Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 19
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F: Bei mir ist genau der Fall eingetreten, das ich zuviel Bitter Lemon getrunken habe, nämlich ca. 2 Liter am Tag und das 2 Monate lang. Jetzt hab ich diese Begleiterscheinungen wie in ihrem Bericht über Chinin (Warum leuchtet...) Gibt es ein Gegengift, oder was kann ich tun?
Ich bin zwar bei gutem Bewußtsein aber fühle mich wie in einem Dämmerzustand! Bitte helfen sie mir.


A: Leider bin ich kein Arzt oder Toxikologe. Entweder würde ich mit dem Problem zum Arzt gehen oder zumindest Kontakt mit der Giftzentrale in Bonn aufnehmen. Hier ist die Internet-Adresse:
http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/index.html
Die E-Mail-Adresse ist:
mailto:gizbn@mailer.meb.uni-bonn.de
Ich hatte selber nach dem sommerlichen Ex-Trinken von einer Literflasche Tonic Water echte Kreislaufprobleme und kann nachfühlen, was mit Ihnen los ist.


F: Vielen Dank für Ihre prompte Beantwortung. Ich war heute Morgen beim Arzt, der kannte sich damit überhaupt nicht aus. Dann haben wir beim toxikologischen Dienst in Berlin angerufen und die haben mir etwas weitergeholfen. Das Chinin muss sich im Körper abbauen, es gibt bei einer Vergiftung, die man nach einem Blutbild feststellen kann, einige Präparate.
In meinem Fall soll ich Chinin meiden und bin erst einmal für eine Woche aus dem Verkehr gezogen. Auf jeden Fall bin ich von Bitter Lemon geheilt. Leider ist im Rotwein auch Chinin und das prangere ich an :-))


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F: Ich hätte eine Frage bezüglich Chemie und Physik im Haushalt: Beim gestrigen Kartoffelklößekochen (ehrlich gesagt habe ich nur zugeschaut) kam bei mir die Frage auf, warum die anfänglich im Wasser abgesunkenen Klöße nach einiger Zeit des Kochens aufschwimmen?
Wenn es Ihre Zeit erlaubt und sie mir dazu einen Tipp, einen Link oder einen Literaturhinweis geben können, wäre ich Ihnen sehr dankbar.


A: Eine wirklich gute Frage! Es geht hier um das spezifische Gewicht. Die geriebene Kartoffel, also der Kloß ist ungekocht schwerer als Wasser, sinkt also ab. Beim Kochen quillt er auf, nimmt durch Aufbrechen der schweren, dichtgepackten Stärkekörner Wasser auf, damit nähert sich sein spezifisches Gewicht immer mehr dem des Wassers an. Schließlich bilden sich Quellstrukturen der Stärke, die weitmaschiger sind als Wasser. Der Kloß schwimmt nun oben, da sein spezifisches Gewicht kleiner ist als das von Wasser. Außerdem kann sich gelöste Luft, die beim Kochen freigesetzt wird, in Blasenform im Kartoffelgewebe einlagern. Das Gleiche gilt für Wasserdampfblasen. Weitere Wasserdampfblasen können auch unter dem Kloß hängen. Der Kloß schwimmt bald oben, weil sein spezifisches Gewicht insgesamt kleiner wird als das von Wasser. Das Ganze wird gefördert durch die auftreibende Konvektions-Strömung im heißen Wasser.
Dass Stärkekörner schwerer sind als Wasser, können Sie leicht zeigen. Wenn Sie die Kartoffeln gerieben haben und das Geriebene in Wasser aufschlämmen und dann abfiltrieren, erkennen Sie am Boden des Gefäßes eine sandartige weiße Schicht. Das sind die Stärkekörner.
Da ich keine Klöße koche: Mich würde einmal interessieren, ob kalte (aber gekochte) Klöße in kaltem Wasser schwimmen... Vielleicht probiert das ja mal jemand aus.


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F: Ich würde gerne wissen, ob sie Laborgeräte oder Chemikalien verkaufen.


A: Leider nein. Viele Sachen kann man über eine Apotheke erhalten. Fragen Sie auch bei einem Lehrmittelhändler nach: Namen wie Hedinger, Phywe oder Leybold können Sie im Internet finden.


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F: Ich möchte Sie fragen, ob sie Nachweismethoden von Konservierungsstoffen bei verschiedenen Lebensmitteln hätten? Da ich über dieses Thema eine Facharbeit schreibe, wäre es sehr wichtig für mich, wenn sie Materialien dazu hätten!


A: Hierzu gibt es haufenweise Literatur. Da jeder Stoff seine eigene Isolierungs-, Anreicherungs- und Nachweismethode hat, müssen Sie schon wissen, welchen von den vielen erlaubten Konservierungs-Zusätzen Sie nachweisen wollen.


F: Ich würde mich sehr freuen, wenn sie mir Materialien schicken würden oder mir schreiben, in welchen Büchern man etwas zu meinem Thema finden kann. Ich bräuchte Methoden, wie man im Labor bei verschiedenen Lebensmitteln folgende Konservierungsstoffe nachweisen kann: Sorbinsäure und ihre Salze, Benzoesäure und ihre Salze, Essigsäure und ihre Salze und Milchsäure.


A: Man weist heute all diese Säuren mit der HPLC oder mit der Ionenchromatographie nach und kann sie damit auch exakt quantifizieren. Andere Verfahren sind out, weil zu kompliziert und fehlerbehaftet. Darunter sind auch einige enzymatische Verfahren. Wenn Sie dennoch daran interessiert sind, sollten Sie ein chemisches Untersuchungsamt fragen. Vielleicht haben die noch die alten Vorschriften in der Schublade.
Ob Säuren oder ihre Salze vorliegen, ist eine Frage der pK-Werte und des jeweiligen pH-Werts.


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F: Ihnen mag meine Frage etwas ungewöhnlich vorkommen, aber meine Mutter und ich haben uns Gedanken gemacht, wie waschulver überhaupt hergestellt wird und was was es besteht.
Könnten Sie uns da Auskunft geben?


A: Da stellst du mich vor riesige Probleme: Denn Waschmittel bestehen aus vielerlei Chemikalien, die erst alle zusammen ihre Wirkung voll entfalten. Wir haben eine Webseite zum Thema Reinigungsmittel im Haushalt
/dc2/wsu-haush
Da könnt Ihr mal reinsehen.
Ich empfehle Euch weiterhin eine Anfrage an die Firma Henkel (auch übers Internet www.henkel.de zu erreichen).


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F: Nach der Lektüre eines Essays, das Sie zum Thema Alaun im Internet veröffentlicht haben, können sie mir sicher auch etwas zur Toxität des Salzes sagen.
Ich möchte es in der Grundschule einsetzen - zum Beispiel zur Herstellung lufttrocknender Modelliermasse, Knete etc. Um eine entsprechende Menge zu erhalten, würden hierzu zum Teil 150 bis 200 g pro Klasse (22 Kinder) benötigt. Handelt es sich dabei um eine bedenkliche Menge? Wäre es schon bedenklich, wenn die Kinder nach dem Bearbeiten der Masse mit ungewaschenen Händen frühstücken?
Ab welcher Menge/Häufigkeit der Nutzung treten Schäden auf - welche?


A: Wenn Sie den Alaun nicht gerade löffelweise essen, ist er unbedenklich. (Alaun nahmen mein Großvater und Vater nach der Naßrasur zum Blutstillen.) Man sollte die Kinder natürlich darauf hinweisen, dass sie von der Knetmasse nichts essen. Händewaschen nach dem Arbeiten mit Knete und vor allem vor dem Frühstück ist ja eigentlich auch selbstverständlich.


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F: Ich frage mich schon seit langem ob das zerspringen eines Glases ein chemischer vorgang ist. ich würde mich freuen, wenn sie mir so schnell wie möglich eine antwort schicken könnten.


A: Sie kennen sicherlich unsere Glaswebseiten. Von daher wissen Sie wohl, dass Glas ein hochpolymerer Stoff ist. Man kann sagen: Ein Glasstück ist ein Riesenmolekül. Wenn Glas bricht, brechen deshalb natürlich auch einige chemische Bindungen. Die entstehenden Grenzflächen sättigen sich sofort mit Molekülen von Luftbestandteilen wie Sauerstoff, Wasser oder CO2 und Stickstoff ab. Das können rein adsorptive Bindungen sein, aber auch chemische Reaktionen mit Bindungsknüpfung. Glasbruch ist ein mechanischer Vorgang, auf molekularer Ebene begleitet von chemischen Prozessen.


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F: Hallo, schön und gut. Sie erklären nicht, wie Salz entstanden ist. Am anfang unserer Erde (vereinfacht) kann es es aus leicht einsehbaren Gründen nicht dagewesen sein. Es ist kein Stoff, den die Sterne herstellten. Also: warum erklären Sie nicht wie Salz in die Welt kam? Alles andere sind doch hübsche Kleinigkeiten.


A: Sie meinen wahrscheinlich Kochsalz. Dieses Salz besteht aus Natrium- und aus Chlorid-Ionen. Natrium und Chlor stammt aus der Sternentätigkeit – letztlich aus thermonuklearen Prozessen aus Wasserstoff. Die Atome bilden leicht Ionen, die es in der frühen Erdkruste vor 4-5 Milliarden Jahren genügend in allen möglichen Gesteinen gab. Beim Abkühlen bildeten sich große Wassermengen auf der Erde, die dann die Gesteine auflösten. Das Wasser verdampfte auch wieder; die gelösten Na- und die Cl-Ionen fanden sich dabei und bildeten Salzkristalle, aus denen sich die großen Salzlager bildeten. Die meisten Salz-Großlager stammen aus Kambrium, Perm und Trias. Das wiederholt sich seitdem immer wieder, wie wir am Toten Meer oder an den großen Salzseen in Uah/USA sehen.


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F: Ich möchte einen Server-Schrank mit einem Volumen von 1 Kubikmeter komplett mit CO2 fluten. Der Grund: Brandbekämpfung. Normalerweise reichen Volumenkonzentrationen zwischen 8-10%. Ich frage mich allerdings wie ich das erreichen soll? Das Kohlendioxid setzt sich doch am Boden ab weil es schwerer ist als Luft! Das würde bedeuten das im oberen Teil des Schrankes keine Brandbekämpfung möglich wäre. Meine Idee ist also, einfach denn kompletten Schrank 100% zu fluten. Der Schrank steht in einem geschlossenen Raum mit einem Volumen von 22 Kubikmetern. Nach meinen Informationen (stundenlange suche im Internet) führen Konzentrationen zwischen 3-5% zur Hyperventilation. Ab einer Konzentration von 6% besteht die Gefahr der Bewusstlosigkeit, noch höhere Konzentrationen wirken tödlich.


A: Lassen Sie die Finger vom Experimentieren mit großen CO2-Mengen im geschlossenen Raum. Denn wie Sie selbst anmerken: Lebensgefahr!
Unseren Serverschrank haben wir mit zusätzlichen Belüftungssystemen ausgerüstet und erreichen so eine ausreichende Kühlwirkung. Er ist zwar ein bisschen lauter als gewohnt und steht deshalb auch in einem "unbewohnten" Laborraum.


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F: Ich als Schweizer suche einen Vergleich von französischen Wasserhärtegraden und den deutschen Wasserhärtegraden, da ich nur immer die Auskunft erhalte: Wir hätten 55 französische Grade.


A: 1 Französischer Grad entspricht 0,560 Deutschen Härtegraden. Also haben Sie mit 55 "welschen" Graden eine deutsche Wasserhärte von 30,8. Es ist damit als sehr hartes Wasser klassifiziert.

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Letzte Überarbeitung: 10. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek