8.6.9 Bericht über den tatsächlichen Verlauf der sechsten Stunde

Die Schüler waren in dieser Stunde sehr unruhig. Mehrere Schüler waren in der vorherigen Pause aneinander geraten. Zwei Schüler hatten sich auf dem Pausenhof sogar geprügelt. Wegen dieser Turbulenzen entschied ich, die Mischung aus Braunstein, Salmiaksalz und Wasser in einem großen Gefäß für alle Schüler selbst anzurühren, um eine "Sauerei" bei dieser Unruhe zu vermeiden.
Eine Schülerin las währenddessen das Arbeitsblatt 7 mit dem Versuchsaufbau "der selbst gebauten Trockenbatterie" vor. Zur Veranschaulichung des Salmiaksalzes hielt ich Salmiakpastillen und eine Tüte Lakritze in die Höhe, erwähnte, dass sich in diesen Produkten Salmiaksalz befindet und dass diese am Schluss der Stunde gegessen werden können, nachdem sich alle Schüler gründlich die Hände gewaschen haben. Die Schüler waren begeistert.
Nun wurde der Versuch durchgeführt. Es war sehr laut in der Klasse und einige Schüler diskutierten noch über ihre Konflikte. So war besonders eine der sechs Gruppen nicht bei der Sache und ließ den Teelichtbecher mit der Salmiaksalz- Braunstein- Mischung umfallen. Ich hatte die Schüler zuvor jedoch ein Tuch unter den Versuchsaufbau legen lassen, so dass dieses Problem schnell beseitigt war und auch bei dieser Gruppe der Versuchsaufbau schließlich stand.
Doch die anderen Gruppen führten den Versuch sehr genau und korrekt aus. Die Spannung wurde bei allen Gruppen gemessen. Sie betrug 1,4 Volt. Schließlich liefen, zur Freude der Kinder, bei allen Gruppen die Motoren.
Nachdem der Versuch abgebaut worden war und sich alle Schüler die Hände gewaschen hatten, wurde das Arbeitsblatt 8 mit dem Querschnitt einer Zink- Kohle- Batterie ausgegeben. Ich fragte die Schüler, was ihnen bei dieser Zeichnung bekannt war. Die Schüler nannten die Braunsteinmasse, die auch bei dem Versuch "Selbst gebaute Trockenbatterie" verwendet wurde, den Plus- und Minuspol der Batterie, sowie einen Stab und einen Becher. Ich ergänzte, dass es sich bei dem Teelichtbecher unseres Versuches um Aluminium, bei dem Becher der Taschenlampenbatterie um Zink handelte und dass der Stab bei unserem Versuch aus Graphit, bei der Taschenlampenbatterie aus Kohle besteht.
Als ich die Schüler aufforderte, Unterschiede zwischen dieser Taschenlampenbatterie und unserer selbst gebauten Trockenbatterie zu nennen, ging ein Mädchen auf die Isolation der Taschenlampenbatterie ein, indem sie sagte: "Diese Taschenlampenbatterie hat eine Isolation. Dadurch kann sie nicht auslaufen und man kann sie in jedes Gerät machen und mitnehmen. Das hatte unsere selbst gebaute Batterie nicht." Ein Schüler ergänzte darauf: "Dadurch können da auch keine gefährlichen Chemikalien auslaufen." Ich stimmte beiden Schülern zu und ergänzte, dass in der von uns gebauten Trockenbatterie, bis auf das gesundheitsschädliche Braunstein, keine gefährliche Inhalte vorhanden sind, in anderen Batterien aber ätzende Laugen, Säuren und giftige Schwermetalle enthalten sind. Ein Schüler sagte daraufhin: "Ja, Quecksilber ist da drin." Ich war erfreut über sein Vorwissen und teilte den Schülern mit, dass in der nächsten Stunde noch über die "Gefahren", einen sicheren und umweltfreundlichen Umgang und die Entsorgung von Batterien gesprochen wird.
Ich erklärte, dass sich der Zinkbecher dieser Taschenlampenbatterie langsam auflöst, genauso wie der Bleistiftanspitzer beim Versuch "Der nicht rostenden Eisennagel". Ist dieser Zinkbecher aufgelöst, hört die Stromerzeugung auf und lässt sich nicht mehr in Gang setzten. Die Batterie ist "leer".
Daraufhin fragte ich die Schüler, ob sie eine Batterieart kennen, bei der man die Stromerzeugung wieder in Gang setzten kann. Auf diese Frage gab es, wie ich erwartete, viele Meldungen. Der Schüler, der von mir aufgerufen wurde, gab den Begriff Akku an und erklärte, dass diese Batterieart im Ladegerät aufgeladen werden kann. Ich ließ an dieser Stelle ein Ladegerät für Sekundärbatterien in der Klasse herumreichen und erklärte, dass bei dem Prozess des Aufladens keine Energie aus der Steckdose gespeichert wird, sondern dass chemische Reaktionen, die wir von der Zersetzung des Bleistiftanspitzers oder des Zinkbechers kennen, durch den Strom aus der Steckdose rückgängig gemacht werden.
Ein Schüler erklärte daraufhin, zu meinem Erstaunen, in allen Einzelheiten den Memory- Effekt. Er berichtete, dass seine Familie ein Ladegerät mit Entladefunktion besitzt. In diesem Zusammenhang erklärte er, dass Akkumulatoren, die nicht komplett entladen sind und dennoch in üblichen Ladegeräten aufgeladen werden, schnell ihre Kapazität verlieren.
Ich nannte daraufhin den Begriff Memory- Effekt, den der Schüler nicht angegeben hatte, und fragte die anderen Schüler, wie man Akkumulatoren vor diesem Memory- Effekt schützen kann, auch wenn man kein Ladegerät mit Entladefunktion besitzt. Ein Schüler sagte darauf korrekt: "Man muss die Akkus halt immer ganz leer machen."
Der Schüler, der in einer vorherigen Stunde ein "Was- ist- Was- Buch" zum Thema Elektrizität mitgebracht hatte, erwähnte, dass sich auch die Autobatterie während des Fahrens wieder auflädt. In seinem Buch ist eine Autobatterie abgebildet, die in der Klasse gezeigt wurde [14].
Die Stunde endete, zur Freude der Schüler, mit dem Verzehr von Lakritze.


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Letzte Überarbeitung: 11. Januar 2005, Dagmar Wiechoczek