Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 138
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F: In unserem Schälbetrieb schälen wir zur zeit die Sorte Gloria. Es treten Probleme beim kochen auf. Nach oder beim kochen bildet die Kartoffel eine zweite Haut. Der Kartoffelkern ist weich, und die Außenhülle ganz hart.
Frage: Kann das mit der Stärke zusammenhängen? Hat sich die stärke noch nicht richtig entfaltet.


A: Die Probleme, die Sie haben, sind mir noch nicht begegnet. Allerdings: Ich bin kein Kartoffel- oder Küchenfachmann.
Ich habe da aber eine Idee: Wie schälen Sie die Kartoffeln? Schälen Sie manuell oder chemisch-maschinell mit Hilfe von Natronlauge? Im letzteren Fall kann es natürlich zur Denaturierung von Kartoffelprotein kommen, was zur Bildung einer zweiten Haut führen könnte. Vielleicht sollten Sie an der Dosierung der Lauge etwas ändern.


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F: hallo mini frag wäri; worin unterscheiden sich Anthrazit, Holz, Torf, Steinkohle und Braunkohle?


A: Kohle entsteht in langer Zeit unter Druck und bei höherer Temperatur aus abgestorbener Biomasse. Dabei wird die Reihenfolge

Biomasse -> Humus -> Torf -> Braunkohle -> Fettkohle -> Anthrazit (und bei extremen geologischen Bedingungen: -> Graphit -> Diamant)

durchlaufen, während die Substanz ständig Wasserstoff und Sauerstoff (formal in Form von Wasser) verliert. Das Verhältnis von C:H verschiebt sich somit zugunsten von Kohlenstoff.


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F: Ich stritt neulich mit meinem Vater warum Kristallglas Kristallglas ist. Er sagte "das ist einfach nur blei-glas". Dann meinte ich, ja dann wird das Blei wohl zugemischt um die Gitterstruktur eines Kristalls zu forcieren, daher wären Kristallgläser dünner und stabiler, und klingen natürlich so toll. Aus meinen Überlegungen klang das für mich sehr plausibel. Er glaubte mir aber nicht. Im Lexikon fand ich auch nicht viel. Also können sie mir bestätigen, dass ein Kristall-gitter entsteht, dadurch eine erhöhte Festigkeit, höhere Brechung des Lichtes, und bessere Erzeugung des Gläser-Plings (ja sehr unprofessionell ausgedrückt). Ich würde mich sehr auf eine Stellungnahme freuen. Leider habe ich im Internet wirklich nichts brauchbares gefunden.


A: Das Wort Kristall ist nicht im wissenschaftlichen Sinne zu verstehen, da Glas per Definition keine Kristallstruktur besitzt. Aber dennoch ist der Feinbau von Kristallgläsern anders als der von Normalglas.

Normalglas (gewöhnliches Gebrauchsglas, Fensterglas) ist wie folgt zusammengesetzt:

Natron-Kalk-Gläser
Netzwerkbildner: 75 % SiO2,
Netzwerkstörer: 12 % Na2O, 11 % CaO.

Es gibt verschiedene Kristallgläser. Das sind Gläser für feingeschliffene Gegenstände Sie zeichnen sich alle durch einen höheren Kaliumgehalt aus. Das zeigt der Vergleich in der Zusammensetzung:

Kali-Kalk-Gläser (Böhmisches Kristallglas)
76 % SiO2, 14 % K2O, 6 % CaO, 2% Na2O.

Anstelle von Calciumoxid kann man für hochwertige Tafelerzeugnisse als Netzwerkstörer auch Bleioxid zumischen.

Kali-Blei-Gläser (Bleikristallglas)
56 % SiO2, 33 % PbO, 11 % K2O.

Da Kalium- und Blei-Ionen größer sind als die von Calcium oder Natrium, kann sich das durchaus auf die mechanische Festigkeit auswirken, was auch Folgen für den "Pling" hat.
Die Folge der Zusammensetzungsänderung ist eine stärkere Reflexion von Licht, die durch entsprechenden Facetten-Schliff noch verstärkt wird. Bleigläser sind darüber hinaus schwerer/dichter. Sie sind übrigens nicht giftig, da ihr Blei sehr fest gebunden ist.


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F: Sind Polystyrol (Styropor) und PUR (Schaum) resistent gegenüber UV-C-Strahlung (253,7 nm)? - Sind Polyäthylen und Polypropylen gegen kurzwelliges UV strahlenresistent? - Wie verhalten sich HEMA und PMMA ?


A: Kein Kunststoff ist UV-resistent. Wenn neben der UV-Strahlung noch Sauerstoff dazu kommt, wird´s gefährlich für den Kunststoff. Deshalb baut man ja Stabilisatoren ein, die das UV absorbieren oder die mit Sauerstoff und Radikalen reagieren und so den Kunststoff abschirmen.

Ihre Frage kann deshalb im Einzelnen nur produktbezogen beantwortet werden. Im Zweifelsfall wenden Sie sich an den Hersteller.


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F: Ich brauche neue Dachrinnen. Aus optischen u. Haltbarkeitsgründen würde ich mich gerne für Kupferdachrinnen entscheiden. Mir wurde von einem Handwerker gesagt, dass es problematisch sei, das durch Kupferrinnen aufgefangene Regenwasser könne "allergieauslösend" o. "giftig" sein (durch den "chemischen Prozess" Kupfer reinigt ja Dachziegel) u. man solle damit kein Gemüse allenfalls nur den Rasen damit gießen. Meine eigenen Recherchen ergaben, dass ja sogar Trinkwasserhausanlagen mit Kupferrohren zu angeblich 80-90% installiert werden! Können Sie mir sagen, ob es gefahrlos ist Kupfer zu verwenden o. ob es gesundheitliche Risiken birgt?


A: Ihr Klempner übertreibt: Denn Kupfersalze sind für Mensch und Tier nur in großen Mengen genommen bedenklich und werden dann auch nur als mindergiftig eingestuft. Sie wirken sich vor allem nur auf einige Mikroorganismen schädigend aus (Beispiele sind: Kupfersalze gegen Mehltau im Weinbau, zum Schutz von Schnittblumen, gegen harnstoffabbauende Bodenbakterien...). Ein allergenes Potential ist mir nicht bekannt.
Wie Sie richtig sagen, bestehen die meisten der heutigen Wasserrohre aus reinem Kupfer. Es "passiviert" nämlich, das heißt, es überzieht sich im Wasser selbsttätig mit einer schützenden Oxid- und Salz-Schicht.
In Kupfermetalltöpfen kocht man Essen. Früher legte man sogar beim Kochen in Töpfen aus Ton, Eisen der Aluminium bewusst eine Kupfermetallscheibe ins Gemüse, da Kupfer-Ionen das Gemüse grün halten. Die resultierende tiefgrüne Kupfer-Chlorophyll-Verbindung heißt Chlorophyllin und war lange Zeit mit eigener E-Nummer zum Färben von Gemüse zugelassen. Heute sieht man davon ab, weil Kupfer-Ionen die Oxidation von Vitamin C fördern.

Kupfer ist darüber hinaus für den menschlichen Organismus ein wichtiges Spurenelement, von dem man täglich eine nicht geringe Menge benötigt.

Beachten sollten Sie beim Einbau der Cu-Dachrinnen nur, dass sich in saurem Regen auch passiviertes Kupfer langsam zersetzt (Grünspan). Man sollte darauf achten, dass das aus einer kupfernen Dachrinne oder vom Kupferdach ablaufende Wasser nicht auf eine eiserne oder zinkene Anlage tropft, da es dort zu Lokalelementen kommen kann und zur katalysierten Korrosion.

Wieso Kupfer Dachziegel reinigt, ist mir nicht geläufig. Wenn er es nicht erklären kann, wechseln Sie Ihren Handwerker.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek