Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 364
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1976
F: Ich soll als Fachleistung einen Vortrag über Glas haten. Es geht um die generelle Zusammensetzung eines Glases, ich habe nämlich in einem Lexikon in der Bibliothek gefunden, dass es Netzwerkbildner gibt. Sie bestätigen das und hier gab es auch noch keine Probleme. Danach wird im Lexikon aber zwischen Flussmitteln (Alkalioxide) und Stabilisatoren (Erdalkalioxide) unterschieden. Mehr stand im Lexikon nicht drin. Sie sagen allerdings, es gibt außer den Netzwerkbildnern noch Netzwerkstörer (Oxide von K, Na, Pb und Ca). Die würden laut Lexikon allerdings dann ja Flussmittel und Stabilisatoren vereinen, kann es sich da eventuell um eine Übergruppe handeln?

Sie erwähnen außerdem Trennstellenschließern, die sich aber größtenteils mit den Netzwerkbildnern decken und weder Erdalkalien noch Alkalien beinhalten.
Im Internet habe ich dazu keine genaueren Informationen gefunden, da es sich immer nur um (teilweise exakt übernommene) Texte von Ihrer Seite handelt.
Haben Sie eine Idee, wo ich da recherchieren kann?


A: Zum Glas haben wir eine große Webseitengruppe.

Die angesprochenen Oxide sind Netzwerk(zer)störer, weil sie das Si-O-Si-Netzwerk des Quarzes aufbrechen: SiO-Na....Na-OSi.

Oxide von Metallen, die wie Ca und Pb zweifach geladene Ionen bilden, stabilisieren das Glas wieder in gewissem Umfang, weil sie aufgrund der doppelten Ladung zwei Silicatreste binden können: SiO-Ca-OSi. Sie sind also Netzwerkstörer und zugleich Stabilisatoren. Noch besser wirkt dreiwertiges Al.

Sie sollten bei Ihrem Vortrag aber nicht zu sehr ins Einzelne gehen. Erfahrungsgemäß sind Studies oder Schüler schon überfordert, den Aufbau von Glas überhaupt zu verstehen.


1977
F: Betreff: Ist die Blausäurekonzentration bei Extraktion aus Kirschlorbeerblättern gefährlich für Schüler?

Mit großem Interesse habe ich Ihren Tipp des Monats vom April 2006 gelesen (http://www.chemieunterricht.de/dc2/). Ich bin Referendarin und möchte meine DUE (Dokumentierte Unterrichtseinheit, müssen Referendare in BaWü schreiben) über den Geschmacks- und Geruchssinn schreiben. Von besonderem Interesse schien mir hier der Blausäure bzw. Benzaldehydgeruch, da er ja von einem Teil der Bevölkerung nicht wahrgenommen werden kann. So bin ich auf ihren Tipp gestoßen und mir kam dabei die Idee, über ein Praktikum direkt herauszufinden, ob einige meiner Schüler diesen Geruch vielleicht nicht wahrnehmen können.

Allerdings riet mir meine Fachleiterin davon ab, da sie meinte, dass ich für meine DUE (die ins Staatsexamen mit rein zählt) nicht mit für Schüler gefährlichen Stoffen experimentieren soll. Wir kamen dann überein, dass ich Sie um Rat frage, ob die dabei auftretenden Konzentrationen für Schüler gefährlich werden können.

Oder haben Sie vielleicht ein weniger „gefährliches“ Experiment mit Bittermandeln irgendwo auf Ihrer Website versteckt, das ich noch nicht entdeckt habe?

Schon mal vielen herzlichen Dank im Voraus für Ihre Mühe und ein großes DANKE für Ihre tolle Website!


A: Sie können den Versuch meines Erachtens nach ohne Bedenken durchführen. Die Blausäurekonzentration ist dermaßen gering, dass man weit unter den erlaubten Grenzwerten liegt. Nur essen lassen sollten Sie die Proben nicht.


1978
F: Ich schreibe derzeit meine Bachelorarbeit mit dem Thema "Die Einwirkungen ungünstiger Witterungseinflüsse auf den innerbetrieblichen Transport blanker Bauteile am Beispiel eines produzierenden Unternehmens." Die für den Flugzeugbau am häufigsten verwendeten Werkstoffe sind Aluminium und dessen Legierungen. Diese Bauteile können jedoch während der einzelnen Produktionsschritte und gerade während des innerbetrieblichen Transportes keinen Korrosionsschutz erhalten. Derzeit werden die Transportgestelle und -wagen abgeplant um so die Korrosion zu verhindern. Allerdings mit nicht sehr großem Erfolg, weshalb ich nun dabei bin mir Alternativen zu überlegen.
Deshalb zu meiner Frage: Ist es möglich unbehandelte Aluminiumbauteile mit Hilfe einer Fremdstromanode vor Korrosion zu schützen? Ich finde leider in der Literatur immer nur wieder Hinweise darauf, dass so ein Korrosionsschutz ein umgebender Elektrolyt erfordert. Wäre dafür die Luftfeuchtigkeit ausreichend um einen Korrosionsschutz zu gewährleisten?


A: Ein Korrosionsschutz, wie er Ihnen vorschwebt, ist wohl nicht zu machen. Wenn dem so wäre, hätte man ja schon sämtliche Autos und Flugzeuge damit ausgestattet. Korrosionsphänomene sind letztlich nur verständlich und steuerbar unter der Annahme fließenden elektrischen Stroms, der auf Ionenwanderung beruht. Letztere ist im Aerosol der Luftfeuchtigkeit nicht realisierbar.


1979
F: Vor Ihnen sitzt ein 32-jähriger Mann, der die Chemie mag, gerne mit Chemie-Kästen arbeitet um die Theorie auch mal in der Praxis zu verstehen und der nun seinen Fehler wieder gutmachen will, als er damals sein Abitur abgebrochen hat und dies nun nachholt und dafür fleißig lernt.
Ein paar meiner Übungsexperimente umfassen auch die Chemolumineszenz mit Hilfe von Luminol und zum Beispiel Wasserstoffperoxid mit einer Kupferspirale um den Sauerstoff "rauszuschlagen".
Ich selber gebe dann und wann auch Nachhilfe in Chemie (Sek I) und zeige gerne das eine oder andere Experiment oder lasse es durchführen, sofern keine Gefahr für Leib und Leben besteht (ich will ja nicht Blausäure synthetisieren).
Der o. g. Versuch mit Luminol ist auf die Dauer jedoch "teuer", da ich immer wieder etwas benötige und ich als fauler/bequemer (vielleicht auch geiziger) Mensch nicht immer wieder selbiges nachbestellen möchte.
Hätten Sie vielleicht eine Idee/Ansatz, wie ich das Luminol rückgewinnen könnte?


A1: Leider können Sie Luminol nicht zurückgewinnen, da es bei der Licht liefernden chemischen Reaktion total abgebaut wird. Hier beschreiben wir die Reaktion. Sie können, wenn Sie sparen wollen, kleine Ansätze fahren, z. B. in Reagenzgläsern.


F2: Ich möchte mich für ihre Antwort bedanken, und wünsche ihnen darüber hinaus auch noch einen frohen Nikolaustag.
Da ja nun bald wieder ein Halb-Jahr vorbei ist, möchte ich meinen Schützlingen gerne noch ein kleines Bonbon zum Halb-Jahr/Weihnachten und Neujahr vorführen (reiner Lehrerversuch) sowie sie selber ein Experiment selber durchführen lassen.
Hätten sie da noch eine schöne Idee? Die Iod-Uhr habe ich schon durchgeführt, langsam gehen mir die Ideen aus. Dachte erst im Freien zu "Silvester" eine kleine Iod-Stickstoff-Verpuffung, vielleicht haben Sie noch eine bessere Idee bzw. Ideen?


A2: Die Iod-Stickstoff-Reaktion ist für Laien schwer steuerbar, da sie gern spontan losgeht. Wie wäre es mit der Paraffin-Verpuffung? Dazu haben wir den Tipp des Monats Nr. 49. Passt irgendwie zum festlichen Kerzenschein...


1980
F: Ich wollte das Titandioxid in Zahnpasta nach ihrer Anleitung nachweisen. Leider war die erhaltene Lösung nach dem Auflösen bereits gelblich. Ein Nachweis mit Wasserstoffperoxid somit hinfällig. Können sie mir sagen warum dies nicht funktioniert hat. Was habe ich falsch gemacht? Habe mich ausschließlich an ihre Anleitung gehalten!

Zudem ergab sich noch ein weiteres Problem. Beim Nachweis des Sorbitols als Alkohol im Mundwasser durch Cerammoniumnitrat fiel nach Zugabe von konzentrierter Salpetersäure ein weißlich-gelber Niederschlag aus. Welche Salze bilden denn mit HNO3 einen Niederschlag, neben den üblichen Verdächtigen. Oder könnte es eine Denaturierung, oder ähnlichen, des Bindemittels sein? Hier der Nachweis des Alkohols und und hier der Inhalt des Mundwassers AQUA, GLYCERIN, SORBITOL, TETRASODIUM PYROPHOSPHATE, COCAMIDOPROPYL BETAINE, AROMA, SODIUM FLUORIDE, SODIUM SACCHARIN, CITRIC ACID, SODIUM BENZOATE, CI 47005, CI 17200.


A: Zum Nachweis des Titandioxids: Der in der Webseite beschriebene Versuch wird mit TippEx® durchgeführt und kann nicht ohne weiteres auf Zahnpasta übertragen werden. TiO2 liegt hier anders als die Zahnpasta ohne den Nachweis störende Inhaltsstoffe vor. Was in der Zahnpasta zur Gelbfärbung führt, weiß ich nicht. Aber Sie können ja mal so vorgehen: Waschen Sie die Zahnpasta mit Wasser und Alkohol aus. Dass Filtrat sollte weiß sein. In diesem Filtrat weisen Sie TiO2 nach.

Zur anderen Frage: Für die Bildung eines weißen Niederschlags beim Nachweis von Sorbitol in Mundwasser gibt es verschiedene Gründe.

1. Im Mundwasser können Substanzen gelöst sein, die mit überschüssigem Wasser eine Fällung ergeben. Ich denke an Terpene, die in mit Wasser ähnlich reagierenden Getränken wie Pernod® oder Raki enthalten sind.

Außerdem liegen im Mundwasser gelöste Salze z. B. Natriumbenzoat vor, deren Anionen beim Ansäuern schwerlösliche Säure (hier Benzoesäure) bilden. Gleiches gilt für Saccharin-Na.

2. Dass die Mischung beim Behandeln mit konzentrierter Salpetersäure gelb wird, kann an der Nitrierung von Aromaten liegen. Verwenden Sie also keine konzentrierte Salpetersäure zum Ansäuern, sondern verdünnte.

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Letzte Überarbeitung: 09. November 2012, Dagmar Wiechoczek