Schwermetallsulfide sind gern genutzte Farbpigmente


Experimente:
Versuch: Bunte Reihe der Sulfide im Labor
Versuch: Herstellung von "Körperfarben"
Versuch: Wie ein Restaurator arbeitet

Bunte Reihe der Sulfide (-> Versuch)
(Foto: Daggi)


Die Steinzeitmenschen und Naturvölker verwendeten zum Graffiti-Malen in ihren Höhlen natürliche Mineralien. Das waren vor allem pulverisierte Oxide, Carbonate und Sulfide. Sie wurden in Öl oder Wasser suspendiert. Wir sprechen von "Körperfarben". Der Begriff besagt nicht, dass die Leute damit ihre Körper angemalt haben, sondern beschreibt die Struktur der Farbstoffe. Denn diese bestehen aus fein gemahlenem Material, also kleinen "Körpern". Modern sprechen wir von Pigmenten sowie Pigmentfarben und grenzen diese von den durchsichtigen, einphasigen Lasurfarben ab.

Heute stellt man diese Pigmente auch gezielt her. Zusammen mit den ebenfalls meist künstlichen Lasurfarben kann man die ganze Vielfalt der Millionen durch das menschliche Auge unterscheidbaren Farbtöne ausnutzen.

Eine Möglichkeit zur Herstellung von Pigmenten ist, dass man Schwefelwasserstoff in die Lösungen der entsprechenden Schwermetallsalze einleitet (-> Versuch). Mit Cadmiumchlorid gibt es beispielsweise das gelbe Cadmiumsulfid CdS. So steht zusammen mit anderen Schwermetallverbindungen (wie Oxiden, Carbonaten und Sulfaten) eine riesige Palette von Farbpigmenten zur Verfügung. Diese werden mit Leinöl angerührt und dienen als Malerfarben (-> Versuch).

Andererseits hat die Verwendung von Farben auf der Basis von Schwermetallen gerade wegen des Schwefelwasserstoffs Nachteile. Menschen sondern über Atemluft und Darmgase ständig Schwefelwasserstoff ab. Dieser reagiert z. B. mit dem prächtigen Bleiweiß (Bleicarbonat) zu schwarzbraunem Bleisulfid. Das ist der Grund für das typische Nachdunkeln von alten Bildern. Wir wissen heute, dass die Bilder der alten Meister bei der Herstellung viel farbenfroher waren, als sie gegenwärtig aussehen. Denn wir kennen mittlerweile viele ihrer alten Rezepte zur Herstellung der Farben, obwohl die alten Meister viel Geheimniskrämerei betrieben haben, wenn es um ihre Farbmischungen ging. Dies zu wissen ist für Restaurationen der Bilder wichtig. Durch Oxidation z. B. mit Wasserstoffperoxid kann man die Farben wieder aufhellen (-> Versuch).

Wegen der typischen Sulfidfarben, die wir im ersten Versuch gesehen haben, spielt der Schwefelwasserstoff aber in der chemischen Analytik eine wichtige Rolle. Dazu leitet man das Gas in die zu untersuchende Lösung ein. Anhand der Farben der Sulfide und an der Reihenfolge der Fällung erkennt ein Kundiger rasch, welche Schwermetall-Ionen sich in der Lösung befinden. Außerdem unterscheiden sich die Sulfide in ihrer Löslichkeit sowie in der Stabilität gegenüber Säuren. Auf diese Weise kann man im Rahmen der anorganischen Analyse verschiedene Kationengruppen selektiv abtrennen.


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Letzte Überarbeitung: 12. April 2006, Dagmar Wiechoczek