Fruchtzucker kann krank machen...

Fruchtzucker (vom Chemiker auch als Fructose bezeichnet) befindet sich in nahezu allen Früchten. Und wie jeder weiß, ist es sehr gesund Obst und Gemüse zu essen. Deshalb kann ja auch die Fructose der Früchte nicht schädlich sein... Und außerdem soll er den Abbau von Alkohol beschleunigen

Das Gerede vom "Gesunden Natürlichen" ist ein Fehlschluss, wie sich seit einigen Jahren immer mehr herausstellt, denn Fruchtzucker kann auch krank machen! Schließlich gibt es immer mehr Menschen in den westlichen Industrieländern, die an einer Fructose-Intoleranz (FI) oder an einer Fructose-Malabsorption (FM) leiden. In Österreich gilt die Fructose-Malabsorption bereits als "Volkskrankheit", denn rund 1,3 Millionen Menschen leiden daran. Und auch in Deutschland tritt sie vermehrt auf. Dennoch ist diese Krankheit wissenschaftlich kaum erforscht.


Fructose-Intoleranz und Fructose-Malabsorption - Was bedeutet das?
Die Fructose-Intoleranz ist eine angeborene Fruchtzuckerunverträglichkeit, die ein Leben lang bestehen bleibt. Hingegen wird die Fructose-Malabsorption im Laufe des Lebens erworben. Nur sie kann in gewissen Grenzen rückgängig gemacht werden. Durch eine geeignete Auslass-Diät kann sich das Verdauungssystem regenerieren, und viele Lebensmittel können wieder vertragen werden. Im Gegensatz zu einer normalen Diät ist diese allerdings sehr ungewöhnlich, da fast alles verboten ist, was sonst als gesund gilt.
Die Auslöser hierfür sind kaum erforscht und oftmals werden nur vage Erklärungsansätze wie falsche Ernährung, Dauerstress, Antibiotika usw. angeführt.


Wie äußert sich eine Fructose-Intoleranz/-Malabsorption?
Die Symptome beruhen letztlich darauf, dass der Körper Fructose nicht aufnehmen kann. Diese wird dann im Darm durch Bakterien zersetzt.
Im Dickdarm wird das Monosaccharid später durch Bakterien abgebaut, wodurch Darmgase bzw. Blähungen sowie Durchfall entstehen, die dann zu den typischen Symptomen führen.
Diese Gasbildung kann zur Diagnostik der Unverträglichkeit herangezogen werden. Eines der Gase, das entsteht, ist Wasserstoff, der auch über die Lungen abgeatmet wird. Mit einem Messgerät kann in einem H2-Atemtest die gebildete Menge Gas nach Verabreichung von Fructose ermittelt werden. Beträgt diese über 20 Volumen-ppm (parts per million) im Vergleich zum Nüchternwert, spricht man von einer Unverträglichkeit.

Es gibt neben Blähungen oder Durchfall noch weitere Begleiterscheinungen: Diese können bei einzelnen Betroffenen sehr unterschiedlich sein. Oftmals hat man einen merkwürdigen Geschmack im Mund, Sodbrennen, Bauchschmerzen - manchmal auch Mehreres gleichzeitig.

Daraufhin meint man, man hätte sich falsch ernährt, und beginnt nur "Gesundes" zu sich zu nehmen, was natürlich genau der falsche Weg ist und die Beschwerden nur noch verschlimmert.

Viele Menschen merken aber auch kaum, dass sie an einer Malabsorption leiden. Dies ist u. a. damit zu erklären, dass die Menge an Darmbakterien, die für die ungewollte Zersetzung der Fructose zu Gasen verantwortlich ist, von Mensch zu Mensch stark variiert, so dass bei einigen selten Beschwerden auftreten.


Bei der FI/FM ist ein Transportprotein zu langsam
Bei der FI/FM geht es nicht um ein fehlendes Enzym, wie bei der Lactose-Intoleranz/Lactose-Malabsorption. Verantwortlich für die Unverträglichkeit ist ein defektes Transportprotein, der GLUT-5-Transporter. Mit seiner Hilfe wird die Fructose durch die Dünndarmwand transportiert und gelangt so ins Blut. Ist dieses System jedoch zu langsam, so wird die Fructose nur ungenügend durch den Dünndarm aufgenommen, so dass ein Großteil im Darm verbleibt und nun für die Bakterien eine leckere Speise darstellt.


Fruchtzucker ist nicht nur in Früchten enthalten!
Zwar rührt der Name Fruchtzucker daher, dass er hauptsächlich in Früchten zu finden ist, aber daneben versteckt er sich auch in vielen anderen alltäglichen Lebensmitteln. Z. B. ist er auch im Haushaltszucker vorhanden, der nach der Verdauung ein 50:50-Gemisch aus Glucose und Fructose bildet.

Dann könnte man jetzt vermuten, dass FI/FMler besonders gut Produkte vertragen müssten, die keinen Zucker enthalten. Doch das ist nicht so! Beispielsweise müssen Diabetiker-Produkte strikt gemieden werden, da sie oftmals mit Fructose gesüßt sind. Auch zuckerfreie Kaugummis oder Bonbons müssen umgangen werden. Sie enthalten Zuckeralkohole wie Sorbit, die ebenfalls den Transport der Fructose behindern. Denn die Zuckeralkohole besetzen den GLUT-5-Transporter, so dass sie nicht abgebaut werden können.


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Letzte Überarbeitung: 14. August 2006, Dagmar Wiechoczek