Anwendungen der Lanthanoide: Mischmetall

Unter der Bezeichnung Mischmetall (engl.: mischmetal) versteht man eine Legierung der direkt aus dem Mineral (Bastnäsit oder Monazit) gewonnenen Seltenerdmetalle.

Gelegentlich werden zuvor die schwereren (und wertvolleren) Lanthanoide aus dem Gemisch entfernt, somit besteht Mischmetall hauptsächlich aus Lanthan und den ersten drei Lanthanoiden, Cer, Praseodym und Neodym.

Die Häufigkeit der Elemente in der Legierung entspricht somit der Zusammensetzung des Erzes, wobei aufgrund ähnlicher Zusammensetzung der Ausgangsstoffe vergleichbare Eigenschaften der Produkte resultieren.

Die folgende Tabelle zeigt eine typische Zusammensetzung von Mischmetall:

Element typischer Anteil
Lanthan 25 %
Cer 50 %
Praseodym 6 %
Neodym 15 %
Eisen 3 %
sonstige Ln 1 %

Die Darstellung des Mischmetalls erfolgt durch Elektrolyse der geschmolzenen Metallchloride bei ca. 850 °C.

Aufgrund der Reaktivität des Produktes wird die Elektrolyse unter Schutzatmosphäre und so wasserfrei wie möglich durchgeführt.

Mischmetall ist (wie die enthaltenen Metalle) ein starkes Reduktionsmittel (vergleichbar mit Magnesium), reagiert mit heißem Wasser und bildet bei Kontakt mit Luft an der Metalloberfläche Oxide.
Das Mischmetall weist keinen festen Schmelzpunkt auf, sondern einen Schmelzbereich, der bei ca. 800 °C liegt, nahe dem Schmelzpunkt des Cers.

Eine der frühesten Anwendungen des Mischmetalls war die Herstellung von Zündsteinen für Feuerzeuge, welche aus dem sog. Auermetall, einer Legierung von 65 % Mischmetall und 35 % Eisen bestehen (1903 patentiert von Auer von Welsbach).
Um die Temperatur der Zündfunken zu erhöhen werden außerdem noch geringe Mengen (unter 2.5 %) Magnesium oder Aluminium zu der Legierung hinzugefügt.
Das Reiben des Zündsteins führt zum Herausbrechen kleiner Partikel, welche sich durch die dabei freiwerdende Energie bis zur Entflammung aufheizen.
Diese bis zu 2000 °C heißen Funken dienen zur Entzündung des Feuerzeugbenzins.

Der über viele Jahre hinweg wichtigste industrielle Anwendungsbereich des Mischmetalls liegt in der Stahlerzeugung.
Dabei dient die Zugabe von Mischmetall, das eine hohe Affinität für Schwefel, Sauerstoff, Blei, Bismut und Zinn aufweist, der Bindung von Verunreinigungen, welche ansonsten die Qualität des Stahls beeinträchtigen würden.
Durch die Verwendung reinerer Ausgangsstoffe und den Einsatz preiswerterer Zusatzstoffe wie Calcium oder Magnesium ist der Verbrauch von Mischmetall in der Stahlveredlung in den letzten Jahren in vielen Ländern stark zurückgegangen.
In China mit seinem reichen Lanthanoidvorkommen hingegen werden jedoch immer noch große Mengen Mischmetall in der Stahlveredelung eingesetzt.

In der Nickel-Hydridbatterie, einem cadmiumfreien Kleinakkumulator, dient Mischmetall genau definierter Zusammensetzung zur Bildung einer intermetallischen Nickelverbindung.
Die Nickel-Hydridakkumulatoren sind den konventionellen Nickel-Cadmiumakkumulatoren in Bezug auf Wiederaufladbarkeit (über 1000 mal) und Ladungskapazität überlegen, benötigen jedoch aufgrund ihrer Wärmeempfindlichkeit relativ lange Ladezeiten.


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Letzte Überarbeitung: 13. Februar 2012, Dagmar Wiechoczek