Chemie kann Spaß machen, vor allem wenn man als Schüler selbst so richtig schön spielen kann, wenn’s bunt wird oder brennt, qualmt und knallt. Aber nur quantitative Versuche vermitteln den Aspekt, dass es sich bei der Chemie um eine exakte Wissenschaft handelt. Und wenn diese quantitativen Versuche dazu noch schön sind und auch die Auswertung nicht zu schwer ist, sollte das gelingen. Ein solcher Versuch ist die Thermolyse von Silberoxid.
Zunächst zeigen wir den qualitativen Versuch, der durchaus auch für Schüler geeignet ist.
Links: Erhitzen von Silberoxid mit Glimmspanprobe.
Zunächst rechnen wir die Stoffmengen aus, die zu erwarten sind. Das ist unter anderem auch deshalb wichtig, um die Gefäßgrößen und Einwaagemengen abschätzen zu können. Zur Berechnung benötigen wir die Molmassen der beteiligten Substanzen.
Wir gehen eleganter vor und nehmen als Messgröße das Volumen des entstandenen Gases. Nehmen wir z. B. 1,30 g Silberoxid. Dann sollten wir nach Gl. (3) 0,069 g · 1,30 = 0,0898 g Sauerstoff erhalten. Die Stoffportion (Molzahl) des Sauerstoffs ist
Hinzu kommt, dass man das Silberoxid gut trocknen muss, aber natürlich nicht durch Erhitzen im Trockenschrank... Dazu nimmt man besser einen Exsikkator, in den man eine Schale mit KOH-Plätzchen oder mit konzentrierter Schwefelsäure stellt. Darin belässt man das Silberoxid ein paar Tage.
Wir sehen, dass das gefundene Ergebnis und der berechnete Wert recht gut übereinstimmen. Der Fehler beträgt nur 3 %:
Schüler müssen lernen, dass eine exakte Wissenschaft eine Vielzahl von Vorschriften zur Voraussetzung hat, die es gewissenhaft zu erfüllen gilt. Da darf man zum Beispiel nicht mal schnell eine Vorschrift variieren, weil gerade statt der erforderlichen konzentrierten Schwefelsäure im Labor nur eine verdünnte zu finden war. Man sollte immer mögliche Fehlerquellen ansprechen. Die sind im Fall der Thermolyse von Silberoxid, dass man in der für Schulzwecke vereinfachten Apparatur nicht überall die gleichen Temperaturbedingungen hat, dass sich etwas Sauerstoff in Wasser löst, andererseits aber auch Wasserdampf mitgerissen wurde - und so weiter. Außerdem haben wir keine Druckkorrektur vorgenommen. Vielleicht war das Silberoxid auch nicht genug getrocknet worden. Und so weiter... Ein wichtiger Punkt ist auch die mangelnde Experimentierroutine. Die Schüler sind deshalb oft von ihren Ergebnissen enttäuscht. Wenn sie selbständig und ohne Anleitung arbeiten müssen, machen sie oft gravierende Fehler. Dabei meinen sie, dass alles beim ersten Mal klappen müsse. Ihnen muss vom Betreuenden der Facharbeiten deutlich gemacht werden, dass Experimentieren genauso eingeübt werden muss wie Radfahren, Schreiben, Scateboardfahren oder Musikmachen. Ein Experiment muss auch in einer Facharbeit schon deshalb mehrfach wiederholt werden, um die Quellen für Fehler zu erkennen und so Fehler zu minimieren. Und es muss damit auch bewiesen werden, dass die Idee, die hinter dem Experiment steckt, richtig ist. Anders gesagt: In einer exakten Wissenschaft muss jedes Experiment innerhalb gewisser Fehlergrenzen reproduzierbar sein.
Um Silberoxid herzustellen, muss man deshalb einen Umweg beschreiten: Man stellt zunächst schwerlösliches Silberhydroxid her, das man dann vorsichtig entwässert.
Ein Aspekt, weshalb man Silberoxid im Labor haben sollte, muss noch erwähnt werden: Silberoxid kann das in der Schule immer noch genutzte, oftmals aus alten Beständen stammende Quecksilberoxid ersetzen. Klicke hier.
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