In letzter Zeit ging diese Meldung durch die Zeitung: Ein Mann ist nach dem Verzehr von Zucchini gestorben. Seine ebenfalls betroffene Frau konnte noch gerettet werden. Sie hatte offenbar weniger davon gegessen. Denn der Zucchini-Eintopf schmeckte schrecklich bitter. Nun weiß eigentlich jeder, dass der bittere Geschmack als Warnhinweis dienen sollte. Der Inhaltsstoff heißt Cucurbitacin. Mit einiger Phantasie kann man darin das deutsche Wort Kürbis entdecken (lat. cucurbita, Kürbis). Die Pflanzengruppe, die diesen Stoff enthält, ist nämlich die der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Das heißt, dass Cucurbitacin nicht nur in Zucchini vorkommen kann, sondern auch in Gurken und Kürbissen. Ich erinnere mich noch an die WK II-Nachkriegsjahre, wo es öfter mal bittere Salat-Gurken zu essen gab. (Weil sie damals noch krumm sein durften, sprach man auch von „Schlangen“-Gurken.) Bevor sie verarbeitet wurden, probierten wir sie. Wenn sie zu bitter waren, warfen wir sie einfach weg. Bild 1: Zucchini
Der Bitterstoff Cucurbitacin ist ein Steran-Derivat, gehört also zu den tetracyclischen Triterpenen. Sterane als toxische Pflanzeninhaltsstoffe haben wir schon bei Saponinen kennengelernt. Da haben wir auch vom bitteren Geschmack dieser Stoffklasse erfahren. Letztlich sind es Abkömmlinge des Lanosterins, das hinsichtlich des molekularen Aufbaus dem Cholesterin ähnelt. Es gibt eine Vielzahl von Cucurbitacin-Arten. Hier ist ein Beispiel:
Die Cucurbitacine wirken unter anderem zelltoxisch. Sie beeinflussen z. B. den Stoffwechsel der DNA und die Proteinbiosynthese, aber auch den Spindelapparat bei der Zellteilung.
Einige Käfer werden nicht von den Bitterstoffen abgeschreckt; im Gegenteil: Sie speichern die aufgenommenen Cucurbitacine und nutzen sie so zum eigenen Schutz vor dem Gefressenwerden. Vögel z. B. reagieren deutlich auf Bitterstoffe.
Bild 2: Ein besonders schönes Exemplar eines Gallenröhrlings
Rüdiger Blume
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