Der Solnhofener Schiefer

Solnhofen bei Eichstätt ist eine geologisch berühmte Stelle. Dort kommt ein Schiefer vor, den man unglaublich gut spalten kann. Außerdem ist er so feinkörnig, dass er von Steinstechern genutzt werden konnte. Nach diesen Leuten heißt der Schiefer auch Lithographenkalk („Stein zum Zeichnen“). Mit solchen geritzten Platten wurde dann gedruckt („Steindruck“). Das war bis zur Erfindung der Verfahren zur Umsetzung von Fotos in Druckbilder (wie Offset- oder Rastertiefdruck) die Methode der Zeit. Man hat sogar Steinritz-Bilder nach Fotovorlagen angefertigt, wie ein Blick in Zeitungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt.

Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass es noch eine weitere Fundstelle für diesen Schiefer gibt, nämlich bei Nusplingen auf der Schwäbischen Alb.


Wie der Solnhofener Schiefer entstand
Schiefer ist ein schillernder Begriff: Damit bezeichnet man alle möglichen Gesteine mit der Eigenschaft leichter Spaltbarkeit und sagt nichts über ihre Entstehung aus. So ist der Lithographenschiefer ganz anders als der Schieferton unserer Tongruben oder der alpine Tonschiefer entstanden.

Der Lithographenkalk ist eine typische Bildung des obersten Weißjura (Malm Zeta oder Portland). Seine Schieferspaltschichten bestehen aus fast reinem Kalk. Das heißt aber nicht, dass es sich um Kalkschiefer handelt. Der entsteht durch Sammelkristallisation aus Mergel. Der Kalk von Solnhofen entstand übrigens aus feinst zerriebenen Muschel- und anderen Tierschalen – wie auch der gesamte Jura-Kalkstein.

Bei der Sedimentierung wechselten Tonmineralien und Kalkstein ab. Diese Sedimentierung erfolgte fast rhythmisch: Es legte sich eine dünne Tonschicht auf eine reine Kalkschicht, dann folgte wieder eine Kalkschicht (und so weiter). Aus diesem Grunde lassen sich die Platten so hervorragend spalten.

Alles weist darauf hin, dass die Bindungsumstände des Kalkschiefers lebensfeindlich waren. Es gibt deshalb auch keine Spuren von Bodenleben. Andererseits muss das Land nicht gar zu weit entfernt gewesen sein, sonst gäbe es keine versteinerten Libellen – oder andere Landtiere.

Seine Bildung erfolgte in Riffwannen. Merkwürdig ist, dass dieser Schiefer auf ähnliche Art und Weise entstand wie der Ölschiefer aus dem Lias Epsilon. So sind tiefere Schichten des Portland aufgrund der organischen Bestandteile noch dunkel gefärbt. Bei oberflächennahen Schichten allerdings, wie sie bei Eichstätt und Solnhofen anstehen, wurde das Bitumen oxidiert, seine Reste durch Sickerwasser herausgespült.


Im Lithographenschiefer sind prächtige Fossilien enthalten
Aufgrund der feinen Sedimente wurden selbst die kleinsten Einzelheiten nachgebildet – wie z. B. Vogelfedern. Bekannt wurde dieser Schiefer deshalb vor allem durch die Funde von Kleinsauriern oder des berühmten Urvogels Archeopteryx.

In erster Linie findet man aber Meerestiere, wie z. B. diesen Langschwanzkrebs (Bild 1).

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Bild 1: Krebs aus dem Solnhofener Schiefer (Aeger armatus; Malm Zeta). Länge 10 cm
(Foto: Blume)


Solche Stücke kann man selbst finden. Glücklicherweise sind einige Abraumhalden für Besucher geöffnet, so dass man das eine oder andere Schnäppchen (wie z. B. einen kleinen versteinerten Fisch, der wie eine Sprotte aussieht (Bild 2)) machen kann. Aber Geduld ist gefragt, und dazu benötigt man gute Spaltwerkzeuge wie feine, aber breite Keile. Am besten geeignet sind angeschliffene Malerspatel und leichte Hämmerchen.

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Bild 2: Fisch aus dem Solnhofener Schiefer (Leptolepis sprattiformis; Malm Zeta). Länge 5 cm
(Foto: Blume)


Allerdings sind die Fossilien nicht voluminös, sondern deformiert, ja geradezu platt gedrückt. Dennoch sind selbst feinste Knöchelchen erhalten, wie man im Bild des Fischchens erkennt.


Pseudofossilien
Im Solnhofener Schiefer findet man ab und zu pflanzenartige Abdrücke, die an versteinertes Moos erinnern (Bild 3). Auch wenn diese Bildungen hübsch aussehen: Es handelt sich um Scheinfossilien (Pseudofossilien). Man nennt sie auch Dendriten (griech. dendron, Baum).

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Bild 3: Dendriten in Solnhofener Schiefer. Links auf der Basis von Eisen(III), rechts Mangan(IV).
Fußbodenplatte in der Barockkirche St. Michael von Salmendingen (Schwäbische Alb)
(Foto: Blume)


Sie sind rein mineralischer Herkunft und bestehen aus braunen Eisenoxiden oder aus schwarzem Braunstein. Dass letzterer nur wasserhaltiges Mangan(IV)-oxid (MnO2 · n H2O) ist, kann man mit einem Versuch beweisen. Diese Dendriten sind durch Sammelkristallisation entstanden – oft um Fossilien herum (Bild 2), deren mineralische Bestandteile als Kristallisationskeime dienten. Interessant ist, dass die Sammelkristallisation immer längs der Schieferschichten verläuft.


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Letzte Überarbeitung: 27. August 2008, Dagmar Wiechoczek