Was ist Essig?

Experimente:
Versuch: Titration von Haushaltsessig

Im alltäglichen Umgang setzt man Essig und Essigsäure gleich. Dabei sind sie etwas Verschiedenes: Essig ist eine wässrige Lösung von Essigsäure. Essig ist also eine Mischung, Essigsäure ist ein Reinstoff.

Der Gehalt an Essigsäure ist genau vorgeschrieben
Er liegt zwischen 50 und 150 g Essigsäure / Liter Lösung. Das können wir leicht nachprüfen, indem wir Haushaltsessig titrieren (-> Versuch).

Zum Beispiel haben wir 50 ml Essig vorgelegt. Bei der Titration benötigen wir 42 ml Natronlauge (c = 1 mol/l), bis der Indikator Phenolphthalein umschlägt. Die Auswertung erfolgt mit der folgenden Formel:

          

Die Angaben auf der Flasche sind im allgemeinen Masseprozent. Um die zu ermitteln, müssen wir noch die Molmasse von Essigsäure berücksichtigen. Sie beträgt (wie wir leicht ausrechnen können) 60 g / mol.

          m(Säure) = 0,84 mol / l · 60 g / mol

          m(Säure) = 50,4 g / l

Ein Liter des von uns ausgewählten Haushaltsessigs enthält also etwa 50 g Essigsäure. Bezogen auf 1000 ml sind das 5 %. (Dabei tun wir so, als wenn ein Liter Essig 1000 g wiegt. Außerdem berücksichtigen wir nicht, dass bei der Lösung von Essigsäure in Wasser noch bestimmte Volumenveränderungen auftreten können.)

Selbst die Herkunft der Essigsäure muss deklariert werden
Essig kann durch Verdünnung von synthetischer Essigsäure oder durch Essigsäuregärung aus Alkohol hergestellt werden. Wenn eine Essigsorte nur "Essig" heißt, so bedeutet das, dass sie aus Gärungsessig hergestellt wurde. Andernfalls muss das Zumischen von synthetischem Essig ausdrücklich auf dem Etikett vermerkt werden.
Anders als verdünnter Synthese-Essig enthält Gärungsessig noch eine Reihe von Inhaltsstoffen, die durch die Art der Maische bzw. durch die Tätigkeit der Essigsäurebakterien hineingelangt sind. Diese können geschmackliche Veränderungen bewirken.

Es gibt viele Arten von Essig
Essig ist beileibe keine reine wässrige Essigsäurelösung! Je nachdem, was als alkoholreiche Maische zur Essigsäuregärung benutzt wurde, unterscheidet man bestimmte Essig-Arten. Da gibt es den Weinessig, den Apfelessig, Erdbeeressig, Mangoessig und viele andere Sorten. Essig kann man darüber hinaus auch aus vergorenen Rüben, Kartoffeln, Getreide, Melasse, Kokosmilch, Bier und Reis usw. herstellen. Aus Honig und Champagner stellt man besonders edle Essigsorten her.

Diese Essigsorten unterscheiden sich in vielen Inhaltsstoffen, die herstellungsbedingt sind.
Das kann einmal die Herkunft und Art der Maische betreffen. Da gibt es ja unendlich viele Aromastoffe. Die des Apfels sind anders als die der Mangofrucht oder als die der Erdbeere!
Weiter hängt das Aroma ab von der Bakterienart, die die Essiggärung bewirkt. Denn Bakterien produzieren aus Alkohol nicht nur wie gewünscht Essigsäure, sondern daneben auch noch viele andere teilweise wohlriechende Substanzen!
Hinzu kommt noch die Reifung zum Beispiel in Holzfässern, wobei Holzinhaltsstoffe in den Essig übergehen.

Außerdem gibt es noch spezielle Zubereitungen hinsichtlich zugesetzter Gewürze. Dann kommt es zu Essigarten, die unter Kennern für stundenlangen Gesprächsstoff sorgen. Der sagenhafte echte Balsamico Tradizionale wird in Modena / Italien hergestellt. Er beruht auf der Verarbeitung von Traubensaft. Die Prozedur erfordert mindestens 12 Jahre, in denen der Essig in Fässern ruht.
Für die meisten Leute riecht das alles nur nach einem, nämlich nach Essig. Das Bemerkenswerteste an diesen Sorten sind die abenteuerlich hohen Preise.


Weitere Texte zum Thema „Essig“


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 20. März 2009, Dagmar Wiechoczek