäure sind Krankheiten erregende Bakterien sowie Pilze nicht mehr lebensfähig.
Mit Essig kann man auch den Fischgeruch bekämpfen. Denn die Amine, nach denen verdorbener Fisch riecht, werden dadurch salzartig gebunden. Vielen stinkt der Fisch dann aber nach Essig... Besser ist es deshalb, Zitronensaft statt Essig zu nehmen.
Essig und Waschen
Mit Essig soll man verblasste Farben wieder beleben können, indem man bei bunten Kleidern dem Spülwasser
etwas Essig zusetzt. Grund: Essigsäure löst den "Grauschleier" aus dem Gewebe. Der wird durch feine
Kalksteinablagerungen verursacht. Damit hat Essig auch die Wirkung eines Enthärters. Manche Leute
lieben den Geruch so behandelter frischer Wäsche geradezu.
Essig in der häuslichen Medizin
(Foto: Daggi)
In der Arzneimittelindustrie spielt Essigsäure bei der Herstellung von Aspirin,
Paracetamol und Phenacetin eine Rolle (-> Versuch).
Essigsaure Tonerde ist basisches Aluminiumacetat (-> Versuch). Es wirkt als mildes Antiseptikum und kühlt bei Entzündungsprozessen.
Essigsäure wird in Form von Speiseessig gegen orale Laugenvergiftungen empfohlen. Gegen Verätzungen der Atemwege durch Ammoniakgas sollen als Gegenmittel Essigsäuredämpfe (von verdünnter Essigessenz) wirken. Dabei bildet sich neutrales Ammoniumacetat (-> Versuch).
Glücklicherweise nicht in jedem Haushalt vorhanden, aber wichtig: Der Morphin-essigsäure-diester, bekannt als Heroin. Das hat man hat früher als Hustenmittel verkauft. Es wurde aber rasch zurückgezogen, nachdem sein Suchtpotential deutlich wurde. Heute nimmt man stattdessen als Hustenmittel Codein, den Monomethylether von Morphin, dessen Suchtpotential sehr gering ist.
Weitere Texte zum Thema „Essig“