8.1.9 Bericht über den tatsächlichen Verlauf der ersten Stunde

Zur ersten Stunde dieser Unterrichtseinheit traf ich 20 Minuten vor Stundenbeginn in der Schule ein. Einige Schüler empfingen mich schon im Treppenhaus und begutachteten alle von mir mitgebrachten Materialien.
Durch eine Hospitation vor den Ferien kannten mich die Schüler und auch das Thema der Unterrichtsreihe war ihnen bekannt.
Im Klassenraum halfen mir vier Jungen, die nicht in die Pause gegangen waren, Gruppentische aufzubauen. Bei dieser Gelegenheit berichteten sie von ihren Erfahrungen mit Batterien. Sie erwähnten Bücher, in denen dieses Thema behandelt wird. Ein Schüler zeigte mir ein kleines Model eines Leuchtturms, das mit Hilfe einer Batterie beleuchtet werden konnte. Der Schüler sagte: "Schauen sie mal! Hier haben wir schon eine Batterie. Sie funktioniert aber nicht mehr." Als er die Batterien in seine Hosentasche steckte, sagte ein anderer Schüler: "Mit diesen leeren Batterien musst du aufpassen. Da können Chemikalien auslaufen." Ich war erstaunt über dieses Vorwissen des Schülers, zumal diese Thematik in den letzten Stunden dieser Unterrichtseinheit behandelt werden soll, was ich ihnen auch mitteilte.

Zu Beginn der Stunde waren die übrigen Schüler über die neue Sitzordnung an Gruppentischen erstaunt und auch die von mir vorgenommene Gruppeneinteilung stieß nicht bei allen Schülern auf Wohlgefallen. Daher war es zu Beginn dieser Stunde etwas laut und unruhig. Doch als ich anmerkte, dass wir unsere Zeit lieber für die Versuche nutzen wollen, wurde es langsam ruhiger.
Ich stellte die Frage, wie lange es dauert bis ein Eisennagel in Salzwasser zu rosten beginnt. Die meisten Schüler gaben zwei bis drei Tage an. Ein Schüler antwortete: "Nach einer Stunde." Ich war positiv überrascht, dass alle Schüler einen geringen Zeitraum nannten.
Auch das Nennen von Rostschutzmaßnahmen fiel den Schülern nicht schwer. Ein Schüler gab zuerst das Lackieren von metallischen Gegenständen an. Eine Schülerin brachte den Begriff "einfetten" ein, ein anderer Schüler den Begriff "Rostlöser". Eine andere Schülerin berichtete, bereits bei der Lagerung auf Rostschutz zu achten. Sie sagte: "Bei Fahrrädern muss man darauf achten, wo man sie hinstellt. Da darf es nicht feucht sein." Alle Schülerantworten gaben mir die Gewißheit, dass sich die Schüler schon im Voraus mit Rostschutz beschäftigt hatten.
Daraufhin teilte ich den Schülern mit, einen weiteren Rostschutz zu kennen, der in Form eines Versuches ausprobiert werden soll. Das Arbeitsblatt 1 wurde von zwei Schülerinnen fehlerfrei vorgelesen. Darauf hielt ich die hierfür benötigten Materialien der Reihe nach hoch und erläuterte den Versuchsaufbau genauestens. Hierdurch erfolgte der Aufbau des Versuches "Der nicht rostende Eisennagel (Teil 1)" durch die einzelnen Schülergruppen optimal. Ausnahmslos alle Schüler erwiesen sich im Umgang mit Krokodilklemmen und Kabeln als sehr geschickt. Alle Versuchsaufbauten wurden auf die Fensterbank gestellt, um in der nächsten Stunde darauf zurückzukommen und sie weiterhin zu beobachten.

Im Anschluss wurde das Arbeitsblatt 2 zum einfachen Stromkreis ausgegeben und von zwei Schülern vorgelesen. Den Gefahrenhinweis schrieb ich, auf Anraten eines Schülers, mit roter Kreide an die Tafel. Schnell hatten alle Schüler diesen Hinweis in das Arbeitsblatt aufgenommen. Auch dieser Versuch verlief bei allen Schülergruppen rasch und ohne Schwierigkeiten.
Beim anschließenden Berichten der Versuchsergebnisse und Auffälligkeiten bemerkten die Schüler, dass der Motor auch schon läuft, wenn die Krokodilklemmen nur angehalten und nicht richtig festgesteckt werden, dass die Rotorblätter sich sehr schnell drehen und die Pole der Batterie ungleich lang sind. Die Schüler berichteten allerdings nicht, dass der Stromkreis geschlossen sein muss, damit der Motor läuft. Daher stellte ich die Frage, ob der Motor auch dann läuft, wenn nur ein Pol der Batterie mit dem Motor verbunden wird. Auf diese Frage gab es viele Meldungen. Das Mädchen, das von mir aufgerufen wurde, sagte: "Nein, der Motor läuft nur, wenn beide Kabel mit der Batterie und dem Motor verbunden sind." Ich stimmte dem zu und teilte den Schülern mit, dass man hierbei von einem geschlossenen Stromkreis spricht.
"Ein Stromkreis muss geschlossen sein, damit Strom fließt." Dies sollte als Merksatz auf dem Arbeitsblatt 2 formuliert werden. Doch auf Grund der Turbulenzen bei der Gruppeneinteilung blieb hierfür keine Zeit mehr, so dass das Aufschreiben dieses Merksatzes in die nächste Stunde verschoben wurde.
Zur Verabschiedung sagte eine Schülerin zu meiner Freude: "Danke, Frau Ick, dass sie die Versuche mit uns gemacht haben. Das hat Spaß gemacht."

Als ich anschließend ins Lehrerzimmer trat, versicherte mir eine Lehrerin, die gar keinen Unterricht in dieser Klasse gibt, dass sie und andere Lehrer sich an chemische oder physikalische Themen nicht heran trauen und wie begeistert sie davon ist, dass eine junge angehende Lehrerin sich für die Chemie im Sachunterricht einsetzt.


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Letzte Überarbeitung: 10. Januar 2005, Dagmar Wiechoczek