2 Schmutz: Zusammensetzung und Eigenschaften

Schmutz ist nicht objektiv benennbar. Vielmehr ist Schmutz eine weitgehend subjektive Empfindung, die in verschiedenen Kulturkreisen deutlich variiert und stark von der jeweiligen Hygieneerziehung abhängig ist. Es soll Bundesbürger geben, die ihre Zähne nur vor einem Zahnarztbesuch putzen oder die Unterwäsche nur wöchentlich wechseln. Andere hingegen halten ein Oberhemd für "waschreif", wenn es nach einem Tag nicht mehr "frühlingsfrisch" riecht. In einigen Berufen ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass an zwei aufeinander folgenden Tagen nicht der gleiche Anzug getragen wird.

Hygienewissenschaftler definieren Schmutz als Materie zur falschen Zeit am falschen Platz. Unter dieser Definition soll der Schmutz im Folgenden genauer klassifiziert werden.


2.1 Chemische Zusammensetzung von Schmutz

Die chemische Zusammensetzung von Schmutz ist je nach der Herkunft des Schmutzes sehr unterschiedlich. Typische organische Schmutzbestandteile sind Fette, Kohlenhydrate, Proteine, Farbstoffe und Öle (-> Abb. 4). Anorganische Schmutzbestandteile sind z. B. Ruß, Kalk, Mineralstäube, Metallabrieb, Salze. Ruß kann je nach Herkunft auch organisch sein oder organische Bestandteile enthalten.


Abb. 4: Organische Schmutzbestandteile


2.2 Eigenschaften von Schmutz

Die verschiedenen Schmutzarten stellen sehr unterschiedliche Anforderungen an ein Wasch- oder Reinigungsmittel. Es gibt leichtlöslichen und schwerlöslichen Schmutz.
Sehr einfach sind Substanzen entfernbar, die leicht löslich sind. Wasserlöslich sind einige Salze, die meisten Kohlenhydrate und zum Teil auch Proteine.
Wasserabstoßende Substanzen, wie Fette oder Öle sind nicht wasserlöslich. Sie können mit organischen Lösemitteln (-> 4.10), beispielsweise mit Alkoholen wie Ethanol oder noch besser mit halogenierten Kohlenwasserstoffen wie Perchlorethylen (Per), gelöst werden. Die in chemischen Reinigungen verwendeten organischen Lösemittel können im Haushalt nicht sachgerecht gehandhabt werden, da die hierfür notwendigen Geräte fehlen. Ohne Lösemittelrückgewinnung ist die Reinigung mit organischen Lösemitteln umweltfeindlich. Außerdem ist sie nicht für alle Schmutzarten geeignet.
Die nicht löslichen Bestandteile können nur dann entfernt werden, wenn sie beispielsweise durch grenzflächenaktive Tenside (-> 4.18) von der Oberfläche abgelöst und im Lösemittel dispergiert werden. Einige Schmutzbestandteile, beispielsweise Fette, können durch Einwirkung von Alkalien (-> 4.1) oder Enzymen (-> 4.6) zerstört werden, so dass wasserlösliche Bestandteile entstehen. Farbstoffe, die fest mit einer Oberfläche verbunden sind, können teilweise nur noch durch Bleichmittel (-> 4.4) oxidativ zerstört werden.


2.2.1 Alterung von Schmutz

Die Eigenschaften von Schmutz ändern sich durch Alterung:

- Der Schmutz trocknet. Die Löslichkeit oder Dispergierbarkeit nimmt dadurch ab.
- Der Schmutz haftet besser an der Oberfläche, er dringt tiefer ein. Teilweise kann auch eine chemische Bindung an die Oberfläche erfolgen, so dass der Schmutz nur noch sehr schwer entfernt werden kann.
- Organischer Schmutz kann von Mikroorganismen zersetzt werden. Dabei entstehen neue Anschmutzungen und oftmals Gerüche.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Entfernung von gealtertem Schmutz viel schwieriger ist als von frischem Schmutz. Dies bedeutet, dass der Zeitaufwand bei der Reinigung und der Chemikalienverbrauch steigt. Verschmutzungen sollte man deshalb stets sofort entfernen.

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Letzte Überarbeitung: 28. Juli 1998