Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 154
zurück        vor

926
F: Nachdem meine Recherchen kein für mich befriedigendes Resultat geliefert haben, wende ich mich heute an Sie.
Unsere Formalinlösungen sind im Laufe der Zeit polymerisiert, so dass der gelöste Anteil an Formaldehyd darin so gering geworden ist, dass eine einfache Herstellung von Phenolharzen im Reagenzglasversuch damit nicht mehr möglich ist. Der Versuch, den Paraformaldehyd unter Wärmeeinwirkung (in wässriger Lösung) zu depolymerisieren, war wenig erfolgreich.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir einen Tipp geben könnten, wie ich in dieser Sache voran kommen kann.


A: Bei dem weißen Festkörper handelt es sich wohl um Paraformaldehyd, um ein Polymer mit kettenförmigen Molekülen.

HOCH2-(OCH2)n-O-CH2OH

Die Bildungsreaktion ist bei 180-200 °C umkehrbar. Das Monomer kann zurückgewonnen werden, indem Sie die Festsubstanz abtrennen, trocknen und dann erwärmen. In wässriger Lösung beträgt die Temperatur immer nur um die 100 °C.

Destilliert man dagegen Formaldehydlösung in Gegenwart von 2%iger Schwefelsäure, so bildet sich das cyclische Trimere 1,3,5-Trioxan. Das ist ebenfalls eine farblose, kristalline Substanz.

Alte Formaldehydlösungen werden am besten entsorgt.

Zur Polymerisation der Aldehyde haben wir eine Webseite.


927
F: Betreff: Fullerene in der Benutzung eines Lichtofens
Die klassische Variante für größeren Fulleren-Bedarf ist die Benutzung eines Lichtbogenofens: es werden zwei Elektroden bestehend aus einer der oben gefragten Modifikation unseres Elementes in sehr geringem Abstand im Ofen platziert und Hochspannung angelegt, bis sich ein elektrischer Lichtbogen bildet. Die einzelnen Schichten der Elektroden werden so abgelöst und verdampft. Im dabei entstehenden Ruß sind bis zu 15 Prozent Fullerene enthalten, die beispielsweise mit dem Lösungsmittel Toluol extrahiert werden können. Die Synthese wird in inerter Helium-Atmosphäre durchgeführt. Warum wird hier nicht der billigere Stickstoff benutzt?


A: In welchem Rahmen fragen Sie? Was haben Sie sich denn dazu schon mal überlegt?


F: Ich bin Schülerin der 10. Klasse und frage das im Rahmen eines chemie-Wettbewerbs. Da wir das jedoch nicht im Unterricht nicht durchgenommen habe, fällt es mir schwer diese beantworten zu können, wobei ich mir jedoch Gedanken gemacht habe, welche jedoch zu keiner Lösung führten. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn sie mich mittels einer Antwort unterstützen würden.


A: Zuvor ein Tipp: Gewöhne dir an, dich bei Anfragen vorzustellen. Auch höflicher Umgang ist nicht zu unterschätzen, z. B. Anrede und auch Gruß... Das steigert die Bereitschaft der Leute dir zu antworten.
Du sprichst selbst von inerter, also chemisch inaktiver Reaktionsumgebung, die durch das Edelgas Helium (He) garantiert wird. He-Atome dienen vor allem nur als Stoßpartner, um die hocherhitzten und deshalb zu schnellen Kohlenstoffatome abzudämpfen und zur Bildung von Fullerenen zu "überreden".
Unter chemisch aktiven Bedingungen bildet sich eine Vielzahl von Verbindungen zwischen Stickstoff und Kohlenstoff, aber es entstehen keine Fullerene! Denn Stickstoff ist - vor allem bei Lichtbogentemperaturen - alles andere als inert! Denke daran, dass N2 bei den Lichtbogen analogen Gewitterblitzen hochreaktive Stickoxide bildet!
Kennst du übrigens unsere ausführliche Webseitengruppe zu den Fullerenen?


928
F: Hallo,
schreibe gerade an meiner Examensarbeit im Fach Biologie und bearbeite das Thema "Regeneration und Bewurzelung ausgewählter Pflanzen anhand einfacher Schulversuche". Bei einem Langzeitversuch mit Zyperngras in Wasser (mit gelöster Schulkreide) kam als Ergebnis heraus, dass die Sprossstücke, die in der Kreidelösung gestanden haben, einen enormen Wachstumsschub zeigten; der Kontrollversuch (ohne gelöste Kreide) zeigte "normales", d.h. langsames Wachstum.
Nun meine Fragen:
Ist Schul- bzw. Schreibkreide reines CaCO3?
Was bewirkt den Wachstumsschub der Pflanze? Calcium, die Ionen, ...?
Was kann die Pflanze also aus der Kreide so hervorragend verwenden?


A: Schulkreide besteht heute aus Gips. Sulfate sind bekanntlich sehr gute Pflanzendünger.


929
F: Kürzlich meinte eine Freundin, dass Spiegelglas - wenn auch nur sehr langsam sprich über Jahrzehnte - fliesst. Können Sie dies bestätigen? ich freue mich auf Ihre Antwort und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!


A: Glas fließt tatsächlich - denn es ist quasi eine eingefrorene Flüssigkeit. Deshalb können Architekten auch keine beliebig große Glasscheibe einplanen. Das ist aber eine Frage der Größe der Glasscheibe. Je größer sie ist, desto eher fließt sie unter ihrem eigenen Gewicht weg. Deshalb ist sie bald unten dicker als oben.
Kennen Sie unsere Webseiten zur Glas-Chemie?


930
F: Mich bewegt seit Wochen folgende Frage:
Situation - eine Insel vor der dalmatinischen Küste. Hier gibt es wunderschöne Häuser, die nicht wie bei uns das Trinkwasser aufbereitet von den Stadtwerken beziehen, sondern sich mittels Zisternen selbst versorgen. D.h. im Winter wird das Regenwasser über Dachrinnen aufgefangen und in eine Zisterne geleitet, um im Sommer genug Trinkwasser zu haben. Mir ist aufgefallen, dass bei vielen Häusern die Dachrinnen und die Fallrohre aus Kupfer gefertigt sind. Das sieht zwar wunderschön aus, ist aber doch gefährlich, denn Grünspan, der ja bei der Oxidation von Kupfer entsteht, ist doch sehr giftig - wenn ich mich an meinen Chemieunterricht richtig erinnere. Ist damit nicht die Gefahr einer schleichenden Vergiftung über das Trinkwasser gegeben?
Ich habe Ihre Anschrift aus einem tollen Artikel im Spiegel!


A: Grünspan ist kaum giftig. Sie müssen schon eine Menge davon schlucken, um etwas davon zu merken. Dann müssen Sie sich höchstens erbrechen. Andererseits schmeckt das Wasser nicht sonderlich gut.
Kupferverbindungen wie z. B. das Kupferchlorophyll ("Chlorophyllin") waren bis vor kurzem zugelassene Lebensmittelfarbstoffe.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek