Wie werden Komplexe geschrieben und benannt?

Früher wurden Komplexverbindungen meist nach ihrem Entdecker (Neßlers Reagenz K2[HgI4]) oder nach der Art ihrer Gewinnung (rotes Blutlaugensalz K3[Fe(CN)6]) benannt. Auch ihre oft sehr typische Farbigkeit war Anlass für treffende Namen (Berliner Blau Fe4[Fe(CN)6]3) oder auch geschrieben: FeIII[FeIIIFeII(CN)6]3).
Da mittlerweile weit mehr als 100000 Komplexe bekannt sind, wurden spezielle Regeln festgelegt, um Ordnung in diese Vielfalt zu bringen.

1 Formelschreibweise
In der Formel der Komplexsalze schreibt man, wie bei allen anderen Salzen auch, immer zuerst das Kation und dann das Anion, egal welches davon das Komplex-Ion ist.
Das rote Blutlaugensalz hat die Formel K3[Fe(CN)6]. Hier ist das Komplex-Ion negativ geladen und steht deshalb hinter den Kalium-Ionen.

In den Formeln der Komplex-Einheiten setzt man als erstes das Zentralteilchen, dann folgen die Liganden. Bei mehreren unterschiedlichen Liganden schreibt man zuerst die anionischen, dann die neutralen.
In einer Komplexformel wie [FeCl(H20)5]2+ stehen die negativ geladenen Chloro-Liganden Cl- vor den neutralen Aqua-Liganden H2O.

2 Benennung
Bei Komplexnamen wird zuerst die Anzahl der Liganden genannt. Dies geschieht durch das Voranstellen von griechischen Zahlenwörtern: Mono, di, tri, tetra, penta, hexa, hepta, octa etc..

Dann folgt der Name des Liganden. Neutrale Liganden behalten ihren Namen bei.
Ausnahme: H2O heißt aqua, NH3 ammin, CO carbonyl und NO nitrosyl.
Das [Cu(NH3)4]SO4 bezeichnet man als Tetraamminkupfer(II)-sulfat, denn das Kupfer(II)-Ion besitzt vier Ammin-Liganden.
Anionische Liganden bekommen die Endung -o: z. B. F- fluoro, Cl- chloro, Br- bromo, CN- cyano, OH- hydroxo, SCN- thiocyanato.
[PtCl6]2- ist das Hexa-chloro-platinat(IV)-anion.

Als letztes kommt der Name des Zentralteilchens, wobei seine Ladung in runde Klammern mit römischen Ziffern geschrieben wird. Ist die komplexe Einheit insgesamt negativ geladen, erhält das Zentral-Ion, wie bei normalen Anionen, die Endung -at, ansonsten verändert sich der Name nicht.
Bei Elementen, wie z. B. Eisen (Fe, lat. ferrum) oder Silber (Ag, lat. argentum), bei denen sich ihr Symbol aus dem lateinischen Ausdruck ableitet, tauscht man einfach das -um gegen ein -at aus.
Damit erhält das K3[Fe(CN)6] den korrekten Namen Kalium-hexacyanoferrat(III), denn hier ist die Einheit negativ geladen. [Fe(H2O)6]Cl3 ist dagegen Hexa-aqua-eisen(III)-chlorid.


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Letzte Überarbeitung: 12. März 2003, Dagmar Wiechoczek