10.8 Tatsächlicher Stundenverlauf

Zu Beginn der ersten Doppelstunde habe ich die Schüler aufgefordert, sich in die Versammlungsecke zu setzen.
Dort habe ich das neue Thema für die folgenden Sachunterrichtsstunden erläutert. Die Kinder waren von dem Thema Feuer sehr begeistert. Ich habe ihnen geschildert, was wir die kommenden Stunden vorhaben, und ihnen zum Abschluss der Unterrichtseinheit einen Besuch bei der Feuerwehr angekündigt.
Von dieser Idee waren sie sehr angetan. Einige Schüler haben mich nach der Stunde gefragt, ob wir nicht heute schon zur Feuerwehr fahren könnten. Andere berichteten, dass sie schon einmal mit dem Kindergarten bei der Feuerwehr waren. Dies macht deutlich, wie einprägsam derartige Erlebnisse sein können.

Anschließend wollte ich von den Schülern wissen, was Ihnen zum Thema Feuer einfällt. Ich habe keine Vorgaben gemacht, so dass sie ganz uneingeschränkt von ihren Erfahrungen erzählen konnten. Verschiedene Stichworte haben die Schüler auf einem Plakat (Mind Map) festgehalten. Dazu zählten Wörter wie Streichholz, Lagerfeuer, warm, hell, Feuerwehr. Auf diese Weise habe ich einen Einblick bekommen, inwieweit sich die Schüler schon mit diesem Thema beschäftigt haben, bzw. welche Vorkenntnisse vorhanden sind. Zwei Jungen berichteten, dass sie ein Feuerzeug gefunden und dieses dann ausprobiert haben. Weitere Schüler haben erzählt, dass sie mit ihren Verwandten, bzw. Freunden ein Lagerfeuer gemacht haben. Diese Erzählungen machten deutlich, dass Feuer tatsächlich eine große Bedeutung in dem Alltagsgeschehen der Kinder hat. Für diese Ideensammlung empfiehlt es sich, ausreichend Zeit einzuplanen, denn wenn ein Schüler eine längere Geschichte bzw. Erlebnis erzählt, möchten die anderen Schüler dies auch tun.

Nach dieser Ideensammlung habe ich berichtet, dass wir viele Experimente durchführen werden. Ich habe die Schüler gefragt, was man unter einem Experiment versteht. Daraufhin schilderten sie Experimente, die sie zu Hause ausprobiert haben, wie z. B. ein Gummibärchen in ein Glas Wasser geben. Ein Junge äußerte, dass man bei einem Experiment etwas beobachten könne.
Wir haben festgehalten,
1. dass man bei einem Experiment etwas beobachten kann,
2. dass man bei einem Experiment ganz genau die Reihenfolge der Arbeitsschritte beachten muss,
3. dass man seine Beobachtungen notieren sollte.

Daraufhin haben wir die zu beachtenden Sicherheitsregeln besprochen. Ich hatte Schilder vorbereitet, auf den jeweils eine Regel visuell verdeutlicht wird und diese den Schülern gezeigt. Sie hatten die Aufgabe, von dem gezeigten Symbol eine Regel abzuleiten. Die Vorgehensweise funktionierte sehr gut, weil die Kinder die Regel meistens beim ersten Durchgang erraten haben. Das Schild habe ich anschließend im Klassenraum aufgehängt. Zu jeder Regel wurde besprochen, was passieren könne, wenn man diese nicht einhalte. Bei der Regel "Nicht essen und trinken" kamen die Schüler ins Grübeln und ein Junge fragte, warum das denn so wichtig sei. Um diese Regel zu verdeutlichen, habe ich auf eine durchsichtige, mit Benzin gefüllte Flasche verwiesen, und die Schüler gefragt, was in dieser Flasche sei. Diese antworteten, es sei Wasser. Danach durften sie an der Flasche "schnuppern" und sind sofort sehr erstaunt auf die richtige Antwort gekommen. So habe ich den Schülern versucht zu verdeutlichen, dass man seine Getränke schnell mit giftigen Chemikalien verwechseln kann.

Nachdem alle Regeln besprochen und auch verstanden waren, habe ich die Schüler gefragt, wer zu Hause, oder an einem anderen Ort, schon einmal ein Streichholz anzünden durfte und was dabei beachtet werden müsse. Die meisten Schüler durften zu Hause bereits ein Streichholz anzünden. Ich habe einen Schüler aufgerufen, welcher genau schilderte, dass man das Streichholz vom Körper weg entfachen sollte.
Ich habe mit den Schülern drei wichtige Regeln vereinbart, die sie beim Anzünden von Streichhölzern beachten sollen.

1. Das Streichholz darf nicht abgebrochen sein.
2. Man muss das Streichholz vom Körper und der Kleidung weg entfachen.
3. Abgebrannte Streichhölzer werden in das Schälchen mit Wasser geworfen.

Daraufhin habe ich demonstriert, wie man ein Streichholz richtig anzündet. Zwei ängstlichen Mädchen habe ich es ein zweites Mal gezeigt.
Anschließend setzten sich die Schüler auf ihre Plätze, weil ich folgende Materialien pro Tisch ausgeteilt habe: eine alte Kachel, ein Schälchen mit Wasser und eine Streichholzschachtel mit zehn Streichhölzern. Die Funktion der Kachel war nicht sofort allen bekannt, daher habe ich erklärt, dass diese als Schutz für den Holztisch gedacht sei und sie das Streichholz auf ihr ablegen können. Die Kachel ist als feuerfeste Unterlage sehr wichtig.

Für das Ausprobieren von Streichhölzern habe ich extra als Sozialform die Partnerarbeit ausgewählt, denn so können sich die Schüler gegenseitig helfen, bzw. ängstlichen Partnern Mut machen. Für jedes Kind waren fünf Streichhölzer zum Testen ausgeteilt. Es erschien mir sehr wichtig, die Menge der Streichhölzer minimal zu halten, damit das Ausprobieren nicht zu einer "Spielerei" wird. So sind die Schüler mit ihren Streichhölzern verantwortungsvoll umgegangen.
Erst als alle Materialien vollständig ausgeteilt waren und ich die Einhaltung der Sicherheitsregeln kontrolliert hatte, durften die Schüler beginnen. Es war sehr gut, dass ich ein paar Haarbänder für die Mädchen mitgebracht hatte, denn nicht alle Mädchen mit langen Haaren tragen in der Schule einen Zopf.

Die meisten Kinder haben sich sofort getraut und waren sehr begeistert bei der Sache. Für diese, die schnell ihre Streichhölzer heruntergebrannt hatten, hatte ich ein Arbeitsblatt vorbereitet. Dieses konnten sie bearbeiten, während die anderen Schüler noch ausprobierten. Bei drei Kindern habe ich ein wenig geholfen, aber auch diese waren schnell begeistert, nachdem sie sich getraut hatten, ein erstes Streichholz anzuzünden.

Insgesamt hat das Ausprobieren nicht länger als 15 Minuten gedauert. Die Schüler waren sehr gespannt auf die nächsten Experimente und haben mich gefragt, ob ich morgen wieder kommen würde. Ich habe eine sehr hohe Motivation bei den Kindern feststellen können.
Zum Abschluss habe ich eine Feuer-Mappe ausgeteilt, in der die Schüler ihre Arbeitsblätter abheften können.
Am meisten hat mich gefreut, dass eines der ängstlichen Mädchen nach der Stunde zu der Klassenlehrerin ging und lächelnd sagte: "Erst habe ich mich gar nicht getraut, aber als Sabine mir das Anzünden gezeigt hatte, konnte ich es doch."
Die Schüler bekamen als Hausaufgabe auf, das angefangene Arbeitsblatt zu vervollständigen. Zudem habe ich ein zweites Arbeitsblatt ausgeteilt, auf dem die Schüler die Sicherheitsregeln symbolisch malen sollten, um sie auf diese Weise besser zu verinnerlichen.


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Letzte Überarbeitung: 14. Dezember 2004, Dagmar Wiechoczek