Nitroglycerin, Arginin, Viagra® & Co.


Was Viagra® und Nitroglycerin gemeinsam haben
Zu den biochemischen Abläufen bei der Wirkung von Nitroglycerin und von Viagra® haben wir eine Folie.
Viagra® ist eine Substanz, die als Erektionsverstärker eingesetzt wird. Dieses Potenzmittel wirkt letztlich wie Nitroglycerin. Letzteres wirkt allerdings über eine Anreicherung des Stickstoffmonoxids im Körper. Eine Ursache für Erektionsstörungen können beispielsweise geschädigte Nerven oder Blutgefäße sein, so dass erst gar nicht genug Stickstoffmonoxid produziert werden kann.
Und ist die Stickstoffmonoxid-Freisetzung gestört, bildet sich zu wenig cGMP, der auch hier wieder an der Entspannung der Muskulatur und Dehnung der Blutgefäße beteiligt ist. Hinzu kommt, dass dieser ohnehin gering vorhandene Botenstoff gleich wieder durch Enzyme abgebaut wird und sich somit erst gar nichts regen kann...

Hier kann Viagra® Abhilfe schaffen, denn sein Inhaltsstoff Sildenafil hemmt das cGMP-abbauende Enzym Phosphodiesterease.

Strukturformel des Viagra-Wirkstoffs Sildenafil

Interessant ist, dass ein eigentliches Entspannungshormon in diesem Fall anspannend wirkt. Das Prinzip ist recht einfach. Am Anfang steht eine Dehnung der blutzuführenden Gefäße als Voraussetzung für vermehrten Bluteinstrom. Die Muskelzellen der Blutgefäße der Schwellkörper-Hohlräume des Penis können sich durch den Botenstoff Stickstoffmonoxid entspannen. So kann Blut einströmen. Wenn die Hohlräume ausreichend gefüllt sind, pressen sie die blutabführenden Gefäße (Venen) zusammen, so dass das Blut im Penis gestaut werden kann und dieser größer wird und fest bleibt.

Wichtig ist, dass Viagra® nicht gleichzeitig mit nitroglycerinhaltigen Medikamenten eingenommen wird. Zunächst kann einmal die Durchblutung des Herzmuskels gestört werden. Außerdem kann ein Überschuss an Stickstoffmonoxid entstehen, welches sich dann an das Hämoglobin binden würde und es kann schließlich zum Tod durch Sauerstoffmangel kommen.


Arginin statt Viagra®?
Dieses ist sicherlich eine berechtigte Frage mit einer einfachen Antwort: Nein! Beide Substanzen setzen zwar Stickstoffmonoxid frei und bewirken so eine Erweiterung der Blutgefäße, aber bei Arginin tritt die erwünschte Wirkung zu langsam ein. Während es bei Viagra® nur ca. eine Stunde dauert, bis sich ein Effekt auf die Potenz einstellt, sind es bei Arginin einige Tage. Bei Viagra® wird ein anderer Stoffwechselweg zur NO-Synthese benutzt, so dass bereits nach kurzer Zeit eine Wirkung eintritt. Jedoch ist die Dauer der Gefäßerweiterung dafür beim Potenzmittel wesentlich geringer (maximal 4 Stunden) als bei der Aminosäure Arginin.


Spargel - das weiße Viagra®?
Hat das Edelgemüse etwa wirklich eine aphrodisierende Wirkung wie es ihm nachgesagt wird? Bereits die alten Griechen weihten den Spargel der Liebesgöttin Aphrodite, und sein Ruf als Aphrodisiakum hat sich über viele Jahrhunderte hindurch gefestigt.
Spargel enthält zwar die Aminosäure Arginin, jedoch müssten täglich ein bis zwei Pfund davon verzehrt werden, damit der Synthesebedarf von Stickstoffmonoxid für potenzfördernde Zwecke gedeckt ist. Außerdem konnte bisher immer noch nicht belegt werden, dass Spargel die Manneskräfte neu erblühen lässt. Möglicherweise ist dieser Mythos des Aphrodisiakums auch nur auf die schnell wachsenden, phallusartigen Sprossen zurückzuführen. Es könnte die Idee aufkommen, dass gerade Männer einen großen Gewinn aus dem Verzehr des Spargels ziehen könnten...


Spargel und Spargelpflanze in Blumes Garten
(Foto: Blume)


Andere Lebensmittel, die traditionell als potenzsteigernde Mittel verzehrt werden, sind Austern (Ludwig XIV schwur darauf, wie es heute noch viele Franzosen tun) und Krabben. Sie enthalten besonders viel L-Arginin. Aber auch hier konnte die Wirkungsweise noch nicht wissenschaftlich belegt werden.


Bleibt zum Schluss ein Resumé
Wirksam sind Viagra®, Arginin, Nitroglycerin und Co. nicht, wenn Mann aufgrund von psychischen Problemen impotent ist. Genauso wenig hilft es bei Partnerproblemen. Es kann also keine emotionellen Ursachen beheben!


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Letzte Überarbeitung: 30. Oktober 2006, Dagmar Wiechoczek