6.10 Versuch zum Stärkegehalt in Kartoffeln

Da die Kinder in ihren Versuchen nun bereits festgestellt hatten, dass sowohl in der Kartoffel selbst als auch im Kartoffelwasser Stärke enthalten ist, sollten sie in einem letzten Versuch der Doppelstunde noch einmal überprüfen, ob sich der Stärkegehalt in gekochten und ungekochten Kartoffeln unterscheidet. Dabei sollten die Kinder auch lernen, wie die Stärke in den Pflanzenzellen vorzufinden ist.

Am Anfang sollten die Kinder eine Vermutung darüber abgeben, ob ungekochte oder gekochte Kartoffeln mehr Stärke enthalten. Viele Kinder waren dabei der Meinung, dass die ungekochten Kartoffeln mehr Stärke enthalten. Sie begründeten dies damit, dass im Kartoffelwasser Stärke ist, welche die Kartoffeln während des Kochens "abgibt" und das deswegen die gekochte Kartoffel weniger Stärke enthält.

Vorab ging ich wieder mit den Kindern die Arbeitsanweisungen auf dem Arbeitsblatt durch und räumte eventuelle Unklarheiten aus dem Weg. Dann fanden sich die Kinder erneut in Gruppen an ihren Tischen ein und führten den Versuch nach der Arbeitsanweisung durch.

Bei diesem Versuch konnte ich erneut beobachten, dass die Kinder mit sehr viel Begeisterung bei der Sache waren. Außerdem fiel mir auf, dass sie sehr selbstständig arbeiteten und sich genau an die Arbeitsanweisungen hielten. Des weiteren machte es ihnen auch sehr viel Spaß mit ihren Mitschülern über ihre Beobachtungen zu diskutieren und mögliche Erklärungsansätze zu finden.

Die Ergebnissicherung für diesen Versuch fand wieder im Sitzkreis statt. Die Kinder teilten sich gegenseitig ihre Beobachtungen mit und waren sich plötzlich trotz ihrer vorherigen Einschätzung einig, dass die gekochte Kartoffel mehr Stärke enthält, da sie mit Jodkalium-Lösung schwarz-blau reagiert und die ungekochte Kartoffel einen weniger intensiven Farbumschlag zeigt. Eine Erklärung für das Versuchsergebnis fand jedoch keine Gruppe.

Damit ich den Kindern die Erklärung für ihre Beobachtungen besser verdeutlichen konnte, hatte ich im Vorfeld ein Modell angefertigt. Um die Pflanzenzelle darzustellen wählte ich eine Petrischale mit Deckel, in die ich lauter kleine Sagokörnchen gefüllt hatte. Dabei erklärte ich den Kindern, dass die Sagokörnchen in meinem Modell die Stärkekörnchen darstellten, ebenso wie sie in der Kartoffel zu finden sind. Anhand dieses Modells habe ich dann versucht den Kindern zunächst einmal zu verdeutlichen, dass in den Pflanzen die Stärke eingeschlossen in Pflanzenzellen vorkommt, in denen sie sich außerdem noch in Form von Stärkekörnern verpackt befindet. Die Membranen, in meinem Fall also der Deckel des Petrischälchens, verhindern den Zutritt von Jodkalium-Lösung und deswegen weist eine ungekochte Kartoffel einen wesentlich weniger intensiven Farbumschlag auf. Bei der gekochten Kartoffel werden nämlich die Zellmembranen durch das Kochen zerstört und die Jodkalium-Lösung kann so ungehindert zur Stärke gelangen. Dank meines Modells haben die Kinder diesen Erklärungsansatz gut verstanden und auch die Wörter wie Membranen brachten keine Probleme mit sich. Für die Kinder war es völlig in Ordnung, dass eine Membran, in dem Augenblick in dem wir sie für eine Erklärung brauchten, etwas wie ein Deckel eines Petrischälchens ist.

Um die Ergebnisse zu sichern machte ich wieder einen Tafelanschrieb, damit die Kinder die Möglichkeit hatten sich ihre eventuell unvollständigen Notizen zu vervollständigen.

Insgesamt haben mir diese beiden Stunden mit den Kindern sehr viel Freude bereitet und ich war sehr überrascht, wie zügig und dennoch sorgfältig die Kinder die einzelnen Versuche durchgeführt haben.


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Letzte Überarbeitung: 27. August 2004, Dagmar Wiechoczek