Betrachtet man das deutsche Schulsystem so stellt man schnell fest, dass chemische Experimente und somit Themen der unbelebten Natur Schülern/innen in der Grundschule weitgehend vorenthalten werden.

Nun ist aber das Interesse der Kinder an naturwissenschaftlichen Fragen und Dingen ihrer Umwelt zu keiner anderen Zeit so ausgeprägt wie in der frühen Kindheit. Im Alter zwischen fünf und sieben Jahren haben Kinder einen enorm großen Wissensdurst den sie mit Fragen an Eltern und Erzieher zu stillen versuchen. Auch haben sie in diesem Alter eine sehr gute und genaue Erinnerungsfähigkeit und die Begabung auch noch so kleine Veränderungen schnell zu registrieren. Ergänzend zu diesen Voraussetzungen der Kinder, ist es zusätzlich die Chemie als bedeutende Wissenschaft und die Beteiligung von chemischen Prozessen bei vielen alltäglichen Dingen, die eine Behandlung von naturwissenschaftlichen Themen bereits im frühesten Kindesalter notwendig macht. Durch diese zeitige Konfrontation der Kinder mit den Naturwissenschaften erwerben sie bereits früh Anfangskenntnisse die ihnen den späteren Naturwissenschaftlichen Unterricht interessanter erscheinen lassen. Außerdem finden sich die Kinder mit diesem angeeigneten Anfangswissen in der heutigen Welt, die zunehmend von Naturwissenschaften und Technik geprägt ist, leichter zurecht.

Doch leider werden auch in den Schulbüchern chemische Fragestellungen kaum thematisiert. Bei der genauen Betrachtung einiger Schulbücher aus verschiedenen Bundesländern musste ich in einem Seminar von Prof. Dr. Gisela Lück immer wieder mit Bedauern feststellen, dass wenn überhaupt, Naturwissenschaften in den Schulbüchern Berücksichtigung finden, es meist nur biologische Themen sind die angesprochen werden.

Dabei sind es gerade Phänomene der unbelebten Natur die es Kindern ermöglichen ein Experiment stets zu wiederholen und es zu variieren. Auch stehen ihnen die Materialien das Ganze Jahr über zur Verfügung und beschränken die Handlung der Kinder nicht etwa auf eine bestimmte Jahreszeit wie es zum Beispiel bei der Beobachtung von einem Schneeglöckchen der Fall ist.

Nun sind aber einige Leute der Meinung, dass man Kinder im Grundschulalter mit solchen Versuchen und ihren dazugehörigen Erklärungen überfordern könnte. Dazu ist zu sagen, dass für Kinder in der Grundschule eine Unterforderung weitgehend verheerendere Folgen hat als eine Überforderung. Denn eine Unterforderung löst bei den meisten Kindern eine Langeweile aus, die auf eine Ablehnung der Naturwissenschaften zielt. Des weiteren sollte man nie das Vorwissen der Kinder unterschätzen. Außerdem soll den Kindern nicht die Chemie als Wissenschaft an sich gelehrt werden, sondern es soll ihnen mit einfachen chemischen Experimenten die Freude an der Betrachtung von Naturphänomen vermittelt werden.

Der Lehrer/die Lehrerin muss bei Erklärungen stets versuchen einfach und kindgerecht zu erklären und so die "Didaktische Reduktion" beherrschen.

Eine ausführlichere theoretische Untermauerung dieser Erkenntnisse, sowie einfache, spannende Experimente zu den Naturphänomenen können Eltern in dem Buch "Leichte Experimente für Eltern und Kinder", von Prof. Dr. Gisela Lück nachlesen.

Auch Prof. Rüdiger Blume vertritt die Position, dass nichts so faszinierend für Kinder ist wie die Chemie und somit versucht auch er Studierenden und Lehrern/innen für den Einsatz von chemischen Versuchen in der Grundschule zu sensibilisieren.

Ich habe selbst einige der Versuche die Prof. R. Blume auf seiner Webseite vorstellt in Unterrichtseinheiten durchgeführt und konnte immer wieder feststellen mit welcher Freude die Kinder bei der Sache waren und wie unkompliziert das experimentieren für sie war. Die Versuche sind für die Kinder leicht verständlich und ohne Probleme selbst durchführbar. Des weiteren werden fast immer Materialien verwendet die man im Haushalt finden kann, so dass die Kinder stets die Möglichkeit haben die in der Schule durchgeführten Experimente zu Hause zu wiederholen.

All das macht es notwendig auch in den Alltag der Grundschule naturwissenschaftliche Experimente einfließen zu lassen und somit den Blick der Kinder auf die Schönheit von Naturphänomenen zu lenken.