Was haben die Papierherstellung und das Papierrecycling mit einem Unterrichtsprojekt "Ägypten" in einer sechsten Klasse zu tun? Die lapidare Antwort auf diese Frage lautet in erster Näherung "nichts". Bei genauerer Betrachtung kann es dennoch Berührungspunkte geben.

Hochkulturen haben, wie es der Name schon ausdrückt, etwas mit Kultur zu tun. Entwickelte Kulturen verfügten und verfügen stets über Schrift und Sprache. Und damit sind wir schon sehr dicht am Papyrus. Gesellen sich zu dieser Thematik dann noch Lehrkräfte, die ein besonderes Verhältnis zu Ägypten und zur Sprache haben, ist es passiert. Ein umfassendes "Ägyptenprojekt" erblickt das Licht der Welt im Extertal. Wenn die Schülerinnen und Schüler dann auch noch auf richtig altem Papier in Hieroglyphen schreiben wollen, ist Eigenarbeit angesagt. Und damit ergeben sich durchaus Berührungspunkte zur Papierherstellung und zum Papierrecycling. Dass hier etwas gemogelt und kein echtes Papyrus hergestellt wird, mögen uns die alten Ägypter verzeihen.

Es wurde sogar noch mehr gemogelt: Das Papier schöpfte man aus einer Aufschlämmung von Toilettenpapier. Schüler und Lehrer vor allem aus höheren Jahrgangsstufen meinten, dass sie auch etwas zur Cellulose, dem eigentlichen "Papierrohstoff", lernen wollten. Daraus resultierte das Projekt, das weitere Hintergründe zum Papier liefert. Vor allem lernen die Schüler auch, wie sie selbst Cellulose aus Holz oder Stroh herstellen können. Sie lernen das Bleichen von Rohcellulose und die Verarbeitung der Nebenprodukte dieses wichtigen nachwachsenden Rohstoffs kennen.
Die Schonung der Ressourcen ist Motivation für die Beschäftigung mit dem Thema "Papierrecycling".

Das Projekt wurde im Rahmen des "Modellversuchs Differenzierte Medienerziehung" in einer 6. Klasse an der Realschule Extertal durchgeführt. Innerhalb des Projektes wurden Teilaspekte von unterschiedlichen Fächern behandelt:

Deutsch: Spannend erzählen.
Geschichte: Hochkulturen, Ägypten, Papyrus und Hieroglyphen.
Kunst: Wir machen Papier.
Englisch: Writing a letter.
Die Briefe der Schüler/innen, in denen sie sich vorstellen, wurden an eine Schule in Ägypten weitergeleitet.

Die Arbeit in den verschiedenen Fächern verlief in überwiegend bekannter traditioneller Form, da es sich um Themenbereiche handelt, die auf jeden Fall in einer sechsten Klasse behandelt werden müssen. Dieses Projekt macht deutlich, dass fächerübergreifender Unterricht mit Medien nicht aufwendig und schwierig sein muss, denn es kommt im Wesentlichen darauf an, eine zeitliche und organisatorische Abstimmung zu finden.

Um sich schriftlich mitteilen zu können, mussten die ägyptischen "Schriftsteller" mehrere hundert Hieroglyphen kennen.
Im Text "Hieroglyphen selbst gemalt" sind einige Hieroglyphen angegeben, die etwa der Aussprache der Buchstaben des deutschen Alphabets entsprechen.
Den Kindern in der oben genannten Altersstufe bereitete es viel Freude, ihre Namen auf das selbsthergestellte Papier mit Hilfe dieser Hieroglyphen zu schreiben.

Bild 2: Schülerarbeit Die linke Abbildung zeigt von Schülern selbstgefertigtes, hieroglyphenbeschriftetes Papier. Die Unterrichtsinhalte "rund um Schrift und Papier" werden in "professioneller Art" von den Schülerinnen und Schülern im oben erwähnten Videofilm präsentiert.

Nachtrag:
Wir haben uns dann (auch auf Anregung älterer Schüler hin) überlegt, dass man diese für Anfänger gestaltete Einheit auch für höhere Klassenstufen öffnen sollte. So entstand die in dieser Webseite vorgestellte Unterrichtseinheit. Sie behandelt die Thematik "Holz als nachwachsender Rohstoff". Zum Verständnis sind allerdings fundierte chemische Grundlagen erforderlich, die durch viele chemische Experimente erlangt und zugleich vertieft werden.

Weitere Anregungen zur Unterrichtsgestaltung nicht nur auf der gymnasialen Oberstufe findet man in [12]. Man kann hierüber sicherlich geteilter Meinung sein; wir finden die Texte und Handreichungen aber recht lesenswert.

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Literatur