13.8 Tatsächlicher Stundenverlauf

Zu Beginn dieser Einzelstunde habe ich die Schüler aufgefordert, sich in die Versammlungsecke zu setzen. Dort habe ich sie gefragt, ob sie sich noch an das Experiment von der letzten Stunde erinnern können. Ein Junge hat daraufhin erzählt, dass er den Versuch abends mit seinem Vater wiederholt hatte. Er hat außerdem berichtet, dass man den Docht gar nicht Anzünden bräuchte, weil die Flamme "überspringt". Ich habe den Schülern erklärt, dass bei der Kerze nur der Wachsdampf brennt. Dann zündete ich eine Kerze an, die in der Mitte des Sitzkreises stand, und forderte die Schüler auf, genau zu beobachten, was mit dem Wachs passiert. Einige Schüler haben gesagt, dass das Wachs flüssig werde. Ich habe dann erklärt, dass das flüssige Wachs ganz heiß werde und anschließend verdampft; genauso wie das Wasser beim Kochen auch verdampft. Der Wachsdampf steigt auf und die Flamme brennt durch diesen. Diese Wiederholung der letzten Stunde erschien mir als sehr sinnvoll, um diesen Sachverhalt besser verstehen zu können.

Wenn man diesen Sachverhalt jedoch vertiefen möchte, empfiehlt es sich an dieser Stelle noch einen weiteren Versuch durchzuführen. Dieser ist motorisch jedoch sehr anspruchsvoll und benötigt in einer zweiten Klasse sehr viel Vorbereitung und Disziplin. Der Versuch heißt "Die Nebenflamme einer Kerze". Ein Schüler hält ein fünf cm langes Glasröhrchen mit einer Zange in den Innenkegel der Kerzenflamme und entzündet den hierdurch entweichenden Rauch. Es entsteht eine Nebenflamme am Ende des Glasröhrchens. Dieser Versuch verdeutlicht, dass die Flamme einer Kerze brennender Wachsdampf ist.
Ich habe mich an dieser Stelle nicht für diesen Versuch entschieden, da er meiner Meinung nach in der Durchführung für die Klasse zu schwierig gewesen wäre. Für diesen Versuch müssen sich die Schüler ganz genau an die Regeln halten können, weil bei diesem Versuch das Glasröhrchen sehr heiß wird und man sich verbrennen kann.

Ich habe die Schüler im Sitzkreis nun aufgefordert zu überlegen, was eine Kerze denn zum Brennen alles benötigt. Sie antworteten, dass die Kerze Wachs und einen Docht benötigt. Ein Schüler hat sich gemeldet und gesagt, dass die Kerze auch Luft benötigt. Anderer Schüler wollten das auch sagen, allerdings schauten auch einige sehr ungläubig. Eine Schülerin hat sogar geantwortet, dass die Kerze Sauerstoff zum Brennen benötigt. Nun wollten wir die Aussagen mit einem Experiment überprüfen.

Ich habe eine Kachel in die Mitte des Kreises gelegt, ein Teelicht, Streichhölzer und ein Becherglas dazu. Ich habe die Schüler gefragt, wer denn das Teelicht gerne anzünden würde, es haben sich alle Schüler gemeldet. An dieser Reaktion habe ich bemerkt, dass es für keinen Schüler mehr ein Problem darstellt, ein Streichholz anzuzünden. Ein Schüler, der den Tag davor krank gewesen war, durfte die Kerze anzünden. Alle sollten nun Vermutungen anstellen, was passieren könnte, wenn das Becherglas über das Teelicht gestellt wird. Die Schüler haben vermutet, dass das Teelicht ausgeht. Ich habe die Schüler aufgefordert, genau zu beobachten, wie die Flamme ausgeht. Erlischt sie sofort? Erlischt sie allmählich?
Um die Vermutungen zu überprüfen, haben wir den Versuch durchgeführt. Einen Schüler forderte ich auf, das Becherglas vorsichtig über das Teelicht zu stellen. Der Versuch hat gezeigt: Das Teelicht geht nach kurzer Zeit aus; die Flamme erlischt. Wenn die Luft im Glas verbraucht ist, erstickt die Flamme. Die Schüler waren begeistert, ihre Vermutungen bestätigt zu sehen.

Im zweiten Schritt habe ich nun zwei größere Bechergläser und zwei Teelichter in den Kreis gestellt. Somit standen nun ein kleines, ein mittleres und ein großes Becherglas in der Mitte des Kreises und vor jedem von ihnen ein Teelicht. Drei Schüler durften die Kerzen anzünden. Nun sollten alle erneut vermuten, welche Teelichter zuerst ersticken. Eine Schülerin sagte: "Das Teelicht, welches als erstes angezündet wurde erlischt auch als erstes." Allerdings stand dieses vor dem kleinsten Becherglas. Doch angestoßen von dieser Vermutung haben sich viele Schüler gemeldet. Eine andere Schülerin antwortete: "Das Teelicht unter dem größten Becherglas erlischt als letztes."
Als alle Teelichter gut brannten, wurden die drei Bechergläser von den Schülern gleichzeitig auf ein zuvor geübtes Kommando über die Teelichter gestellt. Die Schüler verfolgten mit Begeisterung, dass die Teelichter nacheinander erstickten. Natürlich erlosch zuerst das Teelicht unter dem kleinsten Glas, dann das Teelicht unter dem Mittleren und dann das Teelicht unter dem größten Glas. Zum Teil waren die Schüler sehr erstaunt über den Verlauf dieses Experiments. Wir haben den Satz festgehalten:

Je größer das Glas ist, desto mehr Luft befindet sich darin und desto länger brennt das Teelicht.

Die Schüler waren so begeistert, dass sie selber anfingen zu fragen, "was wäre, wenn man alle drei Teelichter unter das größte Becherglas stellen würde. Gehen dann alle drei Kerzen gemeinsam aus?"
Diesen Versuch hatte ich vorher auch noch nicht ausprobiert und da die Schüler so interessiert waren, haben wir ihn daraufhin durchgeführt. Die Teelichter sind nacheinander ausgegangen, nicht gemeinsam. Ich habe das Becherglas angehoben, als ich dachte, dass alle Flammen erstickt seien und wollte das Becherglas zur Seite stellen, als das letzte Teelicht wieder anfing zu brennen. Die Schüler waren nun sehr enthusiastisch, denn sie hatten ja selber gesehen, dass alle Teelichter erloschen waren.
Anknüpfend an die Motivation der Schüler, führten sie anschließend den Versuch in Partnerarbeit an ihrem Platz durch. Am Ende der Stunde war jedem Schüler klar: Eine Kerzenflamme braucht Luft zum Brennen.

Ich habe dann als Hausaufgabe eine Lückentext verteilt, dieser beinhaltete die Theorie der vergangenen und heutigen Stunde.


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Letzte Überarbeitung: 15. Dezember 2004, Dagmar Wiechoczek