Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 222
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F: Betreff: erste industrielle Herstellung von schwerem Wasser im Jahr 1934 - wozu ?

beim Stoebern im WWW stiess ich in der Wikipedia im Artikel ueber "D2O" auf folgende Aussage: "In 1934, Norsk Hydro built the first commercial heavy water plant at Vemork, Tinn, with a capacity of 12 tonnes per year."
Die atomphysikalisch interessanten Eigenschaften von schwerem Wasser (Neutronenmoderator) duerften 1934 - vier Jahre vor der Entdeckung der Kernspaltung - dabei wohl keine Rolle gespielt haben.
Gab es zu dieser Zeit andere Verwendungen - etwa in der Chemie - die die Produktion dieser verhaeltnismaessig grossen Mengen an D2O rentabel erscheinen liessen ?


A: Man wusste bereits, dass es von vielen Elementen Isotope gibt. Vor allem das 1932 entdeckte schwere Wasser D2O war eine Sensation; denn nun hatte man erstmals eine Substanz in der Hand, mit der man untersuchen konnte, wie sich der hier ausnehmend große Masseunterschied auf die Reaktivität von Stoffen auswirkt (Isotopie-Effekt). Man hat das ausführlich untersucht. Andererseits konnte man auch klassische Reaktionen in ihrem Ablauf untersuchen. Beispiel: Protonenaustauschreaktionen zwischen schwerem Wasser und Wasserstoffverbindungen. Dazu brauchte man größere Mengen dieses schweren Wassers.


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F: Zur Zeit betreue ich ein gemeinnütziges Projekt und stelle Holzspielzeug für einen Kindergarten in Chile her.
Teile davon sollen mit Leinöl eingerieben werden. Die vorgesehene Altersgruppe ist 3-4 Jahre. Diese Kinder werden vermutlich dieses Spielzeug noch hin und wieder in den Mund nehmen und daran ggf. lutschen. Können Sie die Frage klären, ob dieses für so kleine Kinder gesundheitlich vertretbar ist!?!!
Über eine baldige Antwort bzw. Hinweis an eine andere Quelle wäre ich sehr dankbar.


A: Leinöl selbst ist nicht giftig. Damit können Sie einen Salat anmachen.

Jedoch Achtung! Es gibt dazu noch Leinölfirnis, das man normalerweise zum Holzversiegeln nimmt. Das enthält üblicherweise Schwermetallsalze zur katalytischen Beschleunigung der Aushärtung. Bei diesen "Sikkativen" ist vor allem das stark giftige Cobalt zu nennen, das auch im Verdacht steht, kanzerogen zu sein.
Wenn Sie also sicher sind, dass es sich bei Ihrem Leinöl um reines Lebensmittelleinöl aus dem Supermarkt oder Reformhaus handelt, können Sie es nehmen. Ich würde es aber dennoch nicht tun, weil das Zeug bald ranzig wird und zu stinken beginnt. Ohne Sikkative dauert außerdem das Abbinden durch Oxidation monatelang; solange bleibt das Holzspielzeug klebrig. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, weil ich als Kind mal einen Schrank in meinem Zimmer mit Leinöl gestrichen habe. Der ist nie trocken geworden...


F: Vielen Dank für Ihre freundliche, persönliche Antwort.
Ich denke, wir werden da lieber auf Bienenwachs zurückgreifen oder gibt es da ggf. auch etwas zu beachten? Was ist das beste Material für diesen Zweck?


A: Das ist eine gute Idee! Bienenwachs ist wirklich ungiftig.


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F: Wir haben uns über die Herkunft des Begriffs "Beuren" unterhalten. Der Anlass: Es gibt vor allem im Südwesten Deutschlands viele Orte, die Beuren heißen oder Beuron (wie das schöne Benediktiner-Kloster bei Sigmaringen). Dazu kommen Namenskombinationen wie Ottobeuren, Blaubeuren... Unsere Frage war: Was bedeutet die Endung "-beuren"?


A: Naja, das ist keine chemische Frage. Aber ich will´s versuchen, weil mich das selbst interessiert...

Ich habe recherchiert, in meinen Büchern geblättert und zugleich auch meinen gesunden Menschenverstand ein wenig angestrengt (was bei etymologischen Fragen zugegebenermaßen immer etwas gefährlich ist...).

Der Name "Beuren" (etc.) kommt von dem spätmittelhochdeutschen Wort "bu" oder "bo" = Wohnung, Plural "bur" = Häuser. Das lässt auf eine frühe geschichtliche Siedlung schließen. Blaubeuren heißt somit "die Häuser, die an dem Fluss Blau liegen". (Sie kennen vielleicht den Blautopf: Das ist die berühmte Quelle der Blau.) Und Ottobeuren bedeutet sicherlich: Die Häuser, die dem Adeligen Otto gehören. Ich denke an Kaufbeuren und was es alles noch so gibt.

Häuser ("bur") muss man ja auch "bauen". Und jetzt spekuliere ich: Davon ist wohl auch das Wort "Bauer" abgeleitet worden. Das Mittelhochdeutsche "bure" bedeutet schlicht "Mitbewohner". Im Niederländischen bedeutet "buur" soviel wie Nachbar. Bauern haben primär also Häusle gebaut, und nicht Gerste angebaut. Wie soll man - im echten Sinne des Wortes - überhaupt Getreide oder Kohl anbauen? Bei Häusern kann man anbauen.

Der Bedeutungswandel zum eigentlichen Geschäft der ansonsten Häuser bauenden Bauern, das Anbauen im Sinne von "Felder bestellen", ist also viel später hinzugekommen.

Umgekehrt nennt man heute noch Kleinbauern oder Tagelöhner auch Häusler oder Hüttler. Daher kommen die deutschen Nachnamen wie "Häußler" oder (was ich von irgendwoher weiß) das österreichische "Hitler".

Und auch der "Vogelbauer" für den Kanarienvogel hat hier seinen Ursprung: Es bedeutet schlicht "Vogelwohnung".


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F: Was ist Glaukonit?


A: Glaukonit ist ein blaugrünes Mineral, das vor allem auch in den Sedimenten des mittleren Weißjuras (Malm) oder der Unterkreide (Essener Grünsand) vorkommt. Seine chemische Formel ist (K,Na)(Fe(III),Al,Mg)2(OH)2[(Si,Al)4O10]. Im molekularen Aufbau ähnelt es dem Biotit, einem Glimmer mit der Formel K(Fe,Mg,Mn)3(OH,F)2[AlSi3O10].
Es handelt sich um ein untermeerisches Zersetzungsprodukt von bestimmten Al-Mg-silikaten, das schon zu der Zeit, als die Sedimente gebildet wurden, entstand. Sein Vorkommen dient sogar als Indiz für die Entstehung der betreffenden Sedimente in einem sauerstoffreichen Flachmeer. Deshalb sind auch viele in diesen Sedimenten abgelagerte Lebensspuren wie Ammoniten oder Korallen durch Glaukonit gefärbt. Diese prächtig blaugrünen Fossilien sind von Sammlern begehrte Fundstücke. Aber auch manche weniger auffällige Foraminiferen sind mit dem Mineral ausgefüllt.
Glaukonithaltige Sedimente setzen beim Verwittern vor allem typische Eisenoxidhydroxidknollen frei, die zum Beispiel unter der Bezeichnung Bohnerz auf der Schwäbischen Alb zu finden sind. Aus ihrem Eisen wurde so manche Ritterrüstung geschmiedet.
Der Name des Minerals stammt vom griechischen glaukos, hellgrünblau. So heißt auch ein griechischer Meeresgott, der in der Argonautensage als Berater auftritt.


(Sammlung: Alexander Blume; Foto: Daggi)


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F: Betreff: chemienachfrage

liebes prof. blume team

ich bin ein schüler der 10. klasse und habe ein problem bei meiner facharbeit !!! ich stoße immer wieder auf 2 begriffe !!! diese sind glucuronsäure und peroxidase
ich würde mich sehr freuen wenn sie sie mir die beduetung oder defenition schicken könten

danke im vorraus


A: Glucuronsäure ist ein Oxidationsprodukt der Glucose. Statt der endständigen CH2OH-Gruppe trägt die Glucuronsäure eine Carboxylgruppe:

R-CH2OH + ½ O2 ———> R-COOH

Peroxidase ist ein Enzym, das einen Stoff oxidiert, wobei das Oxidationsmittel Wasserstoffperoxid ist.

Du befasst dich offensichtlich mit dem enzymatischen Nachweis der Glucose durch Glukosticks... Der Test wird hier beschrieben:
/dc2/tip/03_06.htm

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek