Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 127
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F: Im Rahmen von Abiturklausuren trat folgende Frage auf: Darf die Hydroxylgruppe immer Wahlweise mit der Endung -ol oder der Vorsilbe Hydroxy.. bezeichnet werden?
Bsp: nach den IUPAC-Regeln ist sicher richtig: 3-Methyl-butan-2-ol; ist es korrekt, statt dessen zu benennen: 2-Hydroxy-3-methyl-butan?
Anderes Problem: was ist richtig: oder 3-Amino-butan-2-ol oder 3-Hydroxy-butyl-2-amin oder...
Gibt es ein übersichtliches Nomenklaturwerk, das die Schulbedürfnisse abdeckt?


A: Was heißt "dürfen"? Da Sie kein juristisches Gutachten oder eine Arbeit für JACS, also für das Journal of American Chemical Society zu erstellen haben, welche auch einen Norm-Ausschuß befriedigen müssen, können Sie meines subjektiven Erachtens nach schreiben und sagen, was Sie wollen. Nichts nervt nach meiner Erfahrung Schüler so sehr wie das Erlernen abstruser Regelwerke, die für wissenschaftliche Veröffentlichungen und für das Wiederfinden in den Chemical Abstracts gemacht worden sind.
Sie können deshalb beispielsweise für die Verbindung CH3OH im Unterricht sagen oder schreiben: Hydroxymethan, Methylalkohol, Methanol, Ce-Hdrei-Oh-Ha, Holzgeist, Blindmacher und so weiter... Hauptsache, die gewählte Bezeichnung passt in den Kontext. (Hier haben wir sie endlich, die "Chemie im Kontext"...) Es gibt nur eine Bedingung: Was gesagt wird, muss richtig und eindeutig sein.

Zur zweiten Frage: IUPAC-Regeln gehen meines Wissens bei den Substituenten alphabetisch vor. Richtig ist also: 2-Amino-3-hydroxy-butan. Im Unterricht würde ich dagegen die Substanz "in question" in den Vordergrund stellen. Sprechen Sie also von einem substituierten Alkohol, so sagen Sie "3-Amino-butan-2-ol". Beim substituierten Amin heißt es folglich "2-Hydroxy-butyl-3-amin".

Zur dritten Frage: Ein Regelwerk für die Schule ist mir nicht bekannt.

Zum Schluß ein Appell an Sie: Bitte, erschlagen Sie die Schüler nicht mit diesem formalistischen Quatsch. Sie verlieren nur Ihre Kundschaft... Leider gibt es unter den Lehrern und Bildungsplanern immer noch zu viele Leute, die mehr auf die Einhaltung der Nomenklatur und der DIN achten als auf die Freude an der Chemie!


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F: Ich wollte gern die Aspirinsynthese ausprobieren.
Die Reaktionsbedingungen sind mir bekannt. Aber ich habe ein Problem: Zur Synthese fehlt mir das Essigsäureanhydrid (Acetanhydrid) bzw. das Essigsäurechlorid das man scheinbar als Privatperson ohne Sondergenehmigung nicht kaufen kann da es unter die Chemikalienverbotsordung fällt.
Nun meine Frage: Ich habe im Internet einen Artikel gelesen das man es aus Reaktion von Natriumacetat und Acetylchlorid und durch nachfoldende Destillation herstellen kann. Ich kenne jedoch die Reaktionsbedingungen bzw. den Versuchsaufbau nicht, könnten Sie mir weiterhelfen.
Wenn Sie diese Frage nicht beantworten möchten habe ich dafür Verständniss
Da mir bekannt ist das man mit dem Acetanhydrid ja auch z.B. aus Morhium Heroin herstellen kann.


A: In welchem Rahmen wollen Sie das Aspirin herstellen? Wenn Sie Lehrer sind, haben Sie mit der Beschaffung von Essigsäureanhydrid kein Problem. Ein Brief der Schule mit Dienstsiegel reicht völlig. Firmen wie Merck haben auch schon Formblätter für diese Zwecke, die man bei der Bestellung ausfüllen muss.
Zur geplanten Eigensynthese des Anhydrids: Man kann ihn tatsächlich so herstellen. Aber mich verwundert beim Lesen Ihrer Mail eines ganz besonders: Acetylchlorid ist das gleiche wie Essigsäurechlorid... Weil Sie das nicht wissen, scheinen mir Ihre Kenntnisse in Chemie doch so gering zu sein, dass Sie auf die Synthese verzichten sollten. Sie ist nicht ganz ungefährlich und außerdem entstehen viele Abfallstoffe.


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F: Ich habe eine wichtige Frage betreffend Bleitetraethyl als Antiklopfmittel. In meiner heute geschriebenen Chemie LK Abiklausur kam die Frage nach dem Mechanismus dem Bleitetraethyl folgt beim Verdichtungsprozess des Ottomotors. Auf ihrem überigends SEHR hilfreichen Internetangebot habe ich eine Seite dazu gefunden.
Bleitetraethyl teilt sich in 4 C2H5· Radikale auf. Aber nun meine Frage: Was passiert mit dem Blei? Werden die 4 Radikale in 2 freie Elektronenpaare umgewandelt, oder kann das Blei noch einmal 4 H-Radikale binden?


A: Tetraethylblei zerfällt nicht nur in die vier Ethylradikale, sondern dabei entstehen auch Bleiatome. Das Blei schlägt sich vor allem als Metall an der Innenwand des Zylinders nieder. Um das zu verhindern, gibt man CKW zum Benzin. Die bilden Chlorradikale, die mit den Bleiatomen Bleichlorid bilden, das mit den Auspuffgasen ausgestoßen wird. Mit H-Radikalen reagiert Pb natürlich nicht! Die reagieren ja gerade mit den Ethylenradikalen oder verbrennen ja als allererste!
Lesen Sie unsere Webseiten zur "Technischen Chemie ums Auto"! Interessant ist auch ein Blick in unser Studienmaterial zu den Dioxinen - die entstehen dabei nämlich auch!


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F: Hallo, mein Freund hat sich gerade ein neues Bügeleisen gekauft. Sonst hört man ja immer, dass destilliertes oder enthärtetes Wasser besser sein soll.
Dieses Bügeleisen hat nun bereits einen eingebauten "Entkalker" und in der Anleitung steht, dass man kein destilliertes Wasser nehmen darf. Kann das Wasser dem Bügeleisen irgendwie schaden?


A: Dass enthärtetes Wasser für ein Bügeleisen schädlich sein soll, höre ich das erste Mal! Andererseits müssen Sie ja die eingebaute Enthärtungsanlage immer regenerieren und/oder erneuern. Ich vermute, dass der Hersteller des Bügeleisens Sie schlicht veranlassen will, das Enthärtungsset nachzukaufen. Das brauchen Sie natürlich nicht, wenn Sie destilliertes Wasser nutzen.


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F: Warum ist der Eidotter gelb????


A: Im Eidotter sind Substanzen wie Lutein und Zeaxanthin enthalten, die zur Reihe der gelb bis rot gefärbten Carotinoide gehören. Das sind Farbstoffe, die vom pflanzlichen Futter stammen (Xanthophylle). Je bunter das Futter, desto tiefer auch die Eifarbe. Zeaxanthin z. B. ist der gelbe Farbstoff der Maiskörner.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek