8.2.9 Bericht über den tatsächlichen Verlauf der zweiten Stunde

Vor Beginn dieser Stunde wurde ich von einigen Schülern umringt. Ein Schüler hatte ein "Was-ist-Was-Buch" über Elektrizität [14] mitgebracht. Ein anderer Schüler fragte, ob ich ihnen am Ende der Unterrichtseinheit einige Materialien schenken könnte. Zu meiner Überraschung berichtete eine Schülerin – sie ist Klassenbeste - ,sie wisse, warum der Eisennagel mit dem Magnesium nicht rostet. Sie schilderte, dass sie mit ihrem Opa über das Thema und den Versuchsaufbau der letzten Stunde gesprochen hätte. Als ihr Großvater auch keine Erklärung für dieses Phänomen kannte, fragten beide einen Bekannten des Großvaters, der ihnen die Lösung präsentierte. Das Mädchen berichtete, dass der Eisennagel nicht rostet, da sich der Bleistiftanspitzer aus Magnesium auflöst, den Nagel somit versiegelt und ihn so vor dem Verrosten schützt. Ich stimmte ihrer Aussage zu und bat die Schülerin, ihre Äußerung an gegebener Stelle für die ganze Klasse zu wiederholen.
Ich war sehr erstaunt, dass sich diese Schüler auch außerhalb des Unterrichts weiter mit dieser Thematik beschäftigten. Dies signalisierte mir ihr großes Interesse und Engagement für das Themenfeld der "Elektrochemie".


Zu Beginn dieser Stunde musste noch einmal die Gruppeneinteilung thematisiert werden, was sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Einige Schüler hatten sich geweigert, in dieser Gruppenkonstellation zu experimentieren. Die Klassenlehrerin war mit in den Unterricht gekommen, um dieses Problem zu lösen. Nach langen Diskussionen setzten sich dann allerdings nur zwei Schüler um.
Danach konnte mit der Formulierung des Merksatzes der letzten Stunde begonnen werden. Ich fragte, welche Materialien bei dem letzten Versuch benutzt wurden und woraus ein einfacher Stromkreis besteht. Hierauf gab es viele Meldungen. Der Schüler, der von mir aufgerufen wurde, sagte: "Ein Stromkreis besteht aus einer Batterie, Kabeln und einem Gerät, das Strom verbraucht." Ich war überrascht, dass er fast den Begriff Verbraucher nannte, lobte den Schüler und schrieb die Bestandteile eines Stromkreises (Stromquelle [Batterie], Verbraucher [Motor] und Kabel) an die Tafel. Auch der Merksatz "Ein Stromkreis muss geschlossen sein, damit Strom fließt" wurde von einem Schüler genannt und von mir an der Tafel festgehalten.

Nachdem alle Schüler von der Tafel abgeschrieben hatten, wurde der Versuchsaufbau des nicht rostenden Eisennagels aus der letzten Stunde auf Rostansatz überprüft. Eine Schülerin berichtete: "Der Eisennagel, der allein im Salzwasser steht, rostete schon, aber die Nägel mit dem Bleistiftanspitzer sind nicht gerostet." Ich betonte, dass eine Schülerin schon die Erklärung für dieses Phänomen wisse und uns gleich davon berichten würde.
Zunächst wurde jedoch der Versuchsteil 2 "Des nicht rostenden Eisennagels" durchgeführt. Nachdem zwei Schüler das Arbeitsblatt 3 vorgelesen hatten, erklärte ich den Schülern den Umgang mit dem Spannungsmessgerät. Darauf wurde der Versuch von den Schülergruppen durchgeführt. Bei den meisten Gruppen ergaben sich keine Schwierigkeiten bei der Handhabung des Spannungsmessgerätes. Es zeigte 1,6 Volt an. Doch zwei Gruppen hatten bei der Erklärung der Handhabung des Messgerätes offenbar nicht zugehört und so musste ich ihnen helfen, das Messgerät anzuschließen. Als das Spannungsmessgerät jedoch gegen den Elektromotor getauscht wurde, bewiesen alle Gruppen ihr Geschick. Die Kinder waren erstaunt, dass zwischen diesen beiden Metallen in Salzwasser eine elektrische Spannung besteht, mit der sogar ein Elektromotor angetrieben werden kann.
Nun wurde die Schülerin aufgefordert, ihre Erklärung für die anderen Schüler preiszugeben. Sie berichtete, dass sich der Bleistiftanspitzer langsam auflöst, der Nagel somit versiegelt wird und so vor dem Verrosten geschützt ist. Ich betonte, dass zwischen diesen beiden Metallen in Salzwasser eine elektrische Spannung besteht, wiederholte die Antwort der Schülerin und brachte den Begriff "opfern" mit ein.
Darauf fragte ich die Schüler, ob sie solch einen Rostschutz im Alltag kennen und ob sie den passenden Begriff hierfür wissen. Die Schüler verneinten zunächst. Doch als ich den Begriff Opferanode an die Tafel schrieb, gaben einige Kinder an, diesen Begriff doch zu kennen. Allerdings nannten sie keine Verwendung von Opferanoden, so dass ich vorgab, dass Opferanoden Schiffsrümpfe, Rohrleitungen und Heizkessel vor dem Verrosten schützen. Zur Verdeutlichung ließ ich eine verbrauchte Opferanode einer Heizungsanlage in der Klasse herumreichen, welche bei den Schülern auf reges Interesse stieß. Viele Schüler wollten ihre Eltern fragen, ob die Opferanode der heimischen Heizung regelmäßig kontrolliert wird.
Meine Vorbemerkung für die nächste Stunde, in der aus Früchten Batterien gebaut werden sollen, kommentierten die Schüler mit "Boah".


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 10. Januar 2005, Dagmar Wiechoczek