Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 164
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F: Wie muss man einen Spender-Akku anschließen, wenn man einem anderen Autofahrer mit defekter oder leerer Batterie helfen will?


A: Erst schließt man das Kabel an den Plus-Pol des Spender-Akkus an und verbindet diesen dann mit dem Plus-Pol des Empfängers.
Dann schließt man das andere Kabel am (größeren) Minus-Pol des Spenderakkus an. Man wählt den Minus-Pol, der am weitesten weg liegt vom Plus-Pol.
Das Minus-Kabel darf auf keinen Fall mit dem Minus-Pol der Empfängerbatterie verbunden werden. In diesem Fall würde der Spenderakku rasch geleert. Vielmehr schließt man ihn an einen "Massepunkt" wie zum Beispiel dem Motorblock an. Dazu hat man ja die Krokodilklemme.
Zum Starten schaltet man die Zündung ein und gibt vorsichtig Gas.
Nach dem Starten löst man die Verbindung, indem man sie umgekehrt abbaut.


977
F: Wir haben uns am Stammtisch über die Kalorien, die wir mit Bier aufnehmen unterhalten. Grund waren einige deutliche Bierbauch-Ansätze von Mittrinkern. Die behaupten unverdrossen, dass Bier kaum Kalorien enthält.


A: Mir liegen die Werte eines guten, bekannten Pils aus dem Sauerland vor:
Alkohol Vol% 4,8
Stammwürze in % 11,6
Kohlenhydrate in g/l 30,0
Eiweiß in g/l 5,4
Nährwert in Kcal/l 430,0
Nährwert in KJoule/l 1806,0

Zum Begriff Stammwürze:
Fertiges Bier enthält im alkoholfreien Extrakt noch etwa 80 % aus nicht vergorenen Kohlehydraten. Nach einer komplizierten Gärungs-Gleichung lässt sich unter Einbeziehung des Alkoholgehalts errechnen, wie konzentriert der ursprüngliche Extrakt (Würze) war, der bei der Bierherstellung zur Vergärung gelangt ist. Das ist die Stammwürze. Der Wert 11,6 % charakterisiert das Bier als Vollbier. Starkbiere weisen eine Stammwürze von über 16 % auf.

3 bis 4 Liter Bier reichen aus, um den täglichen Kalorienbedarf eines Erwachsenen zu decken. Der Rest wird unerbittlich gespeichert - im persönlichen Fettdepot...


978
F: Ich bin Chemie-Lehramtsstudentin und sehr begeistert von Ihrer Internetseite.
Ich habe eine Frage zur Redewendung "Blau machen". Ich weiß, dass sie rsprünglich aus der Färberei stammt. Ich könnte mir vorstellen, dass bei der Darstellung von Indigoblau die Wäschestücke einen Tag in der Sonne liegen gelassen wurden, damit sich mit Hilfe der Sonne bzw. des Sauerstoffs der Farbstoff auf der Faser entwickeln kann. Und weil die Färber dabei nichts weiter machen konnten als warten, hatten sie an dem Tag dann frei? Stimmt das so? Wissen Sie etwas darüber?


A: Indigo ist der klassische blaue Farbstoff. Es geht tatsächlich die Legende, dass die Redewendung vom Indigofärben und dem zweitaufwendigen Verhängen des Küpenstoffs zur Farbstoffentwicklung herrührt. (Sonnenlicht übrigens ist hier aber eher schädigend, da das UV Indigo ausbleicht. Es ist tatsächlich der Sauerstoff, der hier wirkt.)
Diese Story ist umstritten - selbst in einem Wissenschaftsmagazin der DFG habe ich vor einiger Zeit gelesen, dass diese Deutung nicht haltbar ist. Im Etymologischen Wörterbuch von F. Kluge (Verlag de Gruyter 1995) heißt es dazu, dass die Bezeichnung "Blauer Montag" auf einen alten Brauch zurückgeht, den Handwerksgesellen den Montag, an dem die Quatember-Gedächtnismessen für verstorbene Mitglieder der Zunft abgehalten wurden, freizugeben. (Quatember sind die Vierteljahres-Abschnitte im Kirchenjahr.) Blau war dieser spezielle Montag wegen der Farbe der damit verbundenen Kirchenbeflaggung.
Später wurde immer wieder versucht, im Jahresverlauf noch mehr als diese vier Montage "blau zumachen". Damit hängen auch viele andere Wortschöpfungen zusammen: "Er ist blau wie ein Veilchen" und so weiter.
Das unberechtigte Freimachen wurde von Anfang an heftig bekämpft und hat auch heute noch ein Geschmäckle.
Aber egal - die Indigolegende ist eine schöne Geschichte, und Sie sollten sie den Schülern auch so, wie Sie es meinen zu wissen, erzählen. Damit lernen sie gleich etwas mit aus der Färberei-Chemie und behalten es vielleicht...


979
F: Vielleicht können Sie mir ja zum Thema Brennstoffzellen weiterhelfen, das ich leider nirgends beantwortet finden konnte: Warum verwendet die Industrie nämlich das vergleichsweise hochtoxische Methanol für den Reformer-Prozess und nicht das deutlich weniger gefährliche Äthanol?
CH3OH + H20 -> C02 + 2 H2
2 C2H5OH + 6 H20 -> 4 CO2 + 12 H2

Eigentlich müsste dies doch auch gehen, oder?
Mir sind aber nur Direktwasserstoffzellen oder Methanol-Brennstoffzellen bekannt!?


A: Gute Frage: Aber Methanol ist der flüssige Brennstoff, der als Lösemittel am wenigsten Schaden anrichtet! Außerdem kann er sehr einfach und billig hergestellt werden. Hinzu kommt sein niedriger Siedepunkt. Im Reformer entsteht mit Ethanol zuviel Ruß. Und so weiter...


980
F: Woher kommt das Wort Eosin für den roten Lehrertintenfarbstoff?


A: Der Farbstoff wurde benannt nach eos, der griechischen Göttin der Morgenröte. Die Endung -in steht bekanntlich für stark ungesättigt. Eosin heißt dann wohl "Ungesättigte Göttin am Morgen".

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek