Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 286
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1586
F: Hallo Herr Prof. Blume,
ich arbeite zurzeit mit kolloidalem Gold und ich möchte meine Glasgefäße nun mit Königswasser reinigen. Bevor ich das allerdings tue wollte ich mir einige Sicherheitsdatenblätter und Entsorgungsvorschriften aus dem Internet heraus suchen. Ich habe lange gesucht und leicht widersprüchliche Aussagen gefunden. Auch die Recherche in der Bibliothek ergab nichts Neues. Meine Frage an sie wäre nun, kann ich das Königswasser mit viel Wasser verdünnt in den Abfluss gießen, oder muss es noch anderweitig aufgearbeitet werden? Z.B. mit Natronlauge neutralisiert werden???

Ich bedanke mich schonmal im Voraus für ihre Mühen.


A: Königswasser ist eine der stärksten Säurezubereitungen, die wir kennen. Es handelt sich um eine Mischung aus konzentrierter Salzsäure mit konzentrierter Salpetersäure (im Verhältnis 3:1). Seine zersetzende Wirkung auf Gold und die Platinmetalle beruht auf der Bildung von Chloratomen.

HNO3 + 3 HCl ———> NOCl + 2 Cl + 2 H2O

Chloratome greifen diese edlen Metalle an – wie man z. B. auch erfahren muss, wenn man versucht, mit Platinelektroden Salzsäure oder eine Lösung von Natriumchlorid zu elektrolysieren… Dann färbt sich die Lösung rasch gelb – nicht wegen des Chlors, sondern wegen der Platinchlorokomplexe.

Nun zu Ihrem Problem. Es ist vor allem eine Frage der Menge an Säure, die Sie loswerden müssen. Verdünnen reicht nicht, denn Sie können gar nicht soviel Wasser wie nötig zugeben, um die Lösung zu neutralisieren. Deshalb wird Königswasser (wie überhaupt alle Säuren) im Labor mit Lauge neutralisiert, bevor man es zur Entsorgung weitergibt. Vorsicht aber beim Neutralisieren von Königswasser! Dabei kann es zur Aufheizung und zur unkontrollierten Freisetzung von Stickoxiden kommen!

Wir in der Uni gießen nichts in die Ausgüsse, da wir damit das Abwasser zu stark aufsalzen würden. Unsere Abflüsse werden streng kontrolliert. Aber wenn es bei Ihnen nur wenige Reste sind, geht das schon.


1587
F: Bei der Sanierung unseres Berufsschulgebäudes legte der vom zuständigen Architekt beauftragte äußerst preisgünstige Fachbetrieb alle Zuleitungen der außen liegenden Gasflaschen (Sauerstoff und Acetylen) zur Schweißerei/Schmiede aus Kupfer. Wir wiesen darauf hin, dass man dies doch eigentlich nicht bei Acetylen-Leitungen machen sollte. Grund: Es können sich Kupferacetylid-Kristalle in der Leitung bilden.


A: Sie haben Recht: Kupferleitungen sind für Acetylen verboten, genau aus dem Grunde, wie Sie sagen: Die Leitungen korrodieren und setzen sich mit Acetylid CuC2 zu. Daneben kann übrigens durch katalytische Prozesse auch eine exotherme Acetylenzersetzung einsetzen, die zu Rußablagerungen führt und durch Selbsterhitzung Brände auslöst.

Ich hoffe, dass Sie sich durchsetzen.


1588
F1: Ich bin total begeistert von der schönen und besonders anschaulichen Trennung von Kaliumpermanganat und Kaliumchromat!

Nur habe ich Probleme bei der Regeneration. Ich gebe ganz normal NaOH-Lsg. darauf danach möchte ich den PH- Wert wieder neutralisieren um eine weitere Trennung durchzuführen, doch leider funktioniert die zweite Trennung dann nicht mehr und ich bekomme das Gemisch nicht mehr getrennt.

Können Sie mir vielleicht sagen was ich falsch mache?!


A1: Sie meinen den Versuch. Die Natronlauge zerstört das Aluminiumoxid bzw. die absorptiv wirkende Oberfläche, so dass Sie es nicht wieder verwenden können. Sie können natürlich versuchen, das Al-Oxid zu regenerieren, z. B. durch gutes Ausspülen bis zur Neutralität und weiter durch gezieltes Erhitzen. Aber das ist eher etwas für Fachleute, die vor allem mit größeren Mengen davon umgehen.

Für Sie heißt es: Ab in den Sonderabfall. Bei kleineren Mengen können Sie es auch in den Hausmüll entsorgen.


F2: Danke für die freundliche Beratung. Nun hätte ich noch eine Frage, was kann ich den anstelle des Aluminiumoxids als Ionenaustauscher verwenden? Da ich den Versuch mehrmals mit dem gleichen Ionenaustauscher durchführen soll! Funktioniert Silica Gel? Und wie kann ich es wieder regenerieren?


A2: Silica-Gel (besser: Kieselgel) ist kein besonders guter Ionenaustauscher. Seine Wirkung beruht eher auf Adsorption (van der Waals-Kräfte, H-Brücken etc.). Nehmen Sie einen richtigen Anionenaustauscher – wie z. B. Amberlite. Den können Sie leicht regenerieren, z. B. mit NaCl oder NaOH.


1589
F: Im Rahmen des Frühjahrsputzes habe ich mich auch daran gemacht, unseren Balkon zu reinigen.
Seine Bodenplatten aus Beton leisten dabei hartnäckigen Widerstand, obwohl sie nur 'normalen' Schmutz aus der Luft sowie rundliche, grüne Algenflecken aufweisen.
Kennen Sie dafür ein elegantes, umweltschonendes Reinigungsmittel?
Meine bisherigen Hilfsmittel: Wasser, Schrubber, Grüne Seife und eine Drahtbürste gegen die Algen. Es kommt Dreck runter - aber mühsam, nicht elegant leicht.


A: Beton ist so porös, dass Sie ihn auf diese Weise nicht reinigen können. Nicht mal mit Chemikalien können Sie viel erreichen. Besonders hartnäckig sind Algen und Flechten. Da bleibt Ihnen nichts anderes als Ihre Methode oder besser noch ein Hochdruckreiniger. Denken Sie aber daran: Das Auftreten von Flechten gilt als Indikator für gesunde Umgebungsluft und sollte als solches positiv gewertet werden…


1590
F: Im Rahmen des Unterrichts der Klasse 12 behandeln wir das Thema Kunststoffe. Ich bearbeite das Thema "Celluloid". Weder meine Mitschüler noch unser Lehrer kennen den Mechanismus der Reaktion von Schießbaumwolle mit Campher in Aceton. Da auch auf keiner Internetseite ausreichende Informationen zu diesem Thema vorhanden sind, bitten wir Sie um Hilfe.
Es wäre nett wenn Sie uns Strukturformeln mit Beschreibung senden könnten.


A: Schießbaumwolle ist chemisch Nitrocellulose und als Kunststoff unter dem Namen Celluloid bekannt.

Bei den von Ihnen beschriebenen Vorgängen gibt es keine chemische Reaktion. Campher spielt bei der Herstellung von Celluloid „nur“ die physikalische Rolle eines Weichmachers. Seine kugeligen Moleküle schieben sich zwischen die langen Molekülketten der Nitrocellulose und verhindern so deren Organisation zu Kristallen (also die Kristallisation). Aceton ist physikalisch gesehen nur Lösemittel, das abdampft.

Strukturformeln der Nitrocellulose finden Sie hier oder in jedem Lehrbuch zur organischen Chemie.

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Letzte Überarbeitung: 22. Juni 2008, Dagmar Wiechoczek