Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 177
zurück        vor

1041
F: Vor kurzem las ich in einem Buch über Lebensmittelchemie, dass die Katalase nur in tierischen Zellen vorkommt, die Peroxidasen dagegen in pflanzlichen Zellen. Wo liegt der Unterschied?


A: Katalasen wirken ausschließlich auf Wasserstoffperoxid H2O2 ein. Sie bringen formal zwei Moleküle davon zur Reaktion.

H2O2 + H2O2 ———> 2 H2O + O2

Die Katalase ist ubiquitär, also in pflanzlichen und tierischen Geweben weit verbreitet.

Peroxidasen benötigen neben H2O2 und organischen Peroxiden R-OOH stets ein zweites Substrat als Elektronen/Wasserstoff-Donator (Symbol D- oder DH2). Diesen Donator oxidieren sie. Beispiele für Donatoren sind Iodid-Ionen I-, Glutathion GSH oder NADH/H+.

H2O2 + DH2 ———> 2 H2O + D

Es gibt also nicht die Peroxidase. Vertreter dieser Enzymgruppe sind sowohl in Tieren wie in Pflanzen sowie in Bakterien zu finden. Viele sind bezüglich ihres chemischen Aufbaus sogar völlig unterschiedlich; gleiches gilt für den Reaktionsmechanismus. So enthält die Glutathionperoxidase in ihrem aktiven Zentrum ein Selenatom.

Die Aussage in Ihrem Buche ist somit nicht zutreffend.


1042
F: Neulich an einem schönen Sommerabend saßen wir auf unserer Terasse bei Kerzenlicht.
Da haben wir uns plötzlich gefragt, wie so eine Kerze eigentlich funktioniert. Das Kerzenwachs muss ja irgendwie hoch zur Flamme kommen. Da ich mich immer schon ein wenig für Physik und Chemie interessiert habe, meinte ich mich noch zu erinnern, dass die Ursache dafür die kapillare Anziehungskraft ist. Aber das Kerzenwachs ist doch fest! Funktionieren Kapillarkräfte auch mit festen Stoffen, oder wird das Wachs im Docht aufgeschmolzen, oder wie kommt das Wachs da hoch?
Meine zweite Frage:
Wenn man die Kerzenflamme vorsichtig ausbläst steigt ein wenig Dampf empor. Nähert man rasch ein Streichholz diesem Dampf, so springt die Flamme vom Streichholz auf den Docht über, ohne dass man den Docht berürt. Meine Frage: Warum ist dieser Dampf brennbar?
Ich hoffe, ich habe nicht zuviel ihrer wertvollen Zeit in Anspruch genommen, aber ich habe die Antworten auf ihrem Bildungsserver nicht gefunden. Vielen Dank für ihre Mühe und die tolle Arbeit, die Sie mit ihrer Webseite machen!!!


A: Zu 1: Tatsächlich muss flüssiges Wachs entstehen, das zum Verbrennen verdampfen muss. Denn nur der Dampf kann brennen. Der Kerzendocht ist mit Wachs getränkt (auch der Docht einer frischen Kerze!). Die erste Verflüssigung erfolgt beim Anzünden. Von da an wird die Kerze ein Selbstläufer. Die von ihr produzierte Verbrennungswärme sorgt für den ständigen Nachschub von flüssigem Wachs.

Zu 2: Der Dampf besteht aus Kohlenwasserstoffen. Die sind chemisch identisch mit Benzin, Kerosin, Dieselöl oder Heizöl. Auch Erdgas gehört dazu. Wenn man Kohlenwasserstoffe mit Sauerstoff (in der Luft enthalten) mischt und ein Streichholz daran hält, brennen die.


1043
F: Warum spricht man bei Pelzen von Rauchwaren? Hat das etwas mit dem Vorgang beim Gerben zu tun?


A: Das habe ich früher (als Kind) auch gedacht. Die Antwort ist "Nein". Gerben und Räuchern haben heute wenig miteinander zu tun. Es handelt sich nur um eine Sprachverschiebung von Rauh-Waren zu Rauch-Waren. Grund: Viele Pelze fühlen sich rauh (neuschriftlich rau) an - obwohl heute eher die schmusigen Pelze "in" sind. Zugegeben ist der Begriff ein bisschen veraltet - wie etwa "Putzwaren".
Gegerbt wird heute mit sauren Metallsalzen wie Chrom- oder Aluminiumsulfat.


1044
F: Zum Zubereiten des als "Caipi" bekannten Cocktails benötigt man bekanntermaßen Limetten, die zerschnitten, mit braunem Zucker zerstoßen und dann mit Zuckerrohrschnaps übergossen werden. Nun sind die Limetten, die es im Handel gibt meist mit Thiabendazol und Orthophenylphenol konserviert. Das eine ist meines Wissens ein Fungizid, das andere scheint auch irgendwie giftig zu sein, sonst würden die das da nicht dranmachen.
Deshalb wohl auch der Warnhinweis: Schale nicht zum Verzehr geeignet. Nun stellt sich die Frage, ob man die beiden Stoffe einfach mit Wasser abspülen kann (so wie man Äpfel vor dem Essen abwäscht - sind die nicht immer gewachst, so dass die Insektizide etc. unter der wasserunlöslichen Wachsschicht stecken?), oder ob sie sich erst (wenn überhaupt) im Caipi lösen (wenn sie polar sind). Darf ich also so behandelte Limetten sorglos in meinem Cocktail schwimmen lassen, muss/kann ich sie vorher reinigen, oder bleibt mir - gesundheitsbewusst, wie man ja heutzutage ist - nichts anderes übrig, als die Früchte auszupressen und die Schalen zu entsorgen, statt sie in meinem Glas schwimmen zu lassen? - Deutsche Bio-Bauern verkaufen wohl keine Limetten, oder?
Mit sonnigem, momentan sicherheitshalber Cocktail-losen Grüßen...


A: Thiabendazol und Orthophenylphenol sind beide Fungizide. Die von Ihnen angegebenen Antipilzmittel sind für uns nicht giftig. Verzehren sollte man sie dennoch nicht.
Machen Sie es wie wir: Wir waschen alles Obst mit Seife ab. Danach haben wir das Gefühl, wirklich sauberes Obst zu essen.
Der Alkohol, den Sie mit den Cocktails zu sich nehmen, ist da schon als viel gefährlicher einzustufen! Gleiches gilt auch für die ätherischen Öle, die in der Limettenschale enthalten sind.


1045
F: Wie kann ich mit einfachen Mitteln herausfinden, ob Metallteile aus Nickel bestehen, oder vernickelt sind; z.B. Schrauben, Reifen, Ringe. Vielleicht eine Farb-Reaktion von Salzen, die mit Ni in Berührung kommen, oder Eintauchen in eine bestimmte Flüssigkeit?


A: Es gibt einen Nachweis: In unserer Webseitengruppe "Komplexverbindungen" gibt es den Versuch 11: Bildung des Bis(dimethylglyoximato)nickel(II)-Komplexes.
Da wird Ihnen geholfen!


F: Danke. Doch wie soll ich von z.B. einem vernickelten Metallteil (z.B. Armreifen) eine Ni-Nitrat-Lösung herstellen? Mit Salpetersäure betröpfeln und zum Tropfen das Reagenz hinzugeben? Ein Nicht-Chemiker ist da doof, sorry.
Also muss ich mich da nochmal an Sie wenden; oder an einen Ihrer Studenten?
Die Reagenzien gibt´s wohl nicht in der Apotheke - muss ich wohl bei der hiesigen Uni erbetteln.


A: Sie müssen tatsächlich zuvor etwas von Ihrem Metallstück opfern. Salpetersäure ist gut. Das Nachweisreagenz gibt es wohl nur in der Uni. Vielleicht hilft auch der Apotheker.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 21. Mai 2009, Dagmar Wiechoczek