Woraus bestehen unsere Straßen?

Wo früher grüne Wiesen waren, findet man heute oft Straßen und Parkplätze (siehe Bild).

Bild 1: Parkplatz auf den Weserwiesen von Rinteln
(Foto: Blume)


Manche denken, dass unsere Straßen chemisch gesehen nicht aus allzu interessanten Materialien bestehen. Dem ist gar nicht so.

Es sieht nämlich tatsächlich so aus, als ob man beim Straßenbau zunehmend auf Abfallmaterialien zurückgreift.

Da ist zunächst ein fester Unterbau aus Natursteinen oder Sand. Gern genutzt wird hierzu der "Abfall" der Zementherstellung aus Kalkstein und Mergel. Zum Brennen benötigt man nämlich mindestens faustgroße Stücke, da kleinere Stücke zusammensintern. Die beim Zerkleinern der großen Brocken anfallenden kleinen Stücke siebt man ab und schüttet sie als "Macadamm" auf die Wege. (Der Name stammt von dem englischen Straßenbaumeister MacAdam.)

Bild 2 (Foto: Blume)


Dieser Abfall ist noch als natürlich einzustufen (wenn wir einmal von den Landschaftsschäden absehen).

Heute nimmt man als Untergrund auch gern anderes Material:
1. Recyclinggut von alten Straßen oder Bauwerken
2. Belastete Böden z. B. von Kokereien nach reinigender Vorbehandlung
3. Aschen und Schlacken aus Müllverbrennung, Heizkraftwerken oder Stahlwerken.

Darüber streicht man Asphalt, den Rückstand der Erdölaufarbeitung. Diesen mischt man ebenfalls noch Split zu, um ihn hitzebeständiger und griffiger für die Gummireifen zu machen. Nahm man hierzu früher Naturstein, so verwendet man heute Aschen, Schlacken oder anderes feines Material. Seltener nimmt man auch Stahlbeton als letzten Belag.

Das Problem ist, dass die meisten Schlacken einen zu geringen Verglasungsgrad aufweisen. Gute Verglasung bedeutet mehr oder weniger irreversible Bindung z. B. von Schwermetallen. Wenn eine Müllverbrennung bei 800 °C abläuft, ist das für eine Verglasung der Schlacke und Fixierung der Schwermetalle einfach zu gering.

Viele meinen deshalb, dass unsere Straßen in Wirklichkeit nur "lineare" Mülldeponien geworden sind. Dazu gibt es zu viele Hinweise auf illegale Machenschaften beim Vergraben von Abfällen, die als Straßenbaumaterial deklariert werden. Wer prüft schon nach, was unter einer Autobahn liegt? Es wird sicherlich die eine oder andere Deponie durch Grundwasserverseuchung auffallen.

Unsere Straßen sollte man nach dem eben Gesagten durchaus als chemisch interessante Medien einstufen.


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Letzte Überarbeitung: 25. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek