Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 46
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F: Folgende Frage beschäftigt mich: In der Glühzone der Kerzenflamme wird das Stearinmolekül gecrackt und der Kohlenstoff beginnt zu glühen. Daher die gelbe Flammenfärbung. Aber wieso glüht der Kohlenstoff, denn er brennt doch noch nicht, da erst in der Brennzone der benötigte Luftsauerstoff hinzu kommt ? Wenn Sie Zeit für eine Antwort finden würden wäre ich Ihnen sehr dankbar.


A: Der Kohlenstoff glüht wie auch alle anderen Substanzen, wenn man sie erhitzt - dazu ist die Anwesenheit von Sauerstoff nicht notwendig. Man muss in diesem Zusammenhang wissen, dass die Kerzenflamme an manchen Stellen tatsächlich bis zu 1500 °C heiß ist!
Denken Sie an Ihren heißen Ofen: Der glüht nicht, weil sein Eisen oxidiert, sondern weil er aufgrund der in seinem Inneren ablaufenden Verbrennungsprozesse so heiß ist. Da die Strahlung auch schon ohne Glut zu bemerken ist (dann haben wir Infrarotstrahlung), spricht man auch vom Schwarzen Strahler. Das war ein ganz wichtiger Begriff in der Entwicklung klassischer Physik zur modernen Quantenphysik.


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F: Ich brauche für einen Vortrag zum Thema Konservierungsstoffe noch einen anschaulichen Versuch. Über die ein oder andere interessante Versuchsanleitung zu diesem Thema wäre ich ihnen sehr dankbar.


A: Sie könnten in Nitritpökelsalz oder in wässrigem Schinkenauszug mit Saltzmans Reagenz Nitrit nachweisen. Oder zeigen, dass bei der Hydrolyse von Hexamethylentetramin Ammoniak (alkalische Reaktion) sowie Formaldehyd (Nachweis mit Schiffschem Reagenz) entstehen. Sie können den phenolischen Charakter von Salicylsäure demonstrieren oder den ungesättigten Charakter von Sorbinsäure.


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F: Vor ein paar Tagen haben wir in einer Discusionsrunde ueber Bio-Chemische Phenomene gesprochen. Eine Frage drehte sich um die Entwicklung des Kuekens im Ei, wobei unklar war, ob das Calcium fuer das Skelett aus der Schale des Eies entnommen wird, oder ob es sich biochemisch bildet, d.h. organische Substanz in anorganisch uebergeht. Haben Sie eine wissenschaftliche Erklaerung zu dieser Frage?


A: Das Küken holt sich sein Calcium, indem es von innen her die Eischale anlöst. Die Schale wird dadurch deutlich dünner und leichter. Damit erleichtert sich das Küken gleichzeitig den Ausstieg, denn es muss ja die Eischale mit seinem Eizahn auf dem Schnabel von innen "aufsägen". Die Umwandlung von organischer in anorganische Materie ist so, wie Sie es sich vielleicht vorstellen, nicht möglich.


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F: Ich habe einen alten Kupferkessel, der als Waschbottich verwendet wurde. Durch das Jahrzehnte heizen mit Holz hat sich an dem Kupfer Kohle/Ruß festgesetzt. Wie kann ich dies chemisch unschädlich und preisgünstig lösen, damit das Kupfer wieder strahlt?


A: Chemisch können Sie da wenig bis nichts machen. Wegbrennen des Belags würde auch das Kupfer zerstören. Sie können es höchstens mal mit Nitroverdünner versuchen. Ansonsten bleibt nur das, was Generationen von Mägden und Hausfrauen mit den Kupferkesseln gemacht haben: Scheuern.


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F: Hallo, eine Frage aus dem Irak-Krieg: Es wird immer wieder darüber berichtet, dass für die "Intelligenten Bomben" Ziele mit Lasern markiert werden - was heisst das ? Hinterlässt der Laser eine Wärmemarke auf dem Gebäude, an dem sich ein Suchkopf orientiert oder wie muss ich das verstehen ? Ich weiss - eigentlich keine Chemie - Frage . . . . .


A: Das Laserlicht wird vom Flugzeug auf das Ziel gerichtet und per Joystick eingeklickt. Von da ab ist der Computer für die Bestrahlung verantwortlich. Der Laserkopf unter dem Flugzeugrumpf ist in alle Richtungen drehbar und macht computergesteuert spiegelbildlich alle Bewegungen des Flugzeugs mit, so dass das Ziel immer angestrahlt wird und damit immer "im Blick" der gleichzeitig abgeworfenen Bombe bleibt. Denn die Bombe hat einen optischen Suchkopf, der das vom Ziel reflektierte Licht registriert und der mit Hilfe von schwenkbaren Flügeln die Bombe steuert.
Natürlich kann man auch vom Boden her die Ziele mit Laser beleuchten und so für das anfliegende Flugzeug sichtbar machen. Das wird von Bodentruppen gemacht.

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Letzte Überarbeitung: 21. Dezember 2011, Dagmar Wiechoczek