10 Reflexion der Unterrichtseinheit

Zunächst einmal war ich begeistert davon wie gut die Kinder plötzlich in der Gruppe arbeiten konnten. Jedes Kind ging bei der Gruppenarbeit auf die anderen ein und sie überlegten sich stets gemeinsam Erklärungsmöglichkeiten.

Es gab auch keine Streitereien, wer nun zum Beispiel mit der Pipette arbeiten oder eine andere Aufgabe innerhalb des Versuches durchführen sollte. Es herrschte stets Einigkeit. Auch wurden wirklich alle Gruppenmitglieder in das Experiment mit einbezogen und es gab keine Außenseiter.

Ebenso fasziniert war ich von der Disziplin, die plötzlich in der Klasse herrschte. Die Kinder riefen nicht wie in anderen Stunden durcheinander oder ließen ihre Mitschüler nicht ausreden, sondern meldeten sich stets, wenn sie den anderen etwas mitzuteilen hatten. Ihre Disziplin entsprang eventuell auch der "Drohung" von Frau Biermann die Versuche sofort abzubrechen, falls sie sich nicht an die vorher aufgestellten Regeln hielten oder einfach dazwischen quatschen würden.

Besonders erstaunt hat mich das Vorwissen einiger Kinder. Viele Kinder wussten über einige Versuchsergebnisse und mögliche Erklärungsmöglichkeiten weit mehr als sie zugaben. Was ich eigentlich sehr schade fand, denn durch ihr bereits vorhandenes Wissen hätten sie ihren Mitschülern auf einem einfachen Niveau bestimmte Sachverhalte gut erklären können. Aber es gab natürlich auch Kinder, die stets auf ihr Vorwissen zurückgriffen, den Unterricht dadurch vorantrieben und ihm eine freundliche Atmosphäre verliehen. Besonders gefreut hat mich in diesem Zusammenhang, dass es durchaus einige Kinder gab, die sich über den Unterricht hinaus in ihrer Freizeit freiwillig Informationen zu den einzelnen Themenfeldern suchten und diese ihren Mitschülern vorstellten.

Beigeistert war ich ebenfalls von der Fantasie, welche die Kinder entwickelten, wenn sie zum Beispiel davon ausgingen, dass der Toaster wie ein Solarium wirkt oder das Elmex Gelee die Zähne wie einen Mantel umschließt.

Des weiteren habe ich festgestellt, dass es sehr wichtig für die Kinder ist auch bei der Vermittlung von theoretischem Wissen etwas in der Hand zu haben. So waren die Erbsen und Linsen die ich als Anschauungsmaterial mitgebracht hatte, für einige Kinder scheinbar Neuland. Sie betrachteten sie intensiv und nahmen sie in die Hand, als ob sie so etwas zu Hause noch nie gesehen hätten, während andere Kinder nur einen kurzen Blick auf die Erbsen warfen und dann den Becher rasch weitergaben. Daraus resultiert natürlich auch der völlig unterschiedliche Wissensstand der Kinder.

Immer wieder feststellen konnte ich, dass die Versuche die Kinder stets begeisterten. Es gab kein Kind, das kein Interesse an den durchgeführten Versuchen zeigte, sondern alle waren immer bei der Sache und ließen sich beim Experimentieren von Nichts und Niemandem stören. Sie konnten sich plötzlich auch die einzelnen Arbeitsschritte gut merken und falls sie doch einmal etwas vergessen hatten, lasen sie noch einmal auf ihrem Arbeitsblatt nach um die anderen Gruppen nicht zu stören.

Außerdem arbeiteten sie stets mit einer großen Genauigkeit und hatten auch kein Problem damit von ihnen vorher aufgestellte Hypothesen eventuell zu revidieren, wie es zum Beispiel bei dem Stärkegehalt der ungekochten und gekochten Kartoffel der Fall war. Die Kinder ließen sich durch die Versuche gerne eines Besseren belehren und nahmen die neu erworbene Erkenntnis gerne an.

Die Hausaufgaben machten den Kindern auch keine Probleme, was für mich ein kleines Feedback war, denn so war ich mir sicher, dass zumindest die meisten Kinder den Stoff verstanden und verinnerlicht hatten. Und auch die Begriffe der Materialien, die wir benutzten, lernten die Kinder schnell und wussten so immer, was sie bei den einzelnen Bezeichnungen greifen mussten.

Angst hatte ich zunächst bei dem Versuch mit dem Kartoffelwasser, bei dem ein Kind in das Becherglas spucken sollte. Ich hätte nicht erwartet, dass die Kinder sich wirklich so vor ihrer eigenen Spucke ekeln. Darum war ich um so mehr erleichtert als sich das anfängliche Sträuben der Kinder gegen das Hineinspucken in das Becherglas nach einem kurzen Gespräch gelegt hatte.

Sehr positiv überrascht hat mich auch die Sensibilität der Kinder für Veränderungen wie etwa bei dem Versuch, in dem Spucke das Kartoffelwasser entfärbt. Da ich den Versuch natürlich zunächst zu Hause durchgeführt hatte und meine Versuchspersonen mir versicherten teilweise überhaupt keine Veränderungen erkennen zu können befiel mich schon die Angst, dass dies auch bei den Kindern der Fall sein könnte und der Versuch so schnell zu langweilig für sie sein könnte. Zum Glück war hier das Gegenteil der Fall und die Kinder bemerkten stets jede noch so kleine Veränderung.

Bei dem Versuch zum Zucker mit den Glucoseteststäbchen war ich ebenfalls zunächst skeptisch, ob die Kinder durch das Anhalten des Teststäbchens an ein Lebensmittel und das anschließende Ablesen des Farbumschlags auf der Skala befriedigt würden. Aber auch bei diesem Versuch zeigten die Kinder ein sehr großes Interesse und erkannten auch sofort den Zusammenhang von der Farbveränderung und dem Zuckergehalt im Lebensmittel. Jedes Kind wollte mir sein Ergebnis präsentieren und die Teststäbchen wurden nicht etwa weggeschmissen, sondern mit auf das Arbeitsblatt geklebt.

Bei dem Thema Zahngesundheit war es für mich persönlich zunächst sehr schwer geeignete Versuche, die ich auch mit den Kindern in der Klasse durchführen konnte, zu finden. Im Nachhinein betrachtet bin ich allerdings mit der Auswahl der Versuche und ihrer Ergebnisse sehr zufrieden, da auch hier wieder die Kinder mir durch ihr Interesse und ihren Arbeitseifer ein sehr positives Feedback gaben.

Als besonders schwierig empfand ich es, wenn bei bestimmten Themen wie zum Beispiel dem Zahnarztbesuch mir plötzlich fast die halbe Klasse etwas über ihren persönlichen Besuch beim Zahnarzt erzählen wollte. Um mit dem Unterricht voran zu kommen und den Kindern zu ermöglichen die folgenden Versuche durchzuführen sah ich mich in diesen Situationen gezwungen den Redefluss der Kinder einzugrenzen und ihre Konzentration wieder auf das eigentlich Thema zu lenken.

Außerdem stellte ich fest, dass die Kinder im Bereich der Zahngesundheit bereits besonders viel Vorwissen hatten und dass der theoretische Teil eher eine Wiederholung als Neuland für sie war. Daher fasste ich mich mit der Theorie auch kurz und durch die gute Beteiligung der Kinder beim Ausfüllen der Arbeitsblätter hatten wir den theoretischen Teil schnell "abgearbeitet". Das Vorwissen der Kinder im Bereich der Zahngesundheit machte es ihnen auch möglich Erklärungen für ihre Beobachtungen zu finden und diese den anderen mitzuteilen.

Ich entschied mich in den meisten Versuchen dafür den Kindern die Materialien, die sie benötigten, an ihren Tischen bereit zu stellen, da sie so nichts vergessen konnten und sofort einen Überblick über das Material hatten, welches sie benötigten. Außerdem vermied ich so ein unnötiges Umherlaufen der Kinder und eine damit verbundene mögliche Unruhe. Das Aufbauen der Materialien vor dem Unterricht war mir besonders gut möglich, da die Kinder vor meinen beiden Stunden immer Schwimmen hatten und ich so in aller Ruhe alleine in der Klasse alles herrichten konnte.

Das Herstellen der Karamellbonbons war natürlich noch einmal ein großes Highlight für die Kinder. Aber auch in der lockeren Atmosphäre der Schulküche wahrten die Kinder stets ihre Disziplin und brachten keine unnötige Unruhe mit.

Eine Schwierigkeit war für mich einzuschätzen, wie lange die Kinder für die einzelnen Versuche brauchen werden. Somit stellte ich meine Unterrichtsentwürfe zunächst Frau Biermann vor und sprach mit ihr den zeitlichen Rahmen ab. Für alle Fälle hatte ich stets noch einige andere Materialien wie zum Beispiel Kreuzworträtsel oder Lesetexte zu den einzelnen Themenfeldern dabei.

Interessant war auch die Möglichkeit des Vergleichs zwischen der Arbeit mit einem Stuhlkreis, in dem sich die Kinder nach jedem Versuch zusammenfanden und das Arbeiten an ihren Tischen. Ich entschloss mich nur in der ersten Stunde für den Stuhlkreis, weil die Kinder bei der anderen Möglichkeit besser ihre Notizen ergänzen konnten, da sie nun ihren Tisch vor sich und somit eine feste Schreibunterlage hatten. Auch war es noch etwas ruhiger als ich vorne stand und die Kinder an ihren festen Plätzen saßen.

Insgesamt haben mir die Stunden mit den Kindern sehr viel Freude bereitet und ich bin froh, dass alle so gut mitgearbeitet haben und Spaß an den Versuchen hatten. Außerdem freut es mich, dass ich das Interesse der Kindern an den drei Themenfeldern Stärke, Zucker und Zahngesundheit geweckt habe, und hoffe, dass sie sich eventuell noch einige Informationen selbst beschaffen und Dinge, die sie noch weiter im Detail interessieren, selbst anlesen, wie es schon einige Kinder während der Unterrichtseinheit gemacht haben.

Besonders froh war ich über die Disziplin, welche die Kinder an den Tag legten und darüber, dass sie sich an vorher vereinbarte Regeln hielten.


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Letzte Überarbeitung: 30. August 2004, Dagmar Wiechoczek