Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 80
zurück        vor

556
F: Ich nehme an dem Wettbewerb Chemie im Alltag teil und muss nun folgende Aufgabe lösen und komme nicht weiter: Der Stoff des Rhabarbers und Sauerklees soll angeblich Rostflecken beseitigen. Entwickle dazu ein Experiment. Können sie mir helfen? Bitte!


A: Es handelt sich um Oxalsäure. Lege einen rostigen Eisennagel in eine Aufschlämmung von Oxalsäure, erwärme. Dann zersetzt sich der Rost.


557
F: Leider habe ich wenig Zeit mich dem Experimentieren hinzugeben.
Stattdessen versuche ich eine Hausarbeit zu verfassen zum Thema "Kann man das Ozonloch "stopfen"?"
Halten Sie es theoretisch für möglich das Ozonloch zu stopfen? (die Finanzierung außen vor gelassen). Die Informationen zu diesem Thema sind rar. Ich habe zwei Möglichkeiten entdeckt die ich verfolge
1. Mit Hilfe von Wetterballons die mit Generatoren ausgerüstet sind, in der Stratosphäre Ozon zu produzieren und so das Ozongleichgewicht wieder herzustellen.
2. Die Chlorradikale einzuschließen. Einige Wissenschaftler fanden heraus, dass Nanosphären (-kugeln), bzw. Polystyre-Teilchen Perfluorodecalin aufnehmen können und deswegen auch die Chlorradikale einschließen könnten, so dass diese dann mit Hilfe von Niederschlägen wieder auf den Boden zurück kehren könnten.
Halten Sie solche Ideen für realistisch ?
Glauben Sie, dass das Ozonloch auf diese Art und Weise geschlossen werden könnte?


A: So alt wie das Wissen um das Ozonloch ist auch die Diskussion über Möglichkeiten, es zu stopfen. Die Sachen, die Sie aufzählen, sind machbar - im Labor!! In der Realität stellt sich das alles als völlig nutzlose Spinnerei heraus, weil die Ozonausdünnung globale Dimensionen hat und wir mit solchen kleinen lächerlichen Maßnahmen nichts bewirken. Hinzu kommt: Jeder Eingriff in die Natur wird noch mehr Schäden anrichten. (Das sagt auch schon der bekannte II. Hauptsatz der Thermodynamik.) So müssen die Sachen/Chemikalien erst hergestellt werden, und das wird produktionsbedingte Folgeschäden nach sich ziehen. Dann müssen sie in die Ozonosphäre verbracht werden und so weiter.
Der einzige Weg zum Stoppen der Ozonausdünnung sind Präventivmaßnahmen, also: Emission von FCKW einzustellen. Und auch die von Stickoxiden, Methan und so weiter, denn die Ozonausdünnung ist ja ein Multifaktorensystem. Kennen Sie meine Webseiten zum Thema?
Ähnliche Diskussionen gibt es auch zum Treibhauseffekt. Da will doch zum Beispiel jemand das CO2 aus der Atmosphäre ausfrieren. Der weiß nichts zum Wirkungsgrad von Kühlmaschinen...


558
F: Ich hätte da auch mal eine Frage! Könnten Sie mir die Protolyse einfach erklären? Ich finde weder im Lexikon noch im Internet eine verständliche und allgemeine Defintion.


A: Man bezeichnet damit Protonenübertragungsreaktionen. Der Begriff ist so missverständlich, dass man ihn vermeiden sollte. Auch die IUPAC, die Gralshüterin chemischer Nomenklaturen, verzichtet ausdrücklich darauf. Die Protolyse ist mehr als nur die Abspaltung eines Protons von einer Säure (die auch Wasser sein kann!). Sie umfasst seine Übertragung auf eine Base, wobei sich eine Wasserstoffverbindung bildet. Ein Beispiel wäre die Base NH3. Die bildet das NH4+-Ion.
Eine solche Base kann aber auch in einer Metallverbindung wie zum Beispiel Calciumcarbid CaC2 enthalten sein: Es ist das Acetylid-Ion C22-.
Setzt man letzteres zum Beispiel mit der Säure Wasser um, so entsteht durch Protolyse Ethin (Acetylen):

CaC2 + 2 H2O ———> Ca(OH)2 + C2H2

Weitere Beispiele: Aus Magnesiumnitrid Mg3N2 bildet sich mit Wasser Ammoniak. Aus Natriumperoxid Na2O2 entsteht Wasserstoffperoxid H2O2.


559
F: Wie entfernt man Rostflecken von Pflastersteinen die durch Eisensulfatstaub entstanden sind. Danke für Ihre Mühe. Mit freundlichen Grüßen Helmut K... und seine mit Drahtbürste schrubbenden Kinder


A: Sie können versuchen, die Rostflecken mit richtig konzentrierter Lösung von Oxalsäure (Apotheke) zu bleichen und die Eisen(II)-salze dann gut auszuspülen. Rost zersetzt sich auch mit Citronensäurelösung. Lassen Sie die Chemikalien nicht zu kurz einwirken. Dabei wird allerdings auch der Stein etwas angegriffen. Das ist aber nicht schlecht, weil sich das Eisen bzw. der Rost mit dem Zement verbinden. Etwaig entstehende helle Flecken dunkeln wieder nach. Viel Erfolg.


560
F: Ich hätte gern die Gründe für die unterschiedlichen Schmelz- und Siedetemperaturen bei Atom-, Ionen- und Metallbindungen gewußt. Hat das etwas mit den unterschiedlichen Bindungsarten zu tun?


A: So ist es.
1. Kristalle aus Substanzen, die aus nur locker zusammenhängenden Molekülen bestehen (van der Waals-Bindungen), schmelzen bei niedrigerer Temperatur (Naphthalin).
2. Dann kommen Kristalle mit stärkeren Wasserstoffbrückenbindungen (Wasser-Eis).
3. Kristalle, deren Bausteine durch Atombindungen zusammengehalten werden, schmelzen dagegen sehr hoch (Quarz, Diamant).
4. Bei Metallbindungen ist es komplizierter; hier spielen die Variation des Elektronengases sowie die Kristallstruktur eine wichtige Rolle, so dass wir bei den Metallen von flüssig (Hg) bis zu höchsten Schmelzpunkten um 3000 K (Wolfram) alles haben.
5. Ionenkristalle beruhen auf Coulombschen Wechselwirkungen und schmelzen deshalb hoch.

Hinweis: Es gibt immer Ausnahmen und Überlappungen.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 13. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek