Oolith - Keine versteinerten Fischeier

Manche Steine sehen aus, als wären sie aus Rogen gemacht, also aus Fisch-Eiern. Man nennt sie deshalb auch Rogenstein oder Oolith (griechisch oon, Ei, lithos, Stein). Ungewöhnlich ist allerdings die Übersetzung „Eierstein“, wie es jüngst in einer Zeitschrift zu lesen war.

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Bild 1: Oolith auf einem Ammoniten (Macrocephalites; Dogger Eta bis Zeta). Durchmesser 6 cm
(Foto: Alex Blume)


Diese Steine findet man in verschiedenen Formationen, so z. B. schon im Ordovicium. Am besten bekannt sind sie bei uns aus den Unterformationen des Jura, so im unteren Weißjura (Korallen-Oolith) oder im „Hauptrogenstein“ im mittleren Braunjura (Dogger/Bajoc und Bathon).

Genau genommen sind es 0,5-2 Millimeter große Konkretionen, die allerdings nicht durch Sammelkristallisation gebildet wurden. Man darf sie auch nicht mit Sandkörnern verwechseln!

Bemerkenswert ist ihre biologische Entstehung, die man gut nachvollziehen kann, weil es auch heute noch Stellen gibt, wo sie entstehen, so z. B. auf der Bahamas-Bank. (Dies ist wieder einmal ein schönes Beispiel für das Prinzip des Aktualismus.)

Voraussetzung ist ein unruhiges, warmes Flachwasser, das nur wenige Meter tief sein darf. Im bewegten Wasser befinden sich viele Schwebeteilchen. An diese lagern sich Kalk bildende (Kalk ausscheidende) Algen an, die zum Leben Fotosynthese betreiben müssen (daher die notwendigerweise geringe Wassertiefe!). Der Kalk entsteht auf folgende Art und Weise:

Im Wasser befinden sich Bicarbonat-Ionen. Sie sind Substrat für die Fotosynthese der Algen. Formal können wir das so beschreiben:


Pro Mol Glucose entstehen also 6 Mol Carbonat-Ionen. Die bilden mit den im Wasser reichlich vorhandenen Calcium-Ionen Calciumcarbonat, also letztlich Kalkstein. (Wie wichtig das für uns heute ist, kann man hier nachlesen.)

So lagern die Algen als Folge ihres Wachstums Kalkschicht um Kalkschicht auf den Schwebeteilchen ab. Wenn diese zu schwer geworden sind, sinken sie zu Boden und bilden nach Verfestigung des Sediments den sandsteinartigen Oolith. Bindemittel der einzelnen Oolith-Konkretionen im sich verfestigenden Sediment sind Calcit.

Neben diesen reinen Kalk-Oolithen wie auf den Bahamas gibt es auch Oolithe, die neben den Kalkschichten auch Schichten von Eisen(III)-oxid und Silicaten enthalten. Beide Stoffgruppen gelangten durch untermeerischen Vulkanismus ins Wasser. Diese Eisen-Oolithe entstanden durch ein Wechselspiel zwischen Kalkalgen und Bakterien. Letztere besiedelten die Kalkausscheidungen der Algen, lebten von den Algenresten und lagerten ihrerseits Eisenoxid ab. Dann gab es wieder Kalkschichten, dann wieder Eisenoxid (usw.).
Bindemittel der einzelnen Eisen-Oolith-Konkretionen im sich verfestigenden Sediment sind neben Calcit jetzt auch die Silicate. Da diese sich gut in Alkalien lösen, kann man die Fossilien mit KOH präparieren.

Der Eisengehalt dieser Oolithe ist übrigens so hoch, dass es sich lohnt, sie bergmännisch abzubauen – wie es z. B. an der Porta Westfalica der Fall war. Da sie wegen des großen Kalkanteils vorwiegend basische Gesteine waren, wurden sie statt Kalk zur Schlackenbildung zur Verhüttung den sauren Eisenerzen (wie z. B. dem Minette-Erz) zugeschlagen – was die Eisenausbeute erhöhte. Zum Transport diente übrigens der Mittellandkanal. Ziel der Transporte waren zur Nazi-Zeit die „Hermann Göring-Werke“ in Salzgitter. Was von den Seilbahnen, die vom Bergwerk zum Hafen führten, herunterfiel, erfreute lange Zeit wenigstens die Sammler…

In den Oolithgesteinen sind im Allgemeinen sehr schöne Fossilien enthalten. Da die Oolithe im Verlauf der Sedimentverfestigung nicht sacken können, blieben diese Fossilien vollkörperlich intakt.


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Letzte Überarbeitung: 22. Juli 2008, Dagmar Wiechoczek