Die spektrale Sensibilisierung

Experimente:
Versuch: Die Empfindlichkeit von Silberbromid für verschiedene Spektralfarben
Versuch: Die Belichtung eines Schwarzweiß-Positivpapiers durch ein Farbdia oder Farbnegativ


Wie du sicher weißt, hat unser weißes Licht nicht nur eine Farbe, sondern setzt sich aus einem ganzen Spektrum zusammen.

Das Spektrum des sichtbaren Lichts (Foto: Blume)

Beim Fotografieren möchte man seine Umwelt möglichst originalgetreu abbilden. Das gelingt aber nur, wenn der Film für alle Bereiche des sichtbaren Lichtes empfindlich ist.
Bis 1873 war das unmöglich, weil Silberhalogenide nur im ultravioletten bis blauen Spektralbereich (100-500 nm) absorbieren (-> Versuch).
Das hatte merkwürdige Folgen: Wenn man früher z. B. eine Person mit rotem Pullover fotografierte, so war dieser Pullover auf dem Negativ farblos, auf dem Positiv schwarz. Vor allem störte das auch bei den rot geschminkten Lippen... Das liegt daran, dass die Energie des roten Lichts nicht ausreicht, um Silberbromid zu zersetzen. Deshalb sprach der Film auch nicht an und wurde nicht belichtet.

Zum Versuch ist noch etwas anzumerken: Es wurde gesagt, dass Silberbromid nur für Blaues Licht empfindlich ist. Warum reagieren dann aber Purpur und Blaugrün? Es handelt sich um Farben, die jeweils einen blauen Anteil beinhalten.

(Lies hierzu die Webseite.)

Schließlich entdeckte man die spektrale Sensibilisierung, wodurch die Empfindlichkeit der Silberhalogenide auf das ganze sichtbare Spektrum erweitert wurde.
Dadurch konnten alle Farben vom Film registriert und in Grau-Schwarz-Töne umgesetzt werden. Der rote Pullover war auf dem Foto von nun an kein schwarzer Fleck mehr, sondern erhielt die seiner Helligkeit entsprechende Tönungsabstufungen.


Als Sensibilisatoren dienen spezielle Farbstoffe, z. B. aus der Gruppe der Polymethinfarbstoffe, die leichter als das reine Silberhalogenid angeregt werden können. Je nach Konzentration und Zusammensetzung sensibilisieren sie den Film für einen bestimmten Bereich des Spektrums.

Name des Farbstoffs Sensibilisierungsmaximum sichtbare Farbe
Pyrrolintrimethin 450 nm gelb-orange
Benzthiazoltrimethin 557 nm violett
Pinacyanol 607 nm blau


Typische Sensibilisatoren für die Fotoemulsion


Es gibt heute eine unübersehbar große Anzahl an Sensibilisatoren. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, Silberhalogenide auch für energieärmeres Licht, wie rotes, grünes oder infrarotes empfindlich zu machen. Sie wirken, indem sie die Lichtenergie aufnehmen, sammeln und an die Silberhalogenidkristalle weitergeben. So können diese dann zur Bildung des latenten Bildes in Silber- und Bromatome zerlegt werden.
Die Sensibilisierung hat aber auch praktische Nachteile: So muss der voll sensibilisierte Film in absoluter Dunkelheit aus der Kamera genommen und entwickelt werden.
Das Positivpapier dagegen ist nicht sensibilisiert, da man sonst nicht den Ablauf der Positiventwicklung beobachten und steuern könnte. Deshalb ist die Beleuchtung der Dunkelkammer gelb oder rot.
Die fehlende spektrale Empfindlichkeit des Positivpapiers kannst du auch zeigen, indem du ein Farbfilmnegativ oder ein Farbdia, das viele rote Gegenstände zeigt, zur Belichtung des Positivs verwendest und das Bild dann entwickelst (-> Versuch). Du wirst sehen, dass die meisten Flächen weiß geblieben sind.


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Letzte Überarbeitung: 07. Oktober 2005, Dagmar Wiechoczek