Alkohol hinterlässt seine Spuren

In Deutschland sind ca. 4,5 Millionen Menschen alkoholabhängig oder betreiben Alkohol-Missbrauch - das sind ca. 5 % der Bevölkerung! Davon sterben jährlich 45000 Menschen an den Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums. Doch wo und wie schwerwiegend schadet Alkohol eigentlich?


Bei regelmäßigem Dauerkonsum schadet Alkohol den Organen
Bei chronischem Alkoholkonsum schädigt Alkohol viele Organe, von denen hier die wichtigsten aufgelistet sind.

Gehirn: Am bedeutendsten, häufigsten und am auffälligsten sind die Schäden, die Alkohol im Gehirn anrichtet, denn bei jedem kräftigen Rausch sterben etwa 10 Millionen Nervenzellen ab. Lange Zeit leidet die geistige Leistungsfähigkeit jedoch gar nicht darunter, da wir ca. 100 Milliarden Gehirnzellen haben und verstorbene Zellen durch "Reservezellen" ersetzt werden. Allerdings geht dieser Vorrat bei ständigem Alkoholkonsum langsam zuneige. Nach und nach kommt es dann zu einem Abbau des Gehirns (Atrophie).

Herz/Kreislauf: Bereits geringe Mengen Alkohol am Tag erhöhen den Blutdruck, was ein Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen oder für einen Schlaganfall ist.

Mundschleimhaut: Hier wird der Alkohol zuerst resorbiert. Schon 1 Liter Bier oder ½ Liter Wein täglich reichen aus, um die Gefahr für Krebs der Mundschleimhaut, des Kehlkopfes und der Speiseröhre zu steigern.

Magen: Bei regelmäßig Trinkenden treten vermehrt Magenschmerzen und Übelkeit auf, was auf eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut zurückzuführen ist.

Bauchspeicheldrüse: Bei Alkoholmissbrauch kann der Ausführungsgang zum Darm verengt sein, womit eine sehr heikle Situation entsteht: Die Folge ist eine Entzündung und schließlich eine Selbstverdauung der Bauchspeicheldrüse. Dies verursacht nicht nur starke Schmerzen, sondern ist auch absolut lebensgefährlich.

Leber: Durch ständige Alkoholzufuhr ist die Leber im Dauereinsatz, da sie stetig Ethanol abbauen muss. Ihre Leistungskapazität wird laufend überschritten. Schließlich kann Fett als Abbauprodukt des Ethanols nicht mehr vollständig beseitigt werden. Es wird dann zwischen die Leberzellen eingebaut, wodurch sich das Volumen der Leber verdoppelt und es zur Fettleber kommt.
Außerdem entzünden sich die mit Fett überladenen Zellen nach einer gewissen Zeit und sterben ab. Es kommt zu einer Vernarbung. Durch das Fehlen von funktionsfähigem Gewebe wird die Leistung des Organs stark eingeschränkt. Eine Leberzirrhose ist das Resultat, die sich über Gelbsucht bis zum lebensbedrohlichen Leberversagen äußern kann. Im Endstadium entwickeln sich Krampfadern in der Speiseröhre, die leicht platzen und lebensbedrohliche Blutungen auslösen.

In 80 % der Fälle wird durch die Leberzirrhose außerdem Krebs verursacht.

Darm: Durch die ständige Belastung des Darms mit Ethanol und seinen Abbauprodukten kann Darmkrebs auftreten.

Hormonausschüttung: Alkohol hat auch Auswirkungen auf den Hormonhaushalt des Organismus. Die Leber kann die weiblichen Hormone (Östrogene), die auch in bestimmten Mengen bei Männern vorhanden sind, nicht mehr abbauen. Das wirkt sich auch auf die Potenz des Mannes aus. Zusätzlich kann die Libido der Frau nach schwerem Alkoholkonsum geschwächt sein. Bei Frauen hat der Alkohol Konsequenzen für das Haar, was allmählich spärlich und lückenhaft wird, und für die Stimme, die rauer und männlicher erscheint. Außerdem kann die Regel unregelmäßig werden oder sogar ausbleiben.


Was ist eine Alkoholvergiftung?
Eine übertriebene Alkoholzufuhr kann zu einer Vergiftung mit typischen Symptomen führen. Erbrechen, ausgelöst durch die Reizung der Magenschleimhaut, und Atemlähmung bis hin zum Atemstillstand sind möglich. Es drohen Erstickungsgefahr durch Erbrochenes oder sogar eine "verschluckte" Zunge.


Nach Abstinenz tritt das Alkoholentzugssyndrom auf
Bereits nach wenigen Stunden ohne Alkoholzufuhr äußern sich bei Alkoholikern erste Entzugserscheinungen, die sich oftmals in körperlichen Beschwerden ausdrücken. Betroffene neigen zur Schweißneigung, Schlafstörungen, Zittern oder motorischen Störungen. Außerdem sind sie innerlich unruhig, reizbar oder ängstlich, wodurch die psychische Abhängigkeit vom Alkohol deutlich wird.


Das Delirium - eine mögliche Folgewirkung von Alkoholmissbrauch
Das Delirium beschreibt einen Zustand geistiger Verwirrtheit, eine akute psychische Störung mit organischer Ursache, hervorgerufen durch chronischen Alkoholismus. Bei Betroffenen treten Bewusstseins-Trübung und Desorientierung auf. Das heißt, man ist nicht mehr orientiert bezüglich Ort, Zeit, seiner eigenen Person und seiner momentanen Situation. Weiterhin kann es bei voll ausgeprägtem Delirium zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen kommen. Das geht bis hin zu Tobsuchtsanfällen, wenn der Alkohol entzogen wird.


Das Korsakow-Syndrom als vielleicht schlimmste Folge der Alkoholabhängigkeit
Das Korsakow-Syndrom ist die schwerste und eine irreversible (nicht mehr umkehrbare) Form der Gehirnschädigung durch Alkohol. Sie kann nach jahrelangem massiven Alkoholkonsum auftreten, wodurch ganze Gehirnzellenregionen im Zwischenhirn und im Limbischen System absterben. Dies führt zu einem dauerhaften Gedächtnis- und Orientierungsverlust, insbesondere das Kurzzeitgedächtnis ist geschädigt. Charakteristisch ist, dass Gedächtnislücken durch spontane Einfälle ersetzt werden, die nicht der Realität entsprechen.


Zum Schluss noch ein Hinweis
Nicht alle Syndrome, die wir hier beschrieben haben, müssen durch Alkoholmissbrauch (Abusus) hervorgerufen worden sein.

So kann man durchaus eine "Fahne" haben, die aber vom Diabetes-Aceton herrührt.

Lebererkrankungen können vielerlei Ursachen haben; in den Zeiten des ungebremsten Auslandstourismus entwickelt sich die Leberentzündung (Hepatitis) durch Viren zum heimlichen Renner unter den "Mitbringseln". Außerdem leiden auch viele Leute, die mit Lösemitteln hantieren müssen, unter der Fettleber bzw. Leberzirrhose.

Auch das häufige Verzehren von Speisen, die den gelben Schimmel enthalten, kann aufgrund der Aflatoxine Leberkrebs auslösen.

Viele Leute müssen dauernd Medikamente nehmen. Da deren "Entgiftung" auch in der Leber läuft, kann es zu den Symptomen einer Trinkerleber kommen.

In den Medien wird viel mit b-Carotin (Provitamin A) geworben. Das soll vor Sonnenbrand schützen. Inzwischen ist bekannt, dass zuviel b-Carotin die Leber schädigt wie ein Zuviel an Alkohol. Auch diejenigen Leute, die täglich literweise Karottensaft trinken (solche Leute gibt es!), haben die Trinkerleber. Nur ist die Leber karottig-orange eingefärbt...

Die Atrophie des Gehirns kann auch durch die Alzheimer Krankheit ausgelöst werden.

Also Vorsicht, wenn es um die Beurteilung von vermeintlichen "Säufern" geht!


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Letzte Überarbeitung: 05. August 2010, Dagmar Wiechoczek