Bedrohung durch Katalysereaktionen im Abfall

Katalysereaktionen in der Umwelt spielen eine zwiespältige Rolle. Die positiven Seiten haben wir gesehen. Die negativen haben wir beleuchtet, zum Beispiel die der Atmosphärenchemie.
Aber wir haben noch einiges zu erwarten. Hier sind zwei wichtige Punkte.

Das Müllhaufenproblem
Nirgendwo auf der Welt gibt es eine derartige stoffliche Vielfalt wie auf einer Hausmülldeponie. Das betrifft nicht nur neutrale Stoffe, sondern auch Säuren, Alkalien, Schwermetalle und organische Substanzen. Auf Müllhaufen sammelt sich auf engstem Raum hochbrisantes Material an, was zur Folge haben kann, dass unkontrollierbare chemische Reaktionen ablaufen. Man kann ruhig von einer chaotischen Chemie sprechen. In diesem Milieu stofflicher Vielfalt, extremer pH-Wert-Gegensätze, Metallkontakte und extrem differenzierter Redoxräume muss es zur katalytischen Bildung giftiger Substanzen kommen. Die fehlende Energie aufgrund der Sauerstoffarmut einer Halde wird durch elektrochemische Prozesse geliefert.
Man sollte sich selbst einmal vorstellen, was unter Luftabschluss mit einer Fischdose neben einer halbvollen Flasche mit Haushaltsreiniger, einem alten Malkasten mit Pigmentfarben, einer zerfaserten Kupferdrahtspule und Nagellackentferner passieren kann.
Deshalb sollte man bald daran gehen, die Deponien aufzugraben und durch Müllverbrennung zu entsorgen. Eine kontrollierte Müllverbrennung mit technisch ausgefeilter Abgasreinigung ist allemal besser als eine langsam aufbauende Deponiechemie, die Luft und Grundwasser bedroht.

Das Platinproblem
Das folgende Problem wird nicht so deutlich, weil es schleichend geschieht und nicht stinkt: Durch den Einsatz von Platinmetallen vor allem im Autoabgasreinigungssystem kommt es zu einer Verteilung von feinstem Platinstaub in der Landschaft. Dieser hochwirksame Redoxkatalysator ist sehr stabil und entwickelt seine katalytischen Fähigkeiten in der freien Natur. Die Folgen für Pflanzen und Tiere sind noch nicht abschätzbar.


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Letzte Überarbeitung: 27. August 2001, Dagmar Wiechoczek