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Buntspechte in unserem Garten

Weil alle Nachbarn im Winter Vögel füttern, haben wir uns auch ein Futterhaus gekauft.

Nach kurzer Zeit war viel los: Es kamen Kohl-, Blau-, Sumpf-, Tannen-, Hauben- und Schwanzmeisen. Dazu Berg-, Buch- und Grünfinken, dann die Erlenzeisigtrupps (die Ossis unter den Finken). Wunderschön auch die Trupps von Diestelfinken. Lange nicht gesehene Feld- und Haussperlinge waren Alltagsgäste. Dazu kamen Dompfaffen (leise flötende Pärchen sowie winterliche Junggesellengruppen - wie im Lehrbuch!). Nicht zu vergessen: Baumläufer, Rotkehlchen, Grasmücken, Heckenbraunellen... die kleinen Hähnchen und die großen Amseln oder auch Elstern. Selbst ein Turmfalke von der benachbarten Mühle mischte die Vogelschar auf. Dazu auch noch die Besuche der Eichelhäher, die sogar versuchten, sich an die Meisenknödel zu hängen.

Toll wurde es, wenn die Kleiber mit ihrem Panzerknackergesicht auftauchten. Richtige Rambos, die alles verscheuchen, was ihnen im Wege steht. Vor dem Fressen vertreiben sie alle anderen Vögel. Ähnlich rambohaft benahm sich auch der Tannenmeiserich, der das Fressen nur unterbrach, um sein Spiegelbild in der Terrassentür zu attackieren. Drosseln, Elstern und Türkentauben sowie Eichhörnchen haben wir mit Hilfe eines Gitterchens etwas draußen vorgelassen.

Aber die wirklichen Kings in unserem Garten sind die Spechte. Seltene Gäste waren der Grünspecht oder auch der Kleinspecht. Vor allem kamen die großen Buntspechte. Sie kamen zunächst einzeln und hingen wie Meisen an den Futterknödeln.

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Wir lernten rasch, sie nicht nur nach dem Geschlecht zu unterscheiden, sondern auch nach ihrem Aussehen. Männchen haben ein schickes rotes Bäffchen im Genick- wie ein katholischer Kardinal. Die Weibchen sind am Kopf nur schwarz-weiß gezeichnet.

 

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Dazu gab es die Schmuddelspechte, deren Gefieder eher schmutzig aussah. Die hatten wohl eine Wohnung erwischt, wo es nicht ganz sauber zuging.

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Von den Krumen der Spechte lebten auch die anderen: Die Türkentauben und die Mäuslein.

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Als dann die Paarungszeit begann, haben wir weitergefüttert. Was wird der empörte "Tierfreund" sagen: Nach dem Winter noch füttern? Unsere Meinung: Etwas Besseres kann man für den Artenschutz nicht tun: Füttern in der Brutzeit. Die Spechte haben sich Futter geholt, um ihre Brut zu füttern. Denn vor kurzem hatte man bei uns einen großen, alten Baumbestand abgeholzt. Und außerdem haben die Spechte, Kleiber, Baumläufer und Meisen sich auch um unseren Garten gekümmert. Sie haben unsere alte Kiefer und Weide rauf und runter gesäubert. Ab und zu aber holten sie sich Fastfood: Unsere Meisenknödel. (Dem Vernehmen nach hat Prof. P. Berthold von der Vogelwarte Radolfzell (Max-Planck-Institut für Ornithologie) die gleiche Meinung: Ganzjähriges Füttern ist Artenschutz.)

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Vor allem aber: Bei dem Gewusel zuzusehen, das ist schöner als ein Besuch im Zoo. Sie sitzen im Garten, und zwei Meter neben Ihnen futtert ein Spechtpärchen.

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Nach Verhalten und Gefiederfarbe und Verschmutzung konnten wir mindestens drei Pärchen unterscheiden.

Schließlich wurden uns von denen auch noch die Jungen vorgestellt. Die tragen anders als die Alten ein schickes rotes Barett.

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Zeitweise war das ein richtiges Spechtgeflattere im Garten. Ab und zu knallte mal ein Spechtkind gegen unsere Terrassenfenster. Aber sonst warteten die Jungen brav auf dem Vogelhäuschen, bis die Eltern sie fütterten.

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Interessant war es, wenn Eichhörnchen auftauchten. Sie inspizierten alles und suchten Zugang zum Futter.

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Dann trafen notgedrungen die fütternden Buntspechte und die hungrigen Eichhörnchen aufeinander - eigentlich überhaupt keine Freunde, denn Eichhörnchen plündern gerne auch Spechtnester. Aber der Hunger überwindet die Angst!

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Die Meisenknödel samt Spender stellt übrigens die Fa. Donath in Weingarten her. Die waren von der Technik und von der Futterqualität deutlich die Renner unter anderen Produkten, was die Akzeptanz durch die Spechte und Meisen anging.
Wenn Sie die Spender kaufen, sollten Sie nach unserer Erfahrung die Schutzhülle nicht so weit aufschneiden, wie auf der Packung angezeigt ist. Damit halten Sie die Spatzen und Finken fern.

Beim Identifizieren der Vögel half uns das Buch "Vögel Europas" von Svensson, Grant, Mullarney, Zetterström und Barthel (Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2000; ISBN 3-440-08401-9). Dank an unsere Mitarbeiter, die uns diesen prächtigen Bildband geschenkt haben!

Rüdiger Blume und Christel Blume


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 22. Juli 2008, Dagmar Wiechoczek