Formaldehyd - in großen Mengen das Gift im Körper

Obwohl Formaldehyd (gebunden an Tetrahydrofolsäure) ein wichtiger Synthesebaustein für biochemische Moleküle wie z. B. die DNA-Base Thymin oder das N-Formylmethionin darstellt, ist er in großen Mengen für den Körper giftig. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Die Giftigkeit von Formaldehyd ist zunächst eng mit der von Methanol verbunden.

So entsteht Formaldehyd durch Oxidationsprozesse aus dem Methanol.

Abbauprozess von Methanol im Körper

Im ersten Schritt (I) wird Methanol zu Formaldehyd unter Abspaltung von zwei Wasserstoffatomen oxidiert. Das Enzym, welches diesen Prozess bewirkt, ist weniger die Alkoholdehydrogenase (ADH) als vielmehr eine H2O2-abhängige Peroxidase.

Das für die Methanoloxidation benötigte H2O2 wird durch spezielle Enzyme zur Verfügung gestellt. Bei den Enzymen dieser Oxidasegruppe wird der Substratwasserstoff direkt auf ein O-Molekül übertragen. Ein Beispiel von vielen ist die Aldehyd-Oxidase.

Im zweiten Schritt wird aus dem Formaldehyd die Ameisensäure gebildet. Das zuständige Enzym ist die Aldehyddehydrogenase. Eine weitere Oxidation liefert Kohlendioxid und Wasser. Schritt (I) und Schritt (III) verlaufen deutlich langsamer als Schritt (II).

Früher wurde Formaldehyd für die Giftigkeit von Methanol verantwortlich gemacht, da aber der Abbau des Aldehyds sehr schnell verläuft, geht die Giftigkeit wohl eher auf die Entstehung der Ameisensäure zurück. Sie kann aus dem Organismus nur langsam ausgeschieden werden und kumuliert deshalb im Körper. Es kommt zu einer Acidose, welche ab einer Menge von 30-100 ml Ameisensäure im Körper bereits zu einer tödlichen Stoffwechselstörung führen kann.

Trotz dieser neuen Erkenntnis zur Giftigkeit von Formaldehyd kann dennoch nicht von einer Gefahrlosigkeit dieser Verbindung gesprochen werden. Formaldehyd steht im Verdacht Krebs zu erzeugen. Hier scheinen doch mehr die Angriffe auf die Aminogruppen der DNA im Vordergrund zu stehen. Auch eine allergene Wirkung ist nicht ausgeschlossen.


Formaldehyd im Alltag
Die gesundheitsgefährdende Wirkung des Formaldehyds, sei es aufgrund eines direkten Kontakts über die Atmung, den Magen-Darm-Trakt oder aufgrund eines indirekten Kontakts in Form des Abbaus von Methanol im Körper, scheint nachgewiesen. Dennoch wird Formaldehyd als eine wichtige Industriechemikalie weiterhin eingesetzt, und man kommt im Alltag mit ihr in Kontakt. Hier einige Beispiele:

Möbel vergiften Bewohner
Riechen Sie einmal in frische Möbel hinein! Denn Spanplatten in Billigmöbeln sind häufig mit formaldehydhaltigem Klebstoff verleimt. Der Formaldehyd kann nachträglich noch jahrelang aus dem Holz ausdunsten.
Eine gesundheitsschädigende Wirkung kann ab einer Konzentration von 0,1 ppm in der Rauminnenluft nicht mehr ausgeschlossen werden. Trotzdem spielt es bei Innenausbauten eine große Rolle. Es gibt neben formaldehydhaltigen Leimen noch weitere Quellen für Formaldehyd im Innenausbau. Beispiele hierfür sind wärmedämmende Schäume, Lacke und Desinfektionsmittel.

Das moderne Zahngift
In der modernen Zahnmedizin wird Formaldehyd absichtlich verwandt. Wenn ein Zahn nicht mehr am Leben gehalten werden kann, so tötet der Arzt ihn mittels einer giftigen "Devitalisationspaste" ab. Diese Paste enthält dem Vernehmen nach auch Formaldehyd. Das Problem an dieser Behandlung ist, dass Formaldehyd nicht im Zahnraum verweilt, sondern in das Zahngewebe und in den Kieferknochen wandert.


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Letzte Überarbeitung: 07. September 2006, Dagmar Wiechoczek