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Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume |
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F: Was ist ein Aufschluss? Wir müssen in einer kleinen Gruppe ein
Referat in Analytik über das Aufschließen halten. In Zusammenhang mit diesem Thema sollen wir auch den "Freiberger
Aufschluss" erklären. Leider finden wir im Internet keine konkreten Informationen
A: Was soll aufgeschlossen werden? Unter Aufschließen versteht
man in der Chemie ja, eine schwerlösliche Substanz in eine löslichere zu überführen. Ziel kann sein:
Nachweis von Elementen oder von Einzel-Ionen.
1. Sodaaufschluss
Für Erdalkalisulfate (BaSO4), für hochgeglühte Oxide (Al2O3),
Silicate (K[AlSi3O8] Feldspat)
oder Silberhalogenide (AgCl). Man nimmt übrigens eine 1:1-Mischung von Soda/Pottasche, weil man
dadurch den Schmelzpunkt deutlich senken kann.
Die mit Soda feingemahlene Substanz wird aufgeschmolzen. Dadurch werden die Anionen
freigesetzt. Beispiel: Schwerspat (Bariumsulfat) BaSO4
BaSO4 + Na2CO3 > BaCO3 + Na2SO4
Der Schmelzkuchen wird gemahlen und mit Wasser extrahiert und filtriert. In der Lösung finden sich die Sulfat-Ionen. Den Rest löst man in verd. Salzsäure auf und kann nun die Ba-Ionen nachweisen.
2. Saurer Aufschluss
Substanz mit sechsfacher Menge an KHSO4 schmelzen. Dabei bilden sich die Sulfate.
Anschließend verfährt man wie oben beschrieben.
Beispiele: Fe2O3, Al2O3, BeO, TiO2...
3. Oxidationsschmelze
Substanz mit der dreifachen Menge einer Mischung aus Soda und KNO3 schmelzen.
Beispiel Chromeisenstein (wichtiges Chromerz):
2 FeO · Cr2O3 + 4 Na2CO3 + 7 KNO3 > Fe2O3 + 4 Na2CrO4 + 7 KNO2 + 4 CO2
4. Der Freiberger Aufschluss
ist für Elemente wie Sn geeignet, die Thiosalze bilden. Die
Verbindungen werden in einem Porzellantiegel mit der 6fachen Menge eines Gemischs aus
wasserfreier Soda und Schwefel geschmolzen. Beispiel SnO2:
2 SnO2 + 2 Na2CO3 + 9 S > 2 Na2SnS3 + 3 SO2 + 2 CO2
Den Schmelzkuchen laugt man mit verd. HCl aus, wobei SnS2 zurückbleibt. Dieser Niederschlag wird wie das Sulfid aus der Schwefelwasserstoffgruppe weiterverarbeitet.
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F: Ihre Versuchvorschrift zum Benedict-Reagenz kann nicht
richtig sein, denn sie funktioniert bei uns nicht.
A: Wir nutzen diesen Nachweis vor allem bei Schüler- und
Studentenversuchen, da die Lösung nicht so stark ätzend ist wie das analoge Fehling-Reagenz. Unser
Rezept ist korrekt. Zur Sicherheit hat Dagmar heute die Lösung nach unseren Angaben noch einmal
frisch hergestellt und den Versuch rasch nachgekocht. Er funktioniert.
Nun kann ich natürlich keine Ferndiagnose stellen, was bei Ihnen falsch gelaufen ist. Wenn Sie
alles richtig gemacht haben, bekommen Sie wie wir zunächst eine Verfärbung der tiefblauen
Lösung nach Grün, dann bildet sich ein intensiv gelber Niederschlag, der sich langsam nach Rot
umfärbt.
Rückmeldung:
Sie haben vollkommen Recht, die Sache funktioniert. Mein Fehler war, dass ich die Lösung
überhaupt nicht erhitzte. Das stand auch nicht in der Vorschrift, oder ich habe es schlichtweg
übersehen. Außerdem habe ich eine Rohrzuckerlösung untersucht. Ich hätte einen reduzierenden
Zucker nehmen müssen.
Kommentar:
Sorry, unser Fehler. Wir haben eine Webseite mit Anmerkungen zum Arbeiten mit
Benedict-Reagenz hinzugefügt.
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F: Was ist Extrahieren?
A: Extrahieren bedeutet, aus einer Lösung den gelösten
Stoff mit einem anderen, mit dem ersten Lösemittel nicht mischbaren Lösemittel herauszuholen.
Dazu schüttelt man die Lösung mehrmals mit kleineren Mengen des Lösemittels 2 und trennt dann
dieses ab. Das macht man mit einem Scheidetrichter.
Hier ein Beispiel, das du selber vorführen kannst:
Löse Iod zusammen mit etwas Kaliumiodid in Wasser. Es bildet sich eine braune Lösung. Dann gibst
du Reinigungsbenzin oder Heptan dazu. Das schichtet sich über die Lösung. Verschließe den Behälter
und schüttele kräftig. Die untere wässrige Lösung hellt sich auf, ein Teil des Iods geht in das Benzin
über. Trenn die obere Schicht ab (z. B. mit einem Scheidetrichter, mit einer Pipette oder ähnlichem).
Dann gibst du wieder frisches Benzin auf die wässrige Lösung, schüttelst wieder und so weiter. Nach
vier/fünfmaligem Extrahieren sollte das Iod aus dem Wasser entfernt sein. Dampfe das Benzin ab, und
du erhältst das Iod.
Man spricht hier von einem Verteilungsgleichgewicht von Iod zwischen Wasser und Benzin.
Nimmst du statt Benzin einen Chlorkohlenwasserstoff wie Chloroform oder eine aromatische Verbindung
wie Benzol (Lehrerversuch) oder Toluol, so löst sich das Iod darin in prächtig violetter Farbe.
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F: Besteht eine direkte Proportionalität zwischen der Masse des
Kochsalzes und dem Siedepunkt der Kochsalzlösung?
Wenn ja, gibt es dann eine Mathematische Formel für diese Proportionalität?
A: Die mathematische Beziehung gibt es: Die Siedepunktserhöhung
Delta-T ist direkt proportional zur Teilchenzahl des gelösten Stoffs, also zur Molzahl:
Delta-T = Molzahl · molare Siedepunktserhöhung E
Für Wasser ist die molare Gefrierpunktserniedrigung
E = 0,512 grad/mol
Sie ist unabhängig von der Art der Teilchen.
Da NaCl aus zwei Ionen besteht, ist E in diesem Fall mit 2 zu multiplizieren. Eine einmolare NaCl-Lösung enthält bekanntlich 58,44 g/l. Befindet sich diese Menge in einem Liter Lösung, so gefriert sie bei -1,024 °C.
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F: Wir sollen
bunte Flammen mit einem Spektroskop untersuchen und das ergebnis in bezug mit dem bohrschen atommodel
bringen, ich sehe aber keine verbindung.
A: Wenn du die gelben Flammen z. B. von Natriumverbindungen
durch ein Spektroskop betrachtest, wirst du feststellen, dass du (anders als etwa beim Zerlegen von
weißem Licht einer Glühlampe oder der Sonne) kein kontinuierliches Spektrum siehst, sondern scharfe
Linien. Auch die gelbe Linie von Na-Dampf besteht aus zwei Linien. Das Auftreten von Linien erklärst
du wie folgt:
Licht wird von Atomen ausgestrahlt, wenn Elektronen von höherem Energie-Niveau auf tieferes
fallen. Die Energiedifferenz ist die Lichtenergie. Die ist abhängig von der Wellenlänge des Lichts.
Wären die Elektronen beliebig um ein Atom verteilt, so wäre ein kontinuierliches Spektrum die
Folge. Da sie aber im Bohrschen Atommodell bestimmte, von der Natur vorgeschriebene Bahnen
einnehmen, sind auch die Energiedifferenzen vorgegeben. Diese sind Energiepäckchen; man
nennt sie Quanten. Niels Bohr hat aus diesem spektralen Verhalten auf das Vorliegen von
definierten Bahnen geschlossen und konnte so sein Atommodell entwickeln.