Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 186
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F: Ich möchte Sie bitten, falls Sie ein paar Minuten Zeit finden, mir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Sulfid- und Oxidbildung in den Bereichen der Stoffumwandlungen und der energetischen Erscheinungen zu nennen.


A: Es gibt abgesehen von winzigen Feinheiten, die eigentlich nur einen wissenschaftlich arbeitenden Chemiker interessieren, prinzipiell keine Unterschiede. Ersetzen Sie einfach ein Element durch das andere. Zum Beispiel enthalten Metalloxide wie das MgO O2--Ionen, die Sulfide die analogen Sulfid-Ionen S2-. Der einzige Unterschied ist, dass die Reaktionen mit Schwefel etwas weniger Energie freisetzen als mit Sauerstoff.
Hier geht es also um den erweiterten Oxidationsbegriff. Die völlige Analogie ist ja gerade der Grund, warum man in manchen Bundesländern (wie zum Beispiel in Sachsen) den erweiterten Oxidationsbegriff im Sinne von Elektronenübertragungsreaktionen anhand des Vergleichs von Metall/Sauerstoff- bzw. Metall/Schwefelreaktionen einführt. Die anderen Länder nutzen hierzu die Reaktionen von Metallen mit Chlor.


1087
F1: Betreff: Welche Gefahren können durch Verbrennung der Wärmekissen entstehen?
Datum: Donnerstag, 1. Dezember 2005 09:34
Gestern Nacht habe ich 3 käufliche Taschenwärmer in einem Topf auf dem Herd zum "Aufladen" gesetzt und vergessen den Herd auszumachen. Über 6-stundenlang sind die Wärmekissen dem Hitzen ausgesetzt, zuerst "gekocht" und dann "gebraten"!
Ich habe die Decke heute Morgen gar nicht gewagt aufzumachen! Das Wasser war schon langst verdampft und der Topf-Baden ist auch so gut wie abgefallen. Zum Glück ist noch kein Brand dadurch entstanden!
Meine Fragen: Hat dieser Vorgang gewisse gesundheitsschädliche Folge? Werden giftige Substanzen dadurch freigesetzt? Worauf sonst muss ich noch achten? (Ich habe 2 Schulkinder zu Hause).
Für eine kurze und schnelle Antwort bin ich sehr dankbar...


F2: Betreff: thermische Zersetzung Wärmekissen
Datum: Donnerstag, 1. Dezember 2005 15:35
Ich hatte letztens die Zeit vergessen und dabei einen Edelstahlkochtopf auf der Herdplatte um zwei Wärmekissen zu reaktivieren. Nach einiger Zeit war das Wasser verdampft, die Kissen haben sich dann zersetzt (Mischung aus dem Salz und weiß/schwarz geschmolzenem Kunststoff) und es entstand ein weiß qualmender Kochtopf, den ich eilig nach draußen brachte. Nach dem Lüften in der Küche ist ein Geruch zurückgeblieben.
Fragen:
Ist dieser Geruch gefährlich?
Wie soll ich weiter vorgehen?
Aus welchem Kunststoff bestehen eigentlich diese Wärmekissen?
P.S. Ich hatte bereits alle Möbel, Wände und Decke mit Reiniger abgewaschen. Doch der Geruch blieb.


A: Der Kunststoff ist Polyethylen oder Polypropylen, also problemlos.
Der Inhaltsstoff der Wärmekissen ist Natriumacetat, eine Substanz, die an sich ungiftig ist. Allerdings kann sie beim Erhitzen verkokeln.
Wenn Sie gut lüften, ist alles in Ordnung. Seien Sie froh, dass Sie keinen Brand ausgelöst haben.
Ansonsten gibt es Methoden zur Brandgeruchssanierung, zum Beispiel durch Ozonbehandlung. Fragen Sie Ihre Feuerwehr.

Grundsätzlich: Zum Aktivieren der Kissen reicht es aus, sie so lange in ca. 70 °C heißes Wasser zu legen, bis das Salz wieder geschmolzen ist. Das Kochen bei zu hohen Temperaturen schädigt den Kunststoff.


1088
F: Hallo liebes Team der Uni Bielefeld,
habe eine kurze Frage und brauche auch nur eine kurze Antwort ( weil ich in der Schule früher nicht aufgepasst, bzw. gerade krank, oder gefehlt habe ) :
ich habe 80 % ige Milchsäure - brauche aber 15 % ige.
Wie berechne ich das Mischungsverhältnis ??
z.B. für 1 Liter 15 % ige Mischung ?
PS: ich bin Laie, und in Mathe habe ich auch oft gefehlt, oder war krank.


A: Das ist ein typischer Fall für einen Dreisatz in der Form des physikalischen Hebelgesetzes.

     80 % · x ml = 15 % · 1000 ml

     x = 187,5 ml

Füllen Sie 187,5 ml Ihrer 80%igen Säure mit Wasser auf 1 Liter auf.


1089
F: Die Vorschrift zur Bestimmung der Permanganatzahl zur Bestimmung des CSB (Manganometrie) bei der Wasseruntersuchung sieht folgende Prozedur vor:
"Zur heißen Wasserprobe gibt man 5 ml KMnO4-Standardlösung. Nach 10 min Einwirkungsdauer werden zur mehr oder weniger roten Reaktionslösung 5 ml Oxalsäure-Standardlösung zugegeben. Anschließend wird die nunmehr farblose Mischung mit KMnO4-Standardlösung bis zu einer schwach rosa Färbung, die etwa 30 sec anhält, rücktitriert."
Warum reicht es nicht aus, das nicht verbrauchte Kaliumpermanganat gleich mit der Oxalsäurelösung zurückzutitrieren?


A: Prinzipiell ginge das natürlich. Die doppelte Rücktitration hat die bessere Erkennung des Endpunkts zum Ziel. Eine entstehende schwache Rötung ist ein besseres Signal für das Titrationsende als ein langsam bis zur Farblosigkeit verblassendes Rosa.


F: Vielen Dank für Ihre Antwort. Das verstehe ich, bzw. das kann ich mir vorstellen. Demnach ist der Grund das subjektive Wahrnehmungsvermögen unserer Augen bzw. unseres Gehirns. Was mich dabei aber immer irritierte, sind die Verhältnisse bei der WINKLER-Methode oder der Iodometrie, wo ja auch ins Farblose rücktitriert wird, allerdings von blau zu farblos. Zusätzlich wage ich die Hypothese, dass die Reduktion von Iod die schnellere Reaktion darstellt und daher sicherer erkennbar ist.
Vielen Dank für Ihre Hilfe und vielen Dank für Ihre interessante Webside!


A: Bei der Iodometrie ist das Problem ein anderes, nämlich dass die Bildung des blauen Iod-Stärkekomplexes erst ab einer bestimmten Iodkonzentration deutlich wird. Man titriert in Erwartung der Blaufärbung deshalb immer stark auf den Überschuss zu. Kenner wissen übrigens, dass ein stark verdünnter Komplex rosa gefärbt ist.
Der Umschlag von Blau nach Farblos geschieht dagegen augenblicklich und ist sehr deutlich.


1090
F: Zum "Fleischveredeln" nimmt man auch Eiweiß-Hydrolysat. Was ist das, und warum macht man das?


A: Bei der Fleischherstellung wird heute nichts mehr weggeworfen. So verdient man doppelt: Erstens ist Abfallentsorgung gerade bei Schlachtabfällen sehr teuer geworden, und zweitens kann man daraus "Fleisch" machen. Denn Fleischabfälle bestehen zu einem großen Teil aus Proteinen.
Diese werden chemisch zerlegt, indem man ihre Bindungen unter Einbau von Wassermolekülen auftrennt. Man spricht von Hydrolyse. Selbst Horn, Klauen, Knochen, Sehnen und Bänder, Haut und Haare werden zersetzt. Dabei entstehen Proteinstücke und Peptide. Diese zeichnen sich durch ein starkes Wasserbindungsvermögen aus. Hier sei nur an die Gelatine erinnert. Man schätzt, dass ein Gramm Hydrolysat die vierfache Menge an Wasser bindet. Das Hydrolysat wird zum Beispiel zum Kochschinken gegeben; der nimmt dann entsprechend viel Wasser auf. Das kommt seinem Verkaufsgewicht und somit der Kasse des Verkäufers zugute...
Übrigens kann man auch pflanzliche Proteine (zum Beispiel aus Soja oder Erdnüssen) verwenden. Die sind vor allem aus Gründen der Allergieauslösung bedenklich.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek