Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 202
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F: Ich bin Referendarin für Biologie und habe eine Anfrage bezüglich der Verwendung von Bromthymolblau in Schülerexperimenten. Ich habe es nicht in der Gefahrstoffliste gefunden - es scheint dort nicht aufgeführt zu sein - und bin daher unsicher, ob es ohne Bedenken für Schülerexperimente eingesetzt werden kann. Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar!


A: Was nicht in der Liste aufgeführt ist, können Sie im Unterricht einsetzen. Bromthymolblau ist momentan noch kein Gefahrstoff. Das wird erfahrungsgemäß aber nicht so bleiben: Irgendeinem aus Soest wird dazu sicherlich noch etwas einfallen...


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F: hallo,
bei meinen recherchen stieß ich auf ihre tolle site.
kurze frage: gibt es eine praktische möglichkeit eisenoxid (konkret eine verrostete herdplatte) zu reduzieren?
Alles was man hierzu sonst findet passt leider nicht in den alltag.
grüße ...


A: So etwas gibt es, aber dabei fällt das Eisen nur als lockerer Schwamm an. Nützt also nichts.


1168
F: Hallo,
ich habe vor etwa 3 Monaten meine Kaffeemaschine, den Wasserkocher und einen Topf mit unverdünnter Essigessenz (25%) entkalkt. Dei Säure hatte eine braune Färbung angenommen. Anschließend habe ich sie gefiltert, wodurch sie sich zwar aufhellte aber nicht wieder farblos wurde. Zurück in die Flasche damit, weil ich dachte man könnte das Zeug nochmal verwenden. Hab ich auch, nämlich heute. Habe den Wasserkocher, und die Kaffeemaschine damit entkalkt. Die "Brühe" wurde wieder dunkler, und dann habe ich mir einen extrem verkalkten Kochtopf vorgenommen. Sofort begann eine heftige Reaktion, die sich durch Hitzezuführung noch verstärkte. Der Kesselstein löste sich in ganzen Stücken ab. Nach 10 minütigem Kochvorgang, war die Säure grün. Ich habe die Kalkstücken rausgefiltert, aber die grüne Farbe blieb.
Daher jetzt meine Frage. Was ist passiert, woher stammt die braune und später die grüne Verfärbung?
Bin leider schon fertig mit der Schule und kann deswegen niemanden Fragen. Wäre nett, wenn sie meinem Wissen auf die Sprünge helfen könnten.
Bis dann...


A: Weshalb die Lösung nach dem ersten Gebrauch braun geworden ist, kann ich nur vermuten: Wahrscheinlich sind es Kaffeereste. Zum Grünen kann ich schon mehr sagen: Essigessenz greift auch Kupfer an. Essigessenz ist nämlich eine heftige Angelegenheit.
Stellen Sie mal ein Stück Kupfer so in ein Glas mit normalem Haushaltessig (5%ige Essigsäure), dass es halb herausschaut. Nach einem Tag bildet sich Grünspan. Es handelt sich also um Kupfersalze. Die Kupfersalze reagieren wiederum mit Aluminium oder Eisen; es bilden sich Lokalelemente, die die Zersetzung von Aluminium oder Eisen katalysieren. Das läuft unter Wasserstofffreisetzung, also Gasbildung ab. Deshalb fliegen Ihnen die Kalkstücke großflächig ab.


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F: Politiker (so hört man wenigstens) können mit Gas Kohle machen. Geht das auch chemisch?


A: Ja. Zum Kohlemachen muss man nur Erdgas (Methan) cracken.

CH4 + Energie ———> C + 2 H2

Das macht man mit Katalysatoren wie den Zeolithen. So stellt man vor allem Wasserstoff her für die Brennstoffzellentechnologie oder für chemische Synthesen - z. B. Hydrierungen in der organischen Chemie oder zur Ammoniaksynthese.
Den Ruß benötigte man vor allem in der Reifenindustrie oder auch als Druckerschwärze. Man kann daraus auch Graphit-Elektroden machen.

Man hat früher auch Ethin mit Sauerstoffunterschuss verbrannt. Dann rußt die Flamme kräftig.

2 C2H2 + O2 ———> 4 C + 2 H2O + Energie


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F: Für meine Maturarbeit möchte ich Aflatoxin in Lebensmitteln nachweisen. Meine Betreuerin und ich haben bereits viel recherchiert, doch uns fehlt noch immer eine geeignete Isolationsmethode für Aflatoxine. Zwar haben wir einige Anleitungen gefunden, doch dabei wird immer Chloroform benötigt, was mir als Schülerin zu verwenden verboten ist. Können Sie mir da vielleicht weiterhelfen? Kennen Sie eine Isolationsmethode für Aflatoxine ohne Anwendung von Chloroform?
Für Ihre Bemühungen danke ich Ihnen recht herzlich. Auch sonst möchte ich Ihnen für die äusserst informative Website danken!


A: Es gibt eine Reihe von Isolierungsmethoden für die Aflatoxine. Die von Ihnen angesprochene ist sicherlich eine der klassischen. So können Sie die A. mit einem Soxhlet-Extraktor aus dem vom gelben Schimmel (genau: Aspergillus flavus und A. parasiticus) befallenen Medium (z. B. Brot, Erdnüsse oder Erdnussbutter sowie Milchprodukte) herauslösen.

Nun haben Sie Probleme mit dem Chloroform (Xn). Das gilt als krebsfördernd (K3, K4) sowie als potentiell fruchtschädigend (F-C). Sie könnten alternativ auch CH2Cl2 nehmen. Das ist aber auch nicht ohne Nebenwirkungen.

Im Labor werden Art und Konzentration von Aflatoxinen durch die HPLC-Methode bestimmt. Als Lösemittel nimmt man z. B. Acetonitril - das ist allerdings auch toxisch... Allerdings benötigen Sie zur Identifikation Eichsubstanzen. Um damit umzugehen, müssen Sie sich durch spezielle Vorkehrungen schützen. Es kann sein, dass Sie bzw. Ihre Schule diese Substanzen gar nicht kaufen dürfen. Grund:

Haben Sie und Ihre Lehrerin sich schon einmal darüber informiert, welch ein gesundheitsgefährdendes Potential Aflatoxine besitzen? Aflatoxin B1 die stärkste bisher bekannt gewordene karzinogene Verbindung überhaupt! (Wieder einmal ein schönes Beispiel für "Alles Bio...!")

Berüchtigt ist seine Lebertoxizität. Die Aflatoxine binden sich direkt mit der DNA oder fügen sich fest in die Helix-Furchen ein. Sie können auf diese Weise Leberzirrhose oder Leberkrebs auslösen. Die LD50 beträgt 7,2 mg/kg Lebengewicht (Ratten). Wirkungen lassen sich schon ab 10 µg/Tag und Kilogramm Lebengewicht feststellen; die LD100 beträgt für den Menschen 1-10 mg/kg. Aus diesem Grunde soll man bekanntlich Brot, das auch nur einen kleinen Schimmelfleck aufweist, komplett vernichten. Denn das für Sie unsichtbare Pilzmycel (der eigentliche Pilz also) durchzieht bereits den ganzen Brotlaib, wenn der Pilz an irgendeiner Stelle seine sichtbaren Früchte (Schimmelfleck) entwickelt.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek