Vorwort zu Prof. Blumes kleiner Sammlung von exemplarischen E-Mails

Wenn man einen Bildungsserver betreibt, muss man damit rechnen, dass sich viele Leute melden und die eine oder andere Anfrage an einen richten oder Anmerkungen machen. Diese Sammlung enthält einiges davon, von dem ich meine, dass es von allgemeinem Interesse sein dürfte.

Lassen Sie mich zuvor grundsätzliche Gedanken äußern.

Zunächst danke ich allen, die einen Fehler entdecken und mir das mitteilen. Bei der Haus-Webseite haben wir leider Versuche von Kollegen aus Zeitschriften und Büchern übernommen, die wir nicht alle geprüft haben. Deshalb gibt es hier auch die meisten, leider auch fachlichen Korrekturen. Man kann nicht alles nachprüfen, obwohl unsere Korrektur-Fee Christel Blume sich alle Mühe gibt. Aber wir haben bei der Gestaltung unserer anderen Webseitenbereiche alle, wirklich alle Versuche selbst konzipiert, optimiert oder (bei der Übernahme bekannter Vorschriften) zumindest überprüft. Hierfür danke ich noch einmal Dagmar Wiechoczek, die auch die tägliche Arbeit der Webseitenpflege klaglos erledigt.

Die weitaus meisten Ihrer Anfragen (80 %) erledigen sich durch die Möglichkeit zu Verweisen auf meine Webseiten. Also: Wenn jemand etwa das Prinzip einer Brennstoffzelle erklärt haben will, wird er höflich auf die entsprechende Webseite verwiesen, wo er selbst nachlesen kann... Denn auch meine Zeit ist begrenzt.
Deshalb eine Bitte: Wir haben auf unserer Startseite eine lokale Suchmaschine ausschließlich für den Server eingerichtet. Da kann man vor einer Anfrage selber nachsehen, ob sich mit einer Recherche nicht das Problem von allein erledigt. (Leider gibt es diese Suchmaschine aus programmiertechnischen Gründen nicht auf unserer Server-CD-ROM.)

Oftmals wird in Anfragen auf eine meiner Webseiten Bezug genommen. Dann kommen Fragen wie zum Beispiel: Ihr Versuch mit dem Alkohol hat bei uns nicht geklappt. Können Sie uns sagen, woran das liegt? Bitte, in diesem Fall immer die URL angeben! Denn ich habe mittlerweile weit über 2000 Webseiten im Netz, und die kann man nicht alle im Kopf behalten! Gleiches gilt für Abbildungen!

Viele schreiben in diesem Stil:
Ich soll ´ne Hausarbeit zum Thema Kunststoffe machen. Schick mir mal alles, was Ihr dazu habt.
Soll ich eine Bibliothek mailen? Ich verweise dann auf meine Webseiten. Manchmal gebe ich auch Empfehlungen zum Kontakt mit Berufsverbänden oder Behörden, wo man nachfragen kann. Allerdings empfehle ich dem Mailer dann auch, die Fragen zu präzisieren, da die Leute sonst nur unverbindliches Allerwelts-Material bekommen.

Folgende Anfragen bringen einen zur Verzweiflung: Ich bin im Internet auf ihre Seite zum Thema Glas gestoßen und bräuchte nähere Informationen zum Thema sowie zur Herstellung und Verarbeitung. Vielleicht könnten sie mir weiterhelfen.
Ich kann dann nur antworten: Geht das, was Sie wissen wollen, über das hinaus, was in unserer umgangreichen Webseite zum Thema Glas steht? Wenn, dann stellen Sie bitte eine spezielle Frage!

Ich habe darüber nachgedacht, warum Leser z. B. in unserer Glaswebseitensammlung landen und nicht merken, dass alles, was sie wünschen, zwei-drei Mausklicks weiter vor ihnen liegt. Offenbar wurden sie durch eine externe Suchmaschine wie Google von außen geleitet und landeten, ohne den informatorischen Hintergrund zu kennen, in einer untergeordneten Webseite unseres Servers. Dann kann es sein, dass sie auch nicht den linken Frame sehen, der sie durch die Großwebseite "Glas" leitet. Grundsätzlich sollte man deshalb durch Reduktion der Adresse auf zu den Anfängen der Homepage vorstoßen und von dort ausgehend das ganze Angebot studieren. Das betrifft nicht nur meine Homepage, sondern alle Homepages generell. Man erfährt oftmals viel mehr über ein Problem als nur die Antwort auf ein Stichwort. Außerdem hat man am Ende jeder Webseite noch einmal die Möglichkeit, sich in das gesamte Webseitenangebot einzuklicken, da wir einen Link auf die Startseite meiner Homepage gesetzt haben.

Manche Schüler erwarten, dass ich für sie die Hausaufgaben mache. Deshalb schicken mir manche ihre Hausaufgabenzettel (natürlich unausgefüllt...) zur Erledigung. Alles muss natürlich schnell gehen. Am Wochenende und vor allem nachts bin ich aber nur in Ausnahmefällen in der Uni.

Manche erwarten, dass ich ihnen bei den Facharbeiten helfe. Einige schicken mir sogar ihre komplette Facharbeit zum Prüfen ("unbedingt bis morgen früh, da ist nämlich Abgabetermin..."). Gerade das Thema Facharbeiten! Da hat man oft den Eindruck, dass manche LehrerInnen den Schülern Aufgaben stellen, die sie selbst kaum bewältigen können, und es deshalb außerschulischen Spezialisten überlassen, den Schülern zu helfen.

Nicht nur die vielen Fragen nach Hausaufgabenhilfe und nach Betreuung von Facharbeiten geben Aufschluß über unterrichtliche Probleme unserer Schüler. Hier eine Kostprobe:
HALLO. Ich habe eine Frage. Wie lautet die Chemiesche Formel für Phenolphaleinlösung. und wie heißt der Stoff der Entsatnden ist wenn ich Phenolphthaleinlösung und Natriumcrbonat miteinander löse. DANKE
Abgesehen von ihrem Kampf mit der Computertastatur: Bei dem Unterricht, den diese Schülerin genossen hat, muss wohl etwas echt schief gelaufen sein.

Oft werde ich angemahnt, fachlich erschöpfender zu berichten. Diese Leute haben ja recht, dass alles einer genauen Untersuchung und einer bis ins Detail exakten Darstellung aller Abläufe bedürfte, ja - wenn es sich um eine wissenschaftliche Abhandlung mit dem Ziel der Veröffentlichung in Science, Nature, Journal of American Chemical Society oder der Angewandten Chemie handelte. Ich dagegen habe mich entschlossen, nur schul- und schülergemäße Erklärungen für oftmals wunderschöne Phänomene zu bringen. Wenn ich alles dazu sagen würde, was wissenschaftlich erschöpfend zu sagen wäre, hätten wir bald keine Leser mehr! Ich bleibe also beim Prinzip der didaktischen Reduktion der Inhalte, also beim sinnvollen Weglassen. Motto: Vereinfachen ja, aber nicht falsch darstellen.

Manche Leute haben andere Anliegen. So monierte im Jahre 2000 ein Karl-Heinz unsere Brennstoffzellen-Webseiten:
> Hallo!
> Ihre letzte Überarbeitung stammt aus Juli 1999!!!!
> Gibt es seither etwa keine neuen Infos zu Brennstoffzellen??
> Gruss
> Karl-Heinz
Zunächst einmal habe ich in unserem Angebot auf Anhieb einige Brennstoffzellen-Webseiten aus 2000 gefunden. Außerdem habe ich im Jahre 2000 eine Vielzahl von Folien zum Thema ins Netz gestellt. Und darüber hinaus haben wir weiterführende Links angeführt…
Ich vertrete kein Forschungsinstitut zur Brennstoffzellen-Technologie (oder für andere beliebige Gebiete, die wir in unserer Homepage ansprechen), sondern befasse mich (weil es mir Spaß macht) mit der Lehre zu den Grundlagen der Chemie, wobei ich besonders auf motivierende Anwendungsbezüge achte. Ich kann aber auch nicht alle Fakten zu einem Thema, die neu auf den Markt kommen, berücksichtigen. Dazu gebe ich meinen "Kunden" Linkhinweise wie z. B. zu www.Hyweb.de.
Ich habe das dem guten Karl-Heinz geschildert und ihm gleichzeitig vorgeschlagen, sich mit wöchentlichen Übersichten zum jeweils aktuellen Stand der Brennstoffzellentechnologie als Autor einzubringen. Er hat sich (trotz Zusicherung der Wahrung seines Copyrights) daraufhin allerdings gar nicht mehr gemeldet. Schade.

Aus Zeitgründen muss ich oftmals auch die erstaunlich vielen Anfragen von Firmen, die sich bei mir billigen Rat holen wollen, abschlägig behandeln, obwohl die Thematik interessant klingt. Ein Beispiel von gestern:
Wir stellen in unsere Firma Modelle und Messe Exponate her. Bei der einen Anwendung müssen wir ein Rohr mit einer blau eingefärbten Flüssigkeit "Volltröpfeln". Das Rohr hat eine Innendurchmesser von 4mm und eine Füllhöhe von 200mm. Das Rohr wird von unten mit einem Ventil entlehrt und ist oben offen. Oben befindet sich auch ein kleiner Einfülltrichter, da dass Rohr auf einem Karussell 360° gedreht werden kann. Nun habe ich folgende Frage: Welch Flüssigkeit können wir am besten verwenden, ohne dass sich das Rohr mit dem ersten oder zweiten Tropfen verschliesst und sich darunter eine Luftsäule bildet, die ein sinken des Tropfes bis zum Ventilboden verhindert? Wir dürfen keine ätzenden oder Feuergefährliche Stoffe verwenden, da dass System offen ist und viele Teile aus PMMA gefertigt sind. Ev. gibt es ein Stoff, den wir mit destilliertem Wasser mischen können, der dazu neigt, kleine Tropfen zu machen und eine kleine Oberflächenspannung hat. Ich bin mir sicher dass sie mir weiterhelfen können.

Auch Anfragen zu Problemen mit Umwelt, Behörden oder Nachbarn bezüglich chemischer Fragestellungen behandle ich zurückhaltend. Handelt es sich hierbei doch um Fragen, die letztlich juristisch zu klären sind. Deshalb muss ich auch Fragen nach Dioxin-Analyse der häuslichen Vorgarten-Erde abschlägig beurteilen. Ich weise auch hier noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass dazu eine Zulassung zu gutachterlicher Tätigkeit Voraussetzung ist. Aber Ratschläge gebe ich gerne, wenn ich kann. Oder ich vermittle zu Stellen, die sich damit auskennen.

Bei Fragen nach der Herkunft von Erdstrahlen, nach dem Umfang von durch exzessiven Handy-Gebrauch ausgelöste Hirnschäden (die auch ohne Strahlungseinwirkung denkbar sind) oder zu esoterischen Problemen der Edelsteinnutzung kann ich nur wenig bis überhaupt nichts sagen. Dazu gehört auch das Wünschelrutenlaufen. Gleiches gilt für Anfragen von Leuten, die hinter der Fluoridierung von Trinkwasser oder von Zahnpasta eine Verschwörung des Weltkapitals sehen. Überhaupt die Halogene: Ähnliche Bedenken betreffen immer wieder die Chlorchemie und auch die Iodierung des Küchensalzes. Wobei ich Fragen zur Iodierung natürlich dann erst nehme, wenn es sich bei den Mailern um Leute handelt, die Schilddrüsenprobleme haben.

Manche Fragen entbehren nicht einer gewissen Komik:
Ich habe eine Frage, die tatsächlich aus dem Leben gegriffen ist! Bitte nicht lachen!
Ich habe Knetmasse für Kinder hergestellt. Bei diesem Rezept muss ich unter anderem Alaun aus der Apotheke mit verwenden. Was wird passieren, wenn ich die fertig gekneteten Teile in den Ofen bei ca. 180-200 °C, 30-40 min. backen würde?
Wird das Alaun das Kristallwasser abgeben? Wo liegt der Siedepunkt von Alaun? Ist das hohe Erhitzen im Ofen gefährlich (Dämpfe, Explosion oder Ähnliches)?
Auf solche Fragen gehe ich ernsthaft ein. Denn sie zeigen, wie schwer es der Mitbürger hat, wenn es um naturwissenschaftliche Fragen geht.

Last but not least: Einige Frager bedanken sich sogar, die meisten im voraus. Das ist auch gut so und freut mich. Aber die meisten bedanken sich überhaupt nicht. Dieses ignorante Verhalten vieler Mailer ist sicherlich typisch für unsere Gesellschaft. Schade, das wäre für mich eine motivierende Streicheleinheit, denn Ihre Fragen zu beantworten kostet manchmal ganz schön viel Zeit. Ab und zu muss ich schon etwas recherchieren. Ich habe übrigens nebenbei noch den Beruf als Universitätsprofessor auszuüben, und außerdem muss ich ja für Sie die vielen Webseiten schreiben (oder wenn es andere tun, diese durchsehen, korrigieren und stilistisch anpassen sowie ergänzen).
Für mich sind deshalb auch Rückmeldungen wichtig: War das so in Ordnung, wie ich geantwortet habe? War der Vorschlag für die Einbettung im Unterricht machbar? Und so weiter.
Ohne Echo zu sein, schmerzt. Ich mache aber tapfer weiter.

Denn es macht Spaß, für Sie zu arbeiten. Der morgentliche Blick in die Zugriffsstatistik und ins E-Mail-Körbchen macht mir täglich klar, welche Resonanz ich von Ihnen auf mein Webseitenangebot erfahre. Viele Anfragen regen mich auch zu neuen Webseiten an; auch einige Tips des Monats sind so entstanden.

Leider muss ich noch einen wichtigen Hinweis geben: Nicht angekündigte Anlagen zu den E-Mails öffne ich prinzipiell nicht, da ich Virenattacken befürchte. Im Moment bekomme ich bis zu 20 mit Viren belastete E-Mails - pro Tag! Also: Bitte alles offen senden.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 20. März 2008, Dagmar Wiechoczek