2 Die Bedeutung des Themas
2.1 Die Bedeutung der Behandlung chemischer Themen im praktischen Sachunterricht
Chemische Inhalte sollten im Sachunterricht der Grundschule unbedingt ausführlich behandelt und nicht
als zu schwierig oder nicht kindgerecht abgetan werden. Untersuchungen von Gisela Lück [7/8/9] beweisen,
dass sogar schon Vorschulkinder ein großes Interesse an Themen der unbelebten Natur aufweisen und über
ein enormes Erinnerungsvermögen über chemische Versuche verfügen.
Kinder kommen täglich mit Phänomenen der unbelebten Natur in Berührung und suchen nach Erklärungen für diese
Phänomene, die in einem praktischen Sachunterricht gut behandelt und erläutert werden können. Chemische
Inhalte gehören für die Kinder zur Erschließung ihrer Lebenswelt dazu.
Zudem verfügen Kinder heutzutage durch die Medien über ein großes Vorwissen aus zweiter Hand. Durch
Kindersendungen wie "Löwenzahn" oder "Die Sendung mit der Maus", in denen vielfach auch Themen der
unbelebten Natur behandelt werden, besitzen die Kinder bereits ein großes theoretisches naturwissenschaftliches
Vorwissen, das sie noch erweitern und praktisch umsetzen wollen.
Die Behandlung chemischer Themen in Form von Experimenten bietet für die Schüler viele Vorteile. Es gibt
viele kindgerechte Experimente, die äußerst spannend für Kinder sind. Kinder lernen durch spielerisches
Experimentieren und Erkunden [6]. "Räumt man den Kindern die Möglichkeit zum forschenden Lernen ein, so
steigert man unzweifelhaft die Motivation, die im naturwissenschaftlich-technischen Bereich ohnehin
hoch ist" [5].
Die Vermittlung von Lerninhalten durch selbstständiges Experimentieren stellt zum einen eine willkommene
Abwechslung im theoriegeleiteten Schulalltag der Kinder dar; zum anderen kommt das Experimentieren dem
natürlichen Forscherdrang der Kinder zu Gute. Doch das Durchführen von Versuchen bietet noch viele
weitere Vorteile für Schüler und Lehrer.
Ein entscheidender Vorteil liegt in der einfachen Deutung vieler Phänomene. Die Erklärung von Versuchsergebnissen
lässt sich in ihrem Schwierigkeitsgrad und ihrem Umfang für die jeweilige Klassenstufe variieren.
Chemische Experimente sind nicht jahreszeitlich gebunden. Materialien für chemische Versuche stehen das
ganze Jahr über zur Verfügung. Experimente können jeder Zeit wiederholt, variiert und rekonstruiert werden.
Dies ist etwa bei dem biologischen Thema "Das Wachstum einer Pflanze" nicht möglich. (vergl. [8/9])
Die sinnliche Wahrnehmung der Kinder wird bei Versuchsdurchführungen angeregt. Die Kinder lernen hier
mit allen Sinnen. Sie können chemische Reaktionen sehen, hören, riechen und fühlen und werden in ihrer
sinnlichen Wahrnehmung sensibilisiert, da es oft auf ein genaues Beobachten ankommt.
Kinder mit Lese- Rechtschreib-Schwäche oder einer anderen als der deutschen Muttersprache sind während
der Versuche nicht auf ihre verbalen oder schriftlichen Ausdrucksmöglichkeiten angewiesen. Sie können
ihr Geschick und ihr Können bei der praktischen Versuchsdurchführung unter Beweis stellen. Durch das
anschließende verbale Zusammentragen der Versuchsergebnisse wird der Wortschatz aller Kinder erweitert.
Da Experimente in der Schule meist in Partner- oder Gruppenarbeit durchgeführt werden, wird die soziale
Kompetenz der Schüler gefördert. Hierauf wird im Punkt methodisch-didaktische Vorüberlegungen näher
eingegangen. Zusätzlich wird hier beschrieben, worauf bei der Planung, Durchführung und Auswertung
von Experimenten zu achten ist.
Die genannten Gründe sprechen dafür, chemische Themen im praktischen Sachunterricht der Grundschule
zu behandeln. Selbstverständlich soll bei der Behandlung chemischer Themen im Sachunterricht kein
Unterrichtsstoff der Sekundarstufe vorweggenommen werden, vielmehr soll in einem praktischen
Sachunterricht mit Experimenten bei den Schülern Interesse für Phänomenen der unbelebten Natur
geweckt und eine gute Voraussetzung für weiteres naturwissenschaftliches Lernen geschaffen werden.