Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 98
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F: Ich habe Ihren artikel über den Bleiakkumulator gelesen und habe die Funtionsweise auch verstanden.Nun teilen Sie mir im letzen Satz mit, dass der Bleiakkumulator in jedem Auto zu finden ist, aber welches irrtümlicherweise oft als Batterie bezeichnet wird. Ich dachte eine Batterie wäre eine Zusammenschaltung mehrerer Galvanische Elemente. Diese Definition erfüllt doch der Bleiakkumulator.oder?


A: Wegen des Begriffs "Batterie" sollte man nicht streiten. Richtig ist, dass der Begriff etwas "Mehrfaches, Zusammengesetztes" impliziert. Er stammt aus der Artillerie; battre ist Französisch und bedeutet schlagen. Später wandelte sich die Bedeutung von Batterie zu einer Reihe von Geschützen - eben zu einer Batterie. (Das ist exakt übersetzt eigentlich eine "Schlägerei" oder "etwas, was zum Schlagen dient".)
Die Bezeichnung "Batterie" für Stromspeicher wird erst später (Anfang 19. Jahrhundert) aus England übernommen. Man bezeichnete als Batterie zunächst solche galvanische Zellsysteme, die in Reihe oder parallel geschaltet wurden. Diese Schaltungen waren bei der geringen Leistungsfähigkeit der Normalfall. Später hat sich das gewandelt: Mittlerweile wird umgangssprachlich wohl jedes galvanische Element als Batterie bezeichnet. Puristen unterscheiden sie dennoch von Primärelementen oder Monozellen. Denken Sie aber daran, dass man im modernen Alltagsgeschäft Monozellen ebenfalls als Batterie bezeichnet. (Man gibt sie zum Beispiel in die "Altbatteriesammlung".) Mein persönlicher Eindruck ist: Im Umgangsdeutsch stehen Batterie für "Wegwerfelement" und Akku für Wiederaufladbares. Aber auch ist immer noch uneinheitlich: Wenn man zur Kfz-Werkstätte kommt, sagt man bekanntlich immer noch oft: "Meine Batterie lässt nach, können Sie die mal aufladen?"
Ich weiß, dass es Lehrer gibt, die auf die sprachliche Differenzierung genau achten. Ich meine: Es gibt Wichtigeres...


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F: Ich habe einen Versuch durchgeführt und bin mit dem Ergebnis unzufrieden.
Versuch: Ich habe CO2 in Rotkohlsaft (hergestellt aus destillierten Wasser und Rotkohlblättern) mit etwas Soda geleitet. Der Rotkohlsaft war grün (alkalisch).
Es ist nichts passiert! Hätte es nicht blubbern müssen, weil ich CO2 eingeleitet habe?
Können Sie mir einen Tipp geben?


A: Eine Lösung von CO2 in Wasser ist sauer. Man sagt: CO2 ist ein Säureanhydrid. Das bildet mit Wasser eine Säure, in diesem Fall Kohlensäure.
Die Sodalösung dagegen reagiert alkalisch. Wenn sich Soda löst, bilden sich OH--Ionen.

Na2CO3 + H2O ———> NaHCO3 + Na+ + OH-

Säure und Lauge eliminieren sich. Die Folge: Eine Sodalösung saugt das eingeleitete CO2 förmlich in sich auf. Formal passiert Folgendes:

CO2 löst sich in Wasser. Das gelöste Gas bildet mit Wasser Kohlensäure.

H2O + CO2 (gelöst) ———> H2CO3

Die reagiert mit Soda (Na2CO3) zu Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3).

Na2CO3 (gelöst) + H2CO3 ———> 2 NaHCO3 (gelöst) + H2O


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F: In Salatsaucen schwimmen die Fetttröpfchen meistens oben in der Flüssigkeit. In Milch oder Sahne sind auch Fetttröpfchen und Wasser vermischt. Warum scheiden sich in der Milch die Fetttröpfchen nicht ab?


A: In der Milch/Sahne liegen die Fetttröpfchen feinstverteilt als Öl-in-Wasser-Emulsion vor. Eiweißumhüllungen schützen als Emulgatoren die Milch vor dem Zusammenballen der Fetttröpfchen, so dass sich keine zu großen Fetttropfen bilden können. Diese Emulsionen sind aber nur begrenzt stabil. Man braucht einfach nur zu warten; dann bildet sich eine Sahneschicht. Durch Schlagen oder Stampfen von Milch stellt man Butter her.


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F: (Frage eines Apothekers) Ihre Erklärung im Tipp des Monats (November 2003) Speisesalz Kaliumiodat und nicht Kaliumiodid zugesetzt wird ist einleuchtend und eindrucksvoll dargestellt. Meine Frage: Warum wird zur medikamentösen Substitution von Iod Kaliumiodid verwendet und nicht Kaliumiodat? z.B. Jodid 100 µg Tabletten der Fa Merck enthalten pro Tbl. 130,8 µg Kaliumiodid entsprechend 100 µg Iod.
Weiß die Chemiefirma Merck etwa nicht, dass beim Einsatz von KJ im Magen Iod entsteht, das die Magenschleimhaut schädigen kann? Die eingesetzte Menge an KJ ist hier doch noch viel größer als beim iodierten Speißesalz.
Auf eine Antwort von Ihnen bin ich gespannt


A: Sie geben sich selbst die Antwort. Schauen Sie sich die Größenordnungen an: Es handelt sich um 100 Mikrogramm, also 100 Millionstel Gramm. In diesen Mengen ist elementares Iod wirklich auch für die empfindlichste Magenschleimhaut ungefährlich! Denken Sie als Apotheker einmal daran, wie man bei der Wundversorgung mit Iod in offenen Wunden herumpanscht...

Lesen Sie bitte auch unseren Zusatz zu dem oben erwähnten Tipp des Monats.


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F: Woher kommt die Bezeichnung "Mennige"?


A: Zuvor zur Chemie: Mennige ist Blei(II,IV)-oxid Pb3O4. Seine Farbe ist wunderschön Rotorange. Es wird auch als Bleirot bezeichnet. Der Name "Mennige" entstand bereits vor dem Mittelhochdeutschen aus dem lateinischen minium, Zinnober. Die Wortveränderung zu Mennige lief über minig. Das -g- hat sich aus dem unsilbisch gewordenen -i- entwickelt - was immer das auch heißen mag. Linguisten werden das verstehen...
Woher ich das weiß? Eine Fundgrube für solche Fragen ist der "Kluge". Dahinter verbirgt sich das Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache (Verlag de Gruyter). Das sollte jeder Lehrer und jede Lehrerin im Schrank stehen haben.

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Letzte Überarbeitung: 13. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek