Abluft und Abwasser bei der Cellulosegewinnung

Experimente:
Versuch: Bleichen der Roh-Cellulose


Man muss sich bewusst sein, dass die Industrie die im Folgenden geschilderten Probleme zumindest in Deutschland in den Griff bekommen hat und sich in Hinsicht auf den Umweltschutz ständig um die Optimierung der Abläufe bemüht.


1. Probleme
Die Abluft ist besonders durch Schwefelverbindungen verunreinigt. Schwefeldioxid entfernt man durch Verfahren, die der Rauchgasentschwefelung entsprechen, oder durch Chemisorption. Den Schwefelwasserstoff und die Mercaptane, die vor allem beim Sulfatverfahren freigesetzt werden, beseitigt man durch Rückabsorption in die Aufschlusslauge oder durch Adsorption an Holzstückchen, die aufgeschlossen werden sollen.
Die Papierindustrie gehört zu den großen Wasserverbrauchern. Zur Herstellung von 1 kg holzfreiem Feinpapier benötigt man 600 - 1000 l weiches Frischwasser.
12 % der Abwassermasse ist gelöstes oder suspendiertes organisches Material (Kohlenhydrate, Ligninbruchstücke etc.). Damit schädigt Abwasser aus Papierfabriken mit seinem hohen biologischen Sauerstoffbedarf (BOD) bzw. chemischen Sauerstoffbedarf (COD) die Oberflächengewässer.


2. Maßnahmen
Was kann man dagegen tun? Man kann die Kohlenhydrate vergären, das restliche Abwasser mit Hilfe von Prozesswärme eindicken und durch Kondensation die größte Menge an Wasser recyclen. Dadurch beträgt der Wasserverlust im Schnitt heute in Deutschland nur noch 10 l/kg Papier. Betriebseigene Kläranlagen sorgen für den Abbau der organischen Substanz. Möglich ist auch eine Abwasserverbrennung.
Bedeutsam ist die hohe Salinität (Salzfracht) des Abwassers durch Chlorbleiche und Desodorierung mit Chlorverbindungen wie Chlorkalk und Chlordioxid, aus denen Chlorid entsteht. Außerdem bilden sich mit Chlor aus huminsäureartigen Stoffen gemischte Haloforme wie z. B. CHBrCl2 , die im Verdacht stehen, cancerogen zu sein. Dies kann übrigens auch beim Chloren oder Ozonieren in Schwimmbädern beobachtet werden. Deshalb verzichtet man zunehmend darauf. Chlordioxid ClO2 soll dagegen keine Haloforme bilden, fördert aber die Aufsalzung, so dass ammoniakalische Lösungen von Wasserstoffperoxid H2O2 (-> Versuch) das beste Mittel zu sein scheinen, vor allem, weil unverbrauchtes H2O2 zusätzlich noch Sauerstoff freisetzt:


Früher waren im Abwasser aus Papierfabriken auch Quecksilberverbindungen zu finden. Diese benötigte man zur Abtötung von Pilzen und anderen schleimbildenden Mikroorganismen.
Detergentien und Tenside sowie CKW sind nötig, um letzte Lipidreste ("Tallöl") und Harzreste abzutrennen. Pro t Papier werden ca. 10 kg CKW ins Abwasser entlassen, wenn es nicht durch Aktivkohle gereinigt wird.
Als Folge des Chlorens und Bleichens kann Papier Dioxine enthalten. Deshalb werden Kaffeefilter zunehmend aus nicht gebleichter Cellulose hergestellt.


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Letzte Überarbeitung: 23. Januar 2012, Dagmar Wiechoczek