Kohledestillation (Kohleentgasung, Verkokung)

Kohlen, und hier vor allem die jungen Fettkohlen, sind bei vielen Verfahren der Chemie nicht zu gebrauchen, weil sie beim Erhitzen zu viele Stoffe wie u. a. auch Wasser abgeben, was die Kohleverwendung nicht mehr steuerbar macht. Solche Kohlen müssen erst in Koks umgewandelt werden. Dazu werden die Kohlen unter Luftabschluss auf etwa 1000 °C erhitzt. Diesen Prozess nennt man Verkokung. Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die Stoffmengen, die beim Destillieren aus der Kohle abdampfen.


Kokereiprodukte pro Tonne Steinkohle

Produkt Menge
Koks 750 kg
Kokereigas 370 m3
Rohteer 35 kg
Rohbenzol 11 kg
Ammoniak 2,4 kg
Wasser 150 kg


Das primäre Dampf-Gas-Gemisch wird auf 150 °C abgekühlt. Dabei kondensiert Steinkohlenteer, der Polykondensierte Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phenole und unterschiedlichste Heterocyclen sowie Benzolderivate wie Anilin enthält. Flüchtigere Kohlenwasserstoffe wie Benzol werden mit Waschölen aus dem Dampfraum absorbiert. Ammoniak wird durch Erwärmen aus dem Wasser ausgetrieben.

Das Gas, das dann übrig bleibt, ist ein geschätzter Energieträger und früher unter der Bezeichnung Leuchtgas zum Betreiben von Laternen und auch Heizanlagen in Haus und Küche genutzt worden. Heute hat man es durch das wesentlich saubere und vor allem weniger giftige Erdgas (das im Wesentlichen aus Methan besteht) ersetzt.


Zusammensetzung von Kokereigas (Leuchtgas)

Stoff Vol%
Wasserstoff 55
Methan 25
Andere Kohlenwasserstoffe 2
CO 4-6
CO2 2
Stickstoff 10-12
Verunreinigungen wie
H2S, HCN, CS2...
 


Verschwelung von Braunkohle
Analog zur Verkokung, aber bei niedrigerer Temperatur, läuft die Verschwelung der Braunkohle ab. Diese Kohle aus der Tertiärzeit ist weniger stabil als Fettkohle oder Anthrazit, enthält aber viel mehr gebundenes H und O.

Was man auf dem nächsten Bild sieht, ist im Prinzip eine kleine Kokerei. Es handelt sich um einen Grill, der mit Braunkohlebriketts statt mit Holzkohle betrieben wird. Wegen des geringeren Kohlenstoffanteils ist die Rauchbildung und damit die Schadstoffbelastung auch viel höher - wie man leicht sehen und vor allem riechen kann. Dabei qualmt es nämlich mächtig.

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Grill, der mit Braunkohlebriketts angeheizt wird
(Foto: Blume)

Was die meisten Leute nicht wissen: Der Rauch eines solchen Grills enthält alles Mögliche an extrem giftigen Schadstoffen - wie zum Beispiel polykondensierte Aromaten (PAK), die größtenteils als cancerogen gelten. Darum geht es auch in dieser Webseite.

Ein weiteres Problem der Braunkohle ist der hohe Gehalt an Pyrit bzw. Markasit, also am schwefelreichen Mineral FeS2. Aus diesem Grunde entwickelt Braunkohle neben den eben angesprochenen giftigen organischen Schadstoffen besonders viel SO2.


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Letzte Überarbeitung: 27. April 2014, Dagmar Wiechoczek