4.2 Antimikrobia, Desinfektionsmittel, Konservierungsmittel
Hier ist eine sehr heterogen zusammengesetzte Wirkstoffgruppe
angesprochen, die Mikroorganismen (Hefen, Bakterien) im
Wachstum hemmen oder abtöten soll. Dies dient zur Konservierung
von Wasch- und Reinigungsmitteln mit dem Ziel einer
Verbesserung der Lagerfähigkeit oder zur Desinfektion des
Reinigungsgutes.
Auf den Zusatz von Desinfektionsmitteln, Konservierungsmitteln
oder Antimikrobia zu Wasch- und Reinigungsmitteln kann in der
Regel verzichtet werden. Die Desinfektion im Haushalt ist unnötig
(-> 1.2) und die Konservierung von Reinigern erfordert bei
sachgerechter Produktzusammensetzung und -Lagerung nicht
zwangsläufig den Zusatz von Konservierungsmitteln.
Dabei sollte aber nicht übersehen werden, dass die neuen
biologisch abbaubaren Reiniger natürlich schlechter lagerfähig sind
als schwer abbaubare. Gerade die angestrebte gute biologische
Abbaubarkeit der Produkte führt zwangsläufig dazu, dass schon bei
der Lagerung eine unerwünschte Zersetzung durch
Mikroorganismen stattfinden kann. Aber auch in diesen Fällen ist
bei einer durchdachten Produktkonfektionierung und Lagerung ein
Zusatz von Konservierungsmitteln nicht unbedingt notwendig.
Die folgenden Alternativen bestehen zu einer Konservierung:
Pulverförmige Produkte sind bei kühler und trockener Lagerung
ausreichend haltbar.
Flüssige Produkte sind bei kühler Lagerung und ausreichender
Konzentration der wirklich notwendigen Inhaltsstoffe (z. B. Tenside,
Alkalien, Säuren, Bleichmittel) auch sehr gut lagerfähig. Dies hat
zwei Gründe. Einige der genannten Inhaltsstoffe sind für
Mikroorganismen toxisch. Hinzu kommt der hohe osmotische Druck
von konzentrierten Lösungen, der das Wachstum von
Mikroorganismen hemmt oder verhindert. Ein bekanntes Beispiel
für die konservierende Wirkung eines nicht toxischen Stoffes ist die
Marmeladenherstellung. Während Zucker in verdünnter Lösung ein
geradezu idealer Nährboden für Mikroorganismen ist, wirkt der
Zuckergehalt von 40 % in Marmelade konservierend.
Fazit: Vor allem zu stark verdünnte und biologisch gut abbaubare
Reiniger erfordern den Zusatz von Konservierungsmitteln. Vor
allem Reiniger, die einen zu geringen Wirkstoffgehalt haben,
müssen extra konserviert werden.
Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick über Desinfektionsmittel und Konservierungsmittel, die in Reinigern vorkommen können:
Aldehyde:
Die Vorteile bei der Verwendung von Aldehyden sind die hohe Wirksamkeit dieser Substanzklasse und das breite Wirkungsspektrum. Nachteilig ist die schleimhautreizende Eigenschaft, die Reaktionsfähigkeit mit Proteinen (Haut) und die Krebsverdächtigkeit.
Phenol-Derivate, Benzol-Derivate:
Bei Phenolderivaten ist das breite Wirkungsspektrum günstig. Nachteilig sind die Hautunverträglichkeit, der teilweise unangenehme Geruch und die Krebsverdächtigkeit.
Alkohole:
Alkohole haben ein breites Wirkungsspektrum und sind für den Anwender vergleichsweise ungiftig. Ungünstig ist, dass Alkohole nur in relativ hoher Konzentration eine gute antimikrobielle Wirkung zeigen.
Amphotenside, quartäre Ammoniumverbindungen:
Die Anwendung von Amphotensiden oder quartären Ammoniumverbindungen, so genannten Quats, hat den Vorteil, dass bis auf einzelne allergische Reaktionen eine gute Hautverträglichkeit vorliegt und im Gegensatz zu anderen Desinfektionsmitteln oder Konservierungsmitteln (z. B.: Alkohole, Halogene, Phenole) eine hervorragende Materialverträglichkeit. Amphotenside und Quats haben aber leider nur ein schmales Wirkungsspektrum und sind als Tenside härteempfindlich.
Halogene:
Die desinfizierende Wirkung der Halogene Iod und Chlor ist durch
die medizinisch angewendete Iodtinktur und die Desinfektion von
Schwimmbadwasser mit Chlor bekannt. Vorteilhaft sind hierbei die
hohe Wirksamkeit und das breite Wirkungsspektrum.
Die Halogene werden in Reinigern aber nur selten verwendet, weil
es sich um sehr aggressive Oxidationsmittel handelt, die fast alle
Oberflächen angreifen, Metalle korrodieren und die Schleimhäute
reizen. Chlorgas hat außerdem auch in geringer Konzentration
einen unangenehm stechenden Geruch und ist sehr giftig für den
Menschen. Jodlösungen sind je nach verwendetem Lösemittel
braun bis violett gefärbt, wodurch die Verwendungsmöglichkeiten
eingeschränkt sind.
Chlorgas kann auch aus Reinigern freigesetzt werden, die kein
Chlorgas enthalten. Dies geschieht beispielsweise durch die
Verringerung des pH-Wertes von hypochlorithaltigen alkalischen
Sanitärreinigern beim versehentlichen Vermischen mit Säuren oder
säurehaltigen WC-Reinigern (-> 4.4).
Isothiazolderivate:
Isothiazolderivate haben ein breites Wirkungsspektrum und müssen aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit genau wie die Halogene oder Phenolderivate nicht sehr hoch dosiert werden. Im Gegensatz zu den letztgenannten sind Isothiazolderivate aber keine aggressiven Chemikalien. Sie können deshalb zur Konservierung von Kosmetika verwendet werden. Bei 2,3 Mio. verkauften Produktpackungen mit diesem Konservierungsmittel ist bisher statistisch nur ein Allergiefall bekannt geworden [14].